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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ilmenit; Ilmensee; Ilminster; Ilo; Ilorin; Ilos; Ilow; Ilse; Ilsenburg; Ilsha; Iltis

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Ilmenit - Iltis.

Ilmenit, s. v. w. Titaneisenerz.

Ilmensee (ehedem Moisk), großer Landsee im russ. Gouvernement Nowgorod, südlich von Nowgorod, 918 qkm (16,7 QM.) groß, 28 m über dem Niveau der Ostsee, 2-9 m tief, mit trübem Wasser, empfängt zahlreiche Flüsse, darunter die Lowat, die mit einem verwickelten Delta mündet, von W. her den Schelon, von O. her die Msta u. a., und steht durch die Wolchow, seinen Abfluß, mit dem Ladogasee in schiffbarer Verbindung. Der I. hat sehr viel Fische, die im Winter unter dem Eis gefangen werden.

Ilminster, Städtchen in der engl. Grafschaft Somerset, 15 km südsüdöstlich von Taunton, mit Spitzenklöppelei, lebhaftem Verkehr und (1881) 3281 Einw.

Ilo, Hafenstadt im Departement Moquegua (Peru), mit der Hauptstadt durch eine 110 km lange Eisenbahn verbunden.

Ilorin, Stadt in Nupe, im westlichen Sudân, auf 300 m hohen Hügeln, umgeben von Mauer und Graben sowie teilweise von dem Fluß Assa, während der stets wasserreiche Salioluku hindurchfließt, hatte 1880: 150,000 Einw., zum großen Teil Joruba, außerdem Nupe, Fulah, Haussa und Kaniki. Zu den letztern gehört der dem Reiche Gando tributpflichtige Sultan. Die Bewohner haben den Islam angenommen, der aber stark durch heidnische Anschauungen gefärbt ist, und fertigen hübsche Gewebe, Waffen und Leder an. Sie sind kühne Krieger und Reiter; die Macht des Sultans ist durch eine Versammlung von Häuptlingen beschränkt. I. ist ein berühmter Markt, auf dem die Straßen vom Mittelmeer mit denen vom Atlantischen Ozean zusammentreffen. Nahe bei der Stadt der 800 m hohe isolierte Granitblock Sobeh.

Ilos, nach der griech. Sage Sohn des Tros, Urenkel des Dardanos, Bruder des Assarakos und Ganymedes, Vater des Laomedon und Großvater des Priamos. Als er einst aus seiner Vaterstadt Dardania auf dem Ida nach Phrygien kam und in einem dort veranstalteten Wettkampf siegte, gab ihm der Landeskönig außer dem Kampfpreis infolge eines Orakelspruchs noch eine scheckige Kuh mit dem Auftrag, eine Stadt zu gründen, wo sich dieselbe niederlege. So gründete er die nach ihm Ilion oder nach seinem Vater Troja genannte Stadt. Als er Zeus um ein Zeichen bat, fand er am andere Morgen das Palladium (s. d.) vor seinem Zelt.

Ilow (Illo), Christian, Freiherr von, österreich. Feldmarschall im Dreißigjährigen Krieg, Vertrauter Wallensteins, stammte angeblich aus einem Adelsgeschlecht der Neumark, focht schon seit Beginn des Dreißigjährigen Kriegs im kaiserlichen Heer, entschied an der Spitze eines Kürassierregiments den Sieg Tillys bei Stadtlohn (1623), befehligte seit 1625 unter Wallenstein als Oberst ein Reiterregiment und zeichnete sich durch Gewandtheit und Tapferkeit aus; doch war er ein ränkesüchtiger Egoist und durch rücksichtslose Erpressungen berüchtigt. Durch Heirat mit der Witwe eines böhmischen Edelmanns vermehrte er sein Vermögen und ward 1627 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, 1631 Generalmajor, nachdem er bei Breitenfeld tapfer gekämpft. Seitdem wieder unter Wallensteins Befehl, operierte er meist in Schlesien und der Lausitz und erlangte Wallensteins Gunst und Vertrauen; schon 1632 wurde er Feldmarschalleutnant und 1633 Feldmarschall. Aus eigennützigen Beweggründen trieb er Wallenstein zum Bruch mit dem Kaiser. Er war einer der Urheber des Verbündnisbriefs ("Pilsener Schluß"), welchen die Offiziere Wallenstein in Pilsen 12. Jan. 1634 ausstellten, und wurde nach dem Einzug Wallensteins in Eger von den gegen ihren Feldherrn verschwornen Obersten Butler, Gordon und Leslie bei einem Bankett 25., Febr. abends 8 Uhr mit Trĉka, Kinsky und dem Rittmeister Nieman in dem dortigen Schloß ermordet.

Ilse, Fluß, hauptsächlich in der preuß. Provinz Sachsen, entspringt in zwei Bächen auf dem Brockengebirge, an der Heinrichshöhe und im Schneeloch, stürzt in zahlreichen Absätzen nach N. durch das reizende Ilsethal, am Ilsenstein vorbei, verläßt bei Ilsenburg den Harz und mündet bei Börßum rechts in die Oker.

Ilsenburg, Flecken und stark besuchter Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, im Kreis und in der ehemaligen Grafschaft Wernigerode, in reizender Gegend, am Austritt der Ilse aus dem Harz und an der Linie Heudeber-I. der Preußischen Staatsbahn, 238 m ü. M., hat ein altes und ein neues gräflich Stolbergsches Schloß (letzteres Bothobau genannt, mit hübschem Schloßgarten), Eisen- und besonders berühmte Kunstgießerei. Maschinen-, Achsen- und Blankschmiedewarenfabrikation, ein Drahtwalzwerk, eine Kupferhütte, Sägemühlen, starken Holzhandel und (1885) 3160 evang. Einwohner. I. wurde 1886 von 495 Sommergästen besucht. In der Nähe eine neuentdeckte, aber nicht benutzte Stahlquelle und der Ilsenstein, ein fast senkrecht aus dem Ilsethal aufsteigender, 75 m hoher Granitfels, dessen Spitze ein kolossales eisernes Kreuz (vom Grafen Anton von Stolberg-Wernigerode zum Andenken an seine im Freiheitskrieg gefallenen Freunde 1814 errichtet) schmückt. Auf der Felsenspitze findet ein merkwürdiges Abweichen der Magnetnadel statt. - Das alte Schloß I., auf einem Felsenvorsprung gelegen, war einst kaiserliche Burg und wahrscheinlich von Heinrich I. erbaut. Durch Schenkung kam es 1003 an den Bischof von Halberstadt, der es in eine Benediktinerabtei umwandelte, deren Klosterschule besonders gegen Ende des 11. Jahrh. in großem Ruf stand. 1572 kam das infolge der Reformation aufgehobene Kloster an die Grafen von Wernigerode, die es wieder zu einem Schloß umschufen, in welchem sie bis 1710 residierten. Vgl. Jacobs, Urkundenbuch des Klosters I. (Halle 1875); Brandes, I. als Sommeraufenthalt (Wernig. 1885).

Ilsha (Ilza), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Radom, nordwestlich von Opatow, mit fischreichen Seen und (1880) 2754 Einw., die Tuchmacherei und besonders Töpferei treiben. Hier 4. Aug. 1831 für die Russen unglückliches Gefecht mit den Polen.

Iltis (Stinkmarder, Putorius Cuv., Foetorius Blas. et K.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere und der Familie der Marder (Mustelida), kleinere Tiere mit schlankem, langgestrecktem Leib, vorn stark verschmälertem Kopf, zugespitzter Schnauze, abgerundeten Ohren, kurzen Beinen, langzehigen Füßen und ziemlich lang behaartem Schwanz von noch nicht halber Leibeslänge. Man teilt die Gattung nach der Bildung der Stirnbeine und der Färbung in drei Untergattungen: Iltisse, Wiesel und Sumpfottern. Der gemeine I. (Ilk, Stinkwiesel, Ratz, P. foetidus Gray, s. Tafel "Raubtiere I"), 40 cm lang, mit 16 cm langem Schwanz, ist unten einfarbig schwarzbraun, oben und an den Seiten dunkel kastanienbraun, am Oberhals und den Kopfseiten heller, am Kinn und an der Schnauze gelblichweiß. Das Weibchen ist an allen Stellen weiß, welche beim Männchen gelblich sind. Unter dem Schwanz hat der I. zwei Drüsen, aus denen sich, wenn er in Not ist, ein starker Gestank verbreitet; er findet sich in der gemäßigten Zone von Europa und Asien bis in die