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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Iltisfelle - Imam.

Polargegenden, in der Ebene und im Gebirge, in Wald und Feld, besonders in der Nähe menschlicher Ansiedelungen. Er lebt in hohlen Bäumen, Erdlöchern, Klüften, alten Fuchsbauten und siedelt sich im Winter in Heuböden an. Seine "Spur" zeigt untenstehende Figur. Er vertilgt viele Mäuse, Maulwürfe, Ratten, Hamster, Kreuzottern, Nattern, Blindschleichen und Frösche, jagt aber auch Vögel, raubt die Hühner- und Taubenställe aus, fängt Fische, frißt auch Früchte und Honig und kann selbst Kindern gefährlich werden. Seine Blutgier ist weniger groß als die der Marder, und mehr als diese legt er Vorratskammern an. Er ist ungemein schlau, vorsichtig, mutig, bissig und spritzt bei der Verfolgung den Inhalt seiner Drüsen gegen den Feind. Bei Verwundungen zeigt er eine überraschende Lebensfähigkeit. Er paart sich im März, und nach zwei Monaten wirft das Weibchen in einer Höhle oder in einem Holzhaufen 4-6 Junge, welche nach drei Monaten fast erwachsen sind und gezähmt werden können. Man benutzt ihn zur Kaninchenjagd. Das Pelzwerk des I. ist warm und dauerhaft. Als Albino des I. sind et sich nur im gezähmten Zustand das Frettchen (Frett, P. furo L., s. Tafel "Raubtiere I"), das lange als eigne Art betrachtet wurde. Es ist seit dem Altertum bekannt (Ictis bei Aristoteles, Viverra bei Plinius, Furo bei Alb. Magnus), etwas kleiner als der I., weißlich oder semmelgelb, auf der Unterseite etwas dunkler, mit roten Augen. An Raublust und Blutgier steht es dem I. kaum nach, nur ist es leichter zähmbar, entflieht aber gern der Gefangenschaft und verwildert dann in wärmern Klimaten vollständig, während es bei uns im Winter zu Grunde geht. Die Begattung findet gewöhnlich zweimal jährlich statt, und nach sechs Wochen setzt das Weibchen 4-8 Junge. Man hält das Frettchen in reinlichen, mäßig warmen Käfigen paarweise und füttert es mit Semmel, Milch, geschnittenen Eiern und Kalbfleisch, wobei man es zugleich an einen bestimmten Pfiff gewöhnt, auf welchen es später dann auch bei der Jagd herankommt. Man benutzt es zur Kaninchen- und in England zur Rattenjagd (Rattenschläger); es paart sich mit dem I. sehr leicht und erzielt Blendlinge, welche dem I. mehr ähneln als dem Frettchen und von den Jägern sehr geschätzt werden.

^[Abb.: Spur des Iltis.]

Iltisfelle, die Bälge des Iltis, kommen besonders von der bayrischen Hochebene, aus Holland, Norddeutschland und Dänemark, weniger gute aus Ungarn, Polen, Rußland und Asien in den Handel. Sie werden wegen ihrer Schönheit und Billigkeit viel in der Heimat des Tiers verwendet, aber auch in großer Menge nach Amerika, Schweden und Finnland exportiert. Die Produktion beträgt in Mitteleuropa 380,000, in Rußland 220,000 Stück, zusammen im Wert von 1,800,000 Mk.

Iltschi, Stadt, s. Chotan.

Ilva, Insel, s. Elba.

Ilversgehofen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Erfurt, an der Schmalen Gera und der Nordhausen-Erfurter Eisenbahn, unmittelbar nördlich an Erfurt angrenzend und mit diesem durch eine Pferdeeisenbahn verbunden, hat ein bedeutendes Steinsalzbergwerk (jährliche Ausbeute 200,000 metr. Ztr.), Zichorienfabrikation, Gärtnerei und (1885) 4280 meist evang. Einwohner.

Il y a des juges à Berlin (franz., "es gibt Richter in Berlin"), Ausspruch, der das Vertrauen des preußischen Volkes auf die unparteiische Gerechtigkeit der Justizbehörden unter der Herrschaft Friedrichs d. Gr. kennzeichnet, wie es sich in der geschichtlich nicht beglaubigten Erzählung vom Müller von Sanssouci besonders kundgab; diese wurde von dem Franzosen Andrieux in französischen Versen bearbeitet ("Le meunier de Sanssouci") und die bekannte Antwort des Müllers mit den Worten wiedergegeben: "Oui, si nous n'avions pas des juges à Berlin", woraus jener Ausspruch entstand.

Ilz, linker Nebenfluß der Donau in Niederbayern, entspringt in zwei Quellbächen, der Kleinen und Großen Ohe, am Böhmerwald, nimmt ihren Lauf nach S. durch ein oft sehr enges und düsteres Thal und mündet nach 54 km langem Lauf bei Passau. Zum bessern Betrieb der auf ihr stattfindenden bedeutenden Holzflößerei wurde ein Arm von ihr oberhalb der Mündung durch einen 130 m langen Tunnel geleitet. Nach der I. war im Mittelalter der Ilzgau benannt, der vom rechten Ufer des Flusses bis an den Niederwald und nach Regensburg am Regen reichte, später in eine Grafschaft verwandelt wurde und 1207 durch Kauf an das Bistum Passau gelangte.

Imaginär (lat.), nur in der Vorstellung beruhend, eingebildet; imaginärer Gewinn, im engern Sinn der Gewinn, welchen der Versicherte durch den Verkauf einer versicherten, zur See versandten oder bezogenen Ware am Bestimmungsort zu machen hofft.

Imaginäre Größen (früher unpassenderweise unmögliche Größen genannt), in der Mathematik diejenigen Größen, deren Quadrate negative Werte haben. S. Komplexe Größen.

Imagination (lat.), Einbildung, Einbildungskraft; in der neuern Philosophie reine Phantasie.

Imagines (lat., Mehrzahl von imago, "Bild"), bei den alten Römern die aus Wachs gefertigten porträtähnlichen Masken, mit denen die Leichen auf dem Forum ausgestellt wurden. Nach der Bestattung wurden dieselben in den beiden Seitenteilen des Atriums (alae) in kleinen Schränken aufbewahrt und durch Laubgewinde derartig verbunden, daß sie in der Gesamtheit einen Familienstammbaum bildeten. Unterschriften (elogia) gaben die Namen, Würden und Thaten der betreffenden Personen an. Bei feierlichen Gelegenheiten des Hauses wurden die Laubgewinde erneuert und die Bilder mit Lorbeer bekränzt. Das Recht, die Ahnenbilder in dieser Weise aufzustellen (Jus imaginum), wurde aber nur durch Erlangung eines kurulischen Amtes (Konsulat, Prätur, kurulische Ädilität) gegeben, dann freilich in erblicher Eigenschaft für alle direkten Deszendenten. Vgl. Drygas, De jure imaginum (Posen u. Halle 1872). In der Zoologie ist Imago Bezeichnung für das vollkommen ausgebildete, geflügelte Insekt (s. d.) im Gegensatz zur Larve.

Imam (arab.), im mohammedan. Religionswesen Name der berühmten Dogmatiker, dann im allgemeinen solcher Theologen, die an der Spitze einer Gemeinde stehen und den Dienst eines Vorbeters zu versehen haben. Der erste I. der Gemeinde pflegt die