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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Indianersommer; Indianische Pocken; Indianist; Indianola; Indian rubber; Indicium; Indien; Indiennes; Indifferént

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Indianersommer - Indifferent.

sind. Bewohnt wird das Gebiet (1880) von 76,895 Indianern, von denen 59,187 zu den fünf zivilisierten Stämmen gehören, deren jeder ein fest umgrenztes Gebiet einnimmt. Diese fünf Stämme sind die Tscherokesen im NO., die Krik und Seminolen in der Mitte und die Tschachta und Tschickasa längs der Südgrenze. Außerdem bewohnen aber das Gebiet noch die Reste zahlreicher andrer Stämme, als: Cheyenne, Arapahoe, Kiowa, Komantschen, Wichita, Osagen, Kaw, Pani, Ponce u. a. Die fünf zivilisierten Stämme haben ganz bedeutende Fortschritte in der Kultur gemacht. Sie bauen Mais, Weizen, Hafer, Gemüse und auch Baumwolle auf 136,840 Hektar und widmen sich mit Erfolg der Viehzucht (1881: 64,000 Pferde, 6150 Maultiere, 370,000 Rinder, 455,000 Schweine, 33,400 Schafe). Ihre Schulen waren 1883 von 7862 Kindern besucht. Jeder der Stämme bildet einen eignen Staat mit einer Verfassung, welche jener der amerikanischen Bundesstaaten nachgeahmt ist. Die Regierung der Vereinigten Staaten begnügt sich mit Besetzung des Forts Gibson und der Bestallung von neun Indian Agents, durch welche den Indianern ihre Renten (in Waren) ausgezahlt werden. Weißen ist der Zutritt ins Territorium gesetzlich untersagt, doch drängen sich gerade die schlechtern Elemente unter denselben ins Land herein. Eine Eisenbahn (402 km lang) durchschneidet das Gebiet zwischen Kansas und Texas, und von einer Pacificbahn sind bereits 164 km gebaut.

Indianersommer, in Nordamerika Bezeichnung für die milde und heitere Witterung des Septembers und Oktobers.

Indianische Pocken, s. Frambösie.

Indianist, Forscher auf dem Gebiet der indischen Sprachen- und Altertumskunde.

Indianola, Hafenstadt im nordamerikan. Staat Texas, an einem Haff des Golfs von Mexiko, mit (1880) 951 Einw. Es gehört zum Zollbezirk Saluria (s. d.) und ist der Sitz eines deutschen Konsulats.

Indian rubber (engl.), s. v. w. Kautschuk.

Indicium (lat.), Anzeige (s. Indiz).

Indien (India), bei den Griechen und Römern Bezeichnung für das Land jenseit des Indus, d. h. ohne bestimmte geographische Begrenzung die gesamte südlich und südöstlich vom Imaos (Himalaja) gelegene Ländermasse Asiens: das jetzige Vorder- und Hinterindien nebst einem Teil Chinas, der zu letzterm gerechnet wurde. Während die Ägypter und Phöniker schon sehr früh mit der Westküste Vorderindiens (wo wahrscheinlich auch das Goldland Ophir zu suchen ist) in Handelsverkehr standen, beschränkte sich die Kenntnis Indiens bei den Griechen in älterer Zeit auf dürftige und unbestimmte, meist entstellte Nachrichten, die sie auf Umwegen über Persien (z. B. durch Ktesias) davon erhielten. Herodot kennt von I. nur den Nordwestteil, die Gegend des Indus; bei der Beschreibung von Xerxes' Heer führt er die "dunkel gefärbten" indischen Hilfstruppen an und bezeichnet sie als "Äthiopier von Sonnenaufgang", die er jedoch von den afrikanischen Schwarzen sehr wohl unterscheidet. In der Folge wurde die Kenntnis der Griechen von I. durch die Expedition Alexanders d. Gr. nach dem indischen "Fünfstromland" (Pentapotamien, Pandschab) und nach seinem Tode durch den Zug Seleukos Nikators, der (305) bis zur Jamuna (Dschamna) vordrang, namentlich aber durch die Berichte des Megasthenes, der als Seleukos' Gesandter längere Zeit zu Pataliputra, der Residenz des Inderfürsten Sandrokottos (Tschandragupta), verweilte, wesentlich erweitert. Eratosthenes (gest. 193 v. Chr.) kannte bereits die südliche Zuspitzung der vorderindischen Halbinsel sowie Tapropane (Ceylon), während er den Ganges, als den östlichen Grenzfluß Indiens, weit nach Nordosten in die Nähe von Thina (China) verlegte. Während der Regierung des Kaisers Claudius (gest. 54 n. Chr.) kamen Gesandte des Königs Rochias von Ceylon nach Rom, und unter Mark Aurel (gest. 180 n. Chr.) gingen Abgeordnete Roms über Hinterindien nach China. Der Geograph Ptolemäos (2. Jahrh. n. Chr.) unterscheidet schon Vorder- und Hinterindien, erwähnt bei letzterm den "goldenen Chersones" (die Halbinsel Malakka) sowie Java und andre indische Inseln. Natur- und Kunsterzeugnisse Indiens waren schon seit den Zeiten der Seleukiden immer häufiger nach Europa gekommen; im Mittelalter gelangten dieselben teils auf dem Karawanenweg durch die Wüsten Innerasiens nach den Küstenländern des Kaspischen und Schwarzen Meers, teils wurden sie durch die Araber, welche bereits in den ersten Jahrhunderten nach Mohammed die indischen Meere befuhren und auch indische Häfen besuchten, nach Ägypten befördert und von hier aus durch Vermittelung der Genuesen, Florentiner, namentlich aber der Venezianer dem Westen Europas zugeführt. Neu belebt wurde das Interesse für I. durch die wunderbaren Reiseberichte Marco Polos, der unter anderm 1290 als der erste Europäer Sumatra besucht hatte, sowie seines Landsmanns Niccolò di Conti, der im 15. Jahrh. das innere Vorderindien eingehend erforschte, und besonders auf die von Polo geschilderten Goldländer Kathai (China) und Zipangu (Japan), die man als zu Hinterindien gehörig betrachtete, lenkte sich die allgemeine Aufmerksamkeit. Der Gedanke, daß das reiche I. bequemer mittels einer Fahrt nach W. erreicht werden könne, tauchte bald auf und gewann um so mehr Wahrscheinlichkeit, als die Ostküste des Landes der Serer oder Thinä (China) von Ptolemäos um mindestens 51 Grad zu weit gegen O. versetzt war, während auf der Karte des Mathematikers Toscanelli, welche Kolumbus auf seiner ersten Entdeckungsreise als Führer diente, die Entfernung zwischen den Kanarischen Inseln und der Küste Ostasiens nur zu etwa 90 Grad (nach Kolumbus' Umrechnung 1100 span. Meilen) angegeben war. So kam es, daß Kolumbus, als er 1492 auf der Insel Guanahani landete, eine indische Insel unfern der Gangesmündung erreicht zu haben glaubte, und erst nachdem Vasco da Gama 1498 den eigentlichen Seeweg nach dem alten I. gefunden und Balboa 1515 zuerst den Stillen Ozean erblickt hatte, gelangte man zu der Erkenntnis, daß die neuentdeckten Länder im W. von dem Lande der alten Inder im äußersten Osten weit voneinander getrennt seien. Der Name I. ist gleichwohl den von Kolumbus zuerst aufgefundenen Inseln Mittelamerikas verblieben, nur daß man dieselben als Westindien (s. d.) von dem eigentlichen I. im O. als Ostindien (s. d.) unterschied, ebenso wie man die Indianer, die Urbewohner des neuen Weltteils, von den Indern oder Indiern, den Bewohnern Ostindiens, unterscheidet. Vgl. Vivien de Saint-Martin, Étude sur la géographie grecque et latine de l'Inde (Par. 1858-60).

Indiennes (franz., spr. ängdjenn), s. Kaliko.

Indifferént (lat.), "gleichgültig", keine Wirkung äußernd. In der Chemie bezeichnet man Stoffe als i., welche, wie z. B. das Paraffin, in Berührung mit den gewöhnlichen chemischen Agenzien keine oder nur geringe chemische Reaktionen erkennen lassen; daher auch indifferente Thermen solche warme Quellen,