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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Imphee - Importants.

deihen nicht auf Sauerkirschen, wohl aber umgekehrt, das Pfirsichreis (Amygdalus) auf dem Pflaumenstamm (Prunus) etc. Die Vereinigung des Edelreises, bez. des Auges mit der Unterlage (sie wachsen niemals zusammen, wohl aber umhüllen neue Jahresringe Unterlage und Edelreis) muß eine möglichst genaue sein, und namentlich müssen die innern Seiten der Rinde (die Kambiumschicht) beider Teile miteinander in Berührung kommen. Am besten gelingt die I., wenn der Trieb der Unterlage bereits angeregt ist, das Edelreis aber sich noch im Zustand der Ruhe befindet, weshalb man letztere zu geeigneter Zeit (Dezember, Januar) schneidet, in Bündel bindet und an schattigem, kühlem, nicht zu feuchtem Ort einschlägt, wo sie zum Wachstum nicht angeregt werden. Die günstigste Zeit für die I. ist im allgemeinen die, in welcher der Safttrieb reger wird, die des ersten Saftes, von Mitte März bis Mai, und des zweiten Saftes, im Juli u. August. Man beginnt das Geschäft mit den zuerst in Saft tretenden Arten: Cerasus, Prunus, Crataegus, Aesculus, Betula, Acer, Fagus, Ulmus etc. und schließt mit Alnus, Fraxinus, Quercus etc. Im Sommer okuliert und veredelt man auch mit Reisern. Im Winter, in besonders dazu geeigneten warmen Vermehrungshäusern, veredelt man angetriebene Unterlagen, zum Teil in Töpfen, auch immergrüne Holzarten, wie Camellia, Rhododendron, Acacia, Koniferen, ganz besonders aber Rosen, Obstbäume, Stachel- und Johannisbeersorten, auf Stämmchen von Ribes aureum, Quercus u. a. Bei der I. übertragen sich zuweilen Eigenschaften des Edelreises auf das Subjekt, wie auch die des letztern (Wachstum, Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse, leichtere oder schwierigere Ernährung) sich stets bei ersterm geltend machen. Bei der Gattung Abutilon hat man bemerkt, daß nach dem Veredeln einer Sorte mit panaschierten Blätter auch das Subjekt solche erzeugt. Versuche mit Kartoffelknollen haben die allgemeine Aufmerksamkeit nicht lange zu fesseln vermocht. Eine Bedingung für das Gelingen der I. ist die, daß die Triebe des Subjekts wohl verkürzt, aber niemals eher ganz entfernt werden dürfen, als bis das Edelreis "festgewachsen" ist. Wenn die Unterlage eine gewisse Varietät nicht annimmt, dann veredelt man doppelt, d. h. zuerst mit einer Abart, die leicht angenommen wird, und daraus mit einer zweiten, die wohl dem ersten Edelreis, nicht aber der Unterlage genügend verwandt ist. Dies gilt namentlich von mehreren Birnsorten, die von der Quittenunterlage nicht angenommen werden; man setzt deshalb zuerst ein Reis der weißen Herbstbutterbirne auf und veredelt diese mit der schwieriger anwachsenden Sorte. Die I. wird entweder mit dem bloßen Auge ausgeführt und heißt dann Okulieren, oder mit dem Reis durch das Pfropfen in den Spalt oder in die Rinde (s. Figur), auch auf den Wurzelhals, das Kopulieren und Sattelschäften, Ablaktieren, Ansäugen, Absäugen. Jedenfalls müssen beide Teile bis zum "Anwachsen" genügend miteinander vereinigt bleiben, und die Luft muß von den Verwundungen, auch der obern des Edelreises, abgehalten werden; man benutzt zu diesem Zweck verschiedene Bindematerialien, wie Papierstreifen, Band, Woll- und Kautschukfäden, Binsen, Kautschukpapier, Bast u. a. Bast (am besten ist Raffiabast), Binsen und Fäden finden beim Okulieren Verwendung, Bänder und Papierstreifen, mit Baumwachs bestrichen, oder Kautschukpapier in schmalen Streifen beim Pfropfen. Man impft auch den Keim einer feinen Kartoffelsorte auf die Knolle einer gröbern, um den Ertrag der erstern zu erhöhen. Vgl. Neumann-Hartwig, Pflanzenvermehrung (Weim. 1886); Teichert, Veredelungskunst (2. Aufl., Berl. 1880); Göppert, Über innere Vorgänge beim Veredeln der Bäume und Sträucher (Kassel 1874); Gaucher, Die Veredelungen (Stuttg. 1885). - Beim Wiesenbau heißt I. das Belegen des Bodens mit Rasenstücken.

^[Abb.: Pfropfen in die Rinde. Pfropfen in den Spalt.]

Imphee (spr. imfi), s. Sorghum.

Impietät (lat.), Gottlosigkeit, Mangel an Pietät.

Impitoyabel (franz., spr. ängpitoaja-), mitleid-, schonungslos, unbarmherzig.

Implakabel (lat.), unversöhnlich.

Implantieren (lat.), einpflanzen.

Implicite (lat.), in etwas mit Inbegriffen, ohne ausdrückliche Nennung darin enthalten (Gegensatz: explicite).

Implizieren (lat.), etwas in eine Sache mit einschließen, mit hineinziehen.

Imploránt (lat.), in der Exekutionsinstanz Bezeichnung für denjenigen, welcher den Antrag auf gerichtliche Hilfe (Imploration) stellt; der Gegner desselben heißt Implorat (s. Zwangsvollstreckung); auch s. v. w. Impetrant.

Impluvium (lat.), in den altröm. Häusern ein in der Mitte des Atriums im Fußboden befindliches Bassin, um das vom Dach herabfließende Regenwasser aufzufangen. Es lag senkrecht unter dem Compluvium (s. d.) und ließ sein Wasser meist in eine unterirdische Zisterne (puteus) fließen.

Imponderabilien (lat., "unwägbare" Stoffe) nannte man früher die hypothetisch angenommenen materiellen Grundlagen zur Erklärung der Erscheinungen, welche Licht, Wärme, Elektrizität und Magnetismus zeigen. In neuerer Zeit spricht man nicht mehr von I., seitdem man Wärme, Licht, Elektrizität und Magnetismus auf Bewegungen des Äthers oder der Körpermoleküle zurückführt.

Imponieren (latein.), einen mächtigen Eindruck machen, Achtung gebieten, Ehrfurcht einflößen.

Import (lat.), s. v. w. Einfuhr (s. d.). Importen (engl. Imports), eingeführte Waren.

Importance (franz., spr. ängportangs, Importanz), Bedeutung, Wichtigkeit; important, wichtig, bedeutend, erheblich.

Importants (spr. ängportang, "Wichtigthuer"), Adelspartei in Frankreich, welche sich 1643 nach dem Tod Richelieus und Ludwigs XIII. bildete, um die Herrschaft an sich zu reißen. Die vornehmsten jungen Edelleute, wie der Herzog von Beaufort, der Sohn des Herzogs von Vendôme, der Herzog von Epernon, die Guisen, endlich die Herzoginnen von Chevreuse