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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Igasurin - Iglau

Igasurin, ein Alkaloid der Brechnüsse, ist äußerst giftig und bildet weiße, in heißem Wasser schwer lösliche Prismen.

Igel (Erinaceus), zu den insektenfressenden Raubtieren gehörige, 14 Arten umfassende Säugetiergattung, Typus einer Familie (Erinaceidae), ist besonders merkwürdig durch die Stacheln, welche die obere Körperseite vom Scheitel an bedecken. Diese Stacheln sind eigentlich zusammengewachsene Haarbündel und dienen dem Tiere als Schutzwehr, indem der eigentümliche Bau seiner Hautmuskeln ihm gestattet, sich dergestalt zusammenzurollen, daß er dem angreifenden Feinde nach allen Richtungen sich kreuzende Spitzen entgegenstellt. Der in ganz Mittel- und Südeuropa einheimische gemeine I. (Erinaceus europaeus L.; s. Tafel: Insektenfresser, Fig. 1) wird sehr nützlich, indem er meist von Schnecken, Würmern, Insekten, besonders aber von Mäusen lebt. Versuche haben bewiesen, daß ihm der Genuß Spanischer Fliegen nicht nachteilig ist, auch soll die giftige Kreuzotter ihm gleich andern Schlangen, Fröschen und Kröten eine willkommene Nahrung bieten und soll ihr Biß ihm nicht nachteilig sein, was indes von zuverlässigen Beobachtern bestimmt in Abrede gestellt wird. Daß der I. den Obstgärten gefährlich werde, indem er die abfallenden Früchte auf seine Stacheln gespießt in seine Magazine trage, ist eine längst widerlegte Fabel; nur bei Mangel an animalischer Nahrung nimmt er zu Obst seine Zuflucht. Die nackten Jungen sind schon nach 24 Stunden mit kleinen Stacheln bedeckt, die anfangs weiß sind. Die zum Karden des Tuchs von den Römern angewendeten Igelfelle machten ehedem einen wichtigen Handelsartikel aus. Den Winter bringt der I. schlafend zu. Er ist leicht zu zähmen und mit Fleisch, Mäusen und Eiern zu ernähren. Die übrigen Arten sind über das Festland Asiens und Südafrika verbreitet, fehlen aber in Amerika und Australien. Auf den Sunda-Inseln kommt eine eigentümliche Gattung Spitzratten (Gymnura mit einer Art (Gymnura Rafflesi Horsf.) mit langem nacktem Schwänze vor. Ausgestorbene Arten werden im Miocän Europas gefunden.

Igel, im Maschinenbau die mit kammartig wirkenden Stahlspitzen besetzte Walze der Streckwerke, Krempelmaschinen, Hechelmaschinen.- I. als landwirtschaftliches Instrument, s. Egge. - I. hieß auch eine Aufstellungsart der Landsknechte (s. d.).

Igel, Fluß, s. Iglawa.

Igel, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Trier, 10 km von Trier, links der Mosel und an der Linie Trier-Wasserbillig der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 430 E., eine hochgelegene Kirche und Weinbau. Hier steht das schönste Denkmal (Igeler Säule) der Römer diesseit der Alpen, ein 23 m hoher, obeliskenartiger, vierkantiger Bau aus rötlichem Sandstein, der Inschrift zufolge von Secundinius Aventinus und Secundinius Securus ihren verstorbenen Eltern und Blutsverwandten als Ehrendenkmal errichtet.

Igelfische (Diodon), ein sonderbares, zu den Haftkiefern gehöriges Fischgeschlecht, dessen Hautplatten mit je einem kräftigen Knochenstachel bewehrt sind. Die I. haben die merkwürdige Fähigkeit, Luft in eine Erweiterung des Schlundes hineinzutreiben, wodurch sie sich kugelig aufblasen und, die großen Augen und den Rücken nach unten gerichtet, die Stacheln nach allen Seiten abgespreizt, an der Oberfläche des Meers treiben. Die vier Arten bewohnen die tropischen Teile des Atlantischen, Indischen und Stillen Oceans. Ihre scharfen Schnabelränder erscheinen oben und unten ungeteilt. Durch eine mittlere Naht in beiden Schnabelhälften unterscheidet sich die Gattung Tetrodon, die außerdem nur ein feines Stachelkleid trägt. Der Fahaka (Tetrodon Fahaka Hasselq.) lebt im Nil und dient, wenn er nach der Überschwemmung in den Lachen zurückbleibt, alt und jung zur Belustigung.

Igelfuß, auch Igelhuf, Straubfuß, nässender Ausschlag am Unterfuße des Pferdes, welcher schließlich zu starker Verdickung der Haut mit warziger Beschaffenheit der Oberfläche führt. Die Bezeichnung rührt daher, daß die Haare auf der erkrankten Haut wie Stacheln stehen. Die Behandlung ist sehr schwierig; regelmäßig wiederholte sachverständige Ätzungen führen am ehesten zum Ziele.

Igelhuf, s. Igelfuß.

Igelkäfer, s. Hispa.

Igelkaktus, s. Echinocactus.

Igelkerzenkaktus, s. Echinocereus.

Igelschnecke (Ricinula), Gattung der Purpurschnecken (s. d.) mit eiförmiger Schale, kurzem Gewinde, höckerigen bis dornigen Windungen. 25 Arten leben in den wärmern asiat. Meeren.

Igelschuß (Hagelschuß), s. Hagel (Bd. 8, S. 640 a) und Geschoß (Bd. 7, S. 903 b).

Igelschwamm, s. Hydnum.

Igelweizen, Weizenspielarten mit weit abstehenden Grannen und kleinen Körnern.

Igidi, Teil der westl. Sahara (s. d.).

Igilgilis, alte Stadt in Mauretanien, das jetzige Dschidschelli (s. d.).

Iglau. 1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt I.) und Gerichtsbezirk in Mähren, hat 509,53 qkm, (1890) 30 840 (17 929 männl., 18 911 weibl.) kath. E., 5072 Häuser und 7621 Wohnparteien in 56 Gemeinden mit 86 Ortschaften. - 2) I., czech. Jihlawa, Stadt mit eigenem Statut, eine der ältesten und nach Brünn die größte Stadt in Mähren, an der böhm. Grenze, in 552 m Höhe, an der Iglawa, über die eine steinerne Brücke führt, und an den Linien Wien-Kolin-Tetschen der Österr. Nordwestbahn und I.-Tabor (99 km) der Österr. Staatsbahnen, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Kreisgerichts sowie einer Finanzbezirksdirektion und hat (1890) mit den drei Vorstädten 23 716 (11 335 männl., 12 381 weibl.) meist deutsche kath. E. (4117 Czechen), darunter 222 Evangelische und 1497 Israeliten, 1226 Häuser, 5099 Wohnparteien, in Garnison 3 Bataillone des Infanterieregiments Nr. 4 "Hoch- und Deutschmeister", 2 Bataillone des Tiroler Kaiserjägerregiments, 1 Bataillon des 81. Infanterieregiments "Freiherr von Waldstätten" und 2 Bataillone des 99. Infanterieregiments "Georg I., König der Hellenen", Post, Telegraph, schöne Parkanlagen auf dem Franz Karlsberg, einen großen Stadtplatz (328 m lang, 114 m breit), ein Staatsgymnasium, eine Landesoberrealschule, 2 Bürgerschulen, 10 Volksschulen, eine gewerbliche und eine kaufmännische Fortbildungsschule. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die St. Jakobspfarrkirche, die wegen des alten Kreuzhanges sehenswerte Minoritenkirche, die St. Ignazkirche, die evang. Pfarrkirche (1876), die

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