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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Influieren - Infusionstierchen.

zu erhalten, kann man auch jede Elektrode mit dem Knopf einer Leidener Flasche und die äußern Belegungen der beiden Flaschen (durch einen Stanniolstreifen Q) unter sich verbinden (Fig. 3). Jede Flasche lädt sich innen mit der Elektrizität der zugehörigen Elektrode, während die auf dem äußern Beleg abgestoßene gleichnamige Elektrizität durch den Stanniolstreifen nach dem äußern Beleg der andern Flasche wandert, um dort die entgegengesetzte innere zu binden und selbst gebunden zu werden; ist nach kurzer Zeit die hierzu erforderliche Spannung erreicht, so vereinigen sich die Elektrizitäten der innern Belegungen durch einen mit lautem Knall zwischen den Elektroden überspringenden Funken, während die gleichzeitig frei werdenden Elektrizitäten der äußern Belegungen durch den Stanniolstreifen sich ausgleichen. In derselben Weise wie diese zwei Leidener Flaschen wirkt die der Maschine gewöhnlich beigegebene Verstärkungsröhre, eine Glasröhre, welche innen mit einem Stanniolstreifen, außen mit zwei Stanniolringen beklebt ist; mit diesen Ringen wird sie auf die Messingstiele der beiden Kämme gelegt: Die Ringe entsprechen alsdann den innern Belegungen der beiden Flaschen, der innere Stanniolstreifen den miteinander zusammenhängenden äußern Belegungen derselben.

Entfernt man die beiden Elektroden so weit voneinander, daß die auf ihnen angesammelten Elektrizitäten sich nicht mehr ausgleichen können, so fließen sie durch die Kämme auf die Scheibe zurück und vernichten deren Ladung oder kehren sie sogar um. Um das Erlöschen der Maschine bei zu großer Entfernung der Elektroden zu verhindern, sind die überzähligen Kämme tt und vv (Fig. 1) an einem lotrechten Träger ru von Hartkautschuk angebracht, welche bez. mit gg und ii die zurückgestauten Elektrizitäten aufnehmen und gegen die Scheibe strömen lassen. Das Ausströmen der Elektrizitäten aus den Spitzen der Kämme, von welchem das zischende Geräusch herrührt, ist im Dunkeln sichtbar; die positive Elektrizität erscheint in Form von garbenartigen Lichtbüscheln, welche von den Spitzen des Kammes gg aus auf der Scheibe der Drehungsrichtung entgegen sich ausbreiten, die negative in Form von Lichtpünktchen an den Spitzen des Kammes ii.

Dreht man die Maschine, während sie geladen ist, so fühlt man einen größern Widerstand, als wenn sie nicht geladen ist; was man im erstern Fall an Arbeit mehr zu leisten hat, wird in Elektrizität verwandelt. Verbindet man die Elektroden einer thätigen I. mit den Kämmen einer zweiten, von welcher der Schnurlauf abgenommen ist, und erteilt der Scheibe der letztern einen kleinen Anstoß, so gerät dieselbe in rasche Drehung. Während die erste Maschine Arbeit in Elektrizität verwandelt, wird in der zweiten Elektrizität in mechanische Arbeit umgesetzt.

^[Abb.: Fig. 3. Verstärkungsflaschen.]

Influieren (lat.), Einfluß haben, einwirken.

In folio (lat.), in Folioformat (s. Folio).

In folle (lat.), in Bausch und Bogen.

In forma (lat.), in aller Form; in forma pauperis, als Armensache, nach dem Armenrecht; in forma probante, in beweisender, rechtskräftiger Form.

Information (lat.), Unterweisung, Auskunft.

Informationsprozeß (Informativprozeß, lat. Processus informativus), die vor Verleihung der höhern Kirchenämter, namentlich der Bistümer, durch die römische Kurie veranlaßten Recherchen über die Ordnungsmäßigkeit der Wahl und über die Tauglichkeit des vom Kapitel vorgeschlagenen Kandidaten, welch letzterm sodann bei günstigem Resultat nach feierlicher Verkündigung im Konsistorium die päpstliche Konfirmation erteilt wird.

Informationsurteil, s. Belehrungsurteil.

Informator (lat.), Lehrer, namentlich Hauslehrer.

Informieren (lat.), unterrichten, in Kenntnis setzen.

Informität (lat.), Unförmlichkeit.

In foro (lat.), "auf dem Forum", d. h. vor Gericht.

Infraktion (lat.), Bruch, besonders Vertragsbruch, Bruch eines Bündnisses, Gesetzesübertretung.

Infralapsarii (lat.), in der reform. Kirche diejenigen Anhänger der Calvinischen Lehre von der Prädestination, welche annahmen, daß Gott seinen Ratschluß der Erwählung erst mit Bezug auf den vorausgesehenen Sündenfall gefaßt habe. Sie triumphierten 1618 auf der Dordrechter Synode über ihre Gegner, die Ante- oder Supralapsarii, welche in jene Vorausbestimmung Gottes schon den Sündenfall selbst mit einschlossen und dem Dekret der Erwählung zur Seligkeit ein ebenso zeitloses Dekret zur Verdammnis koordinierten.

In fraudem creditorum, s. Fraus.

In fraudem legis, s. Fraus.

Infrequenz (lat.), Mangel an Besuchern.

Infrigidation (lat.), Abkühlung, Erkaltenlassen.

Inful (lat. Infula), bei den alten Römern eigentümliche Art Kopfbedeckung (auch vitta), bestehend in einer breiten wollenen Binde, welche bald breit um das Haupt gelegt, bald turbanartig gewunden ward, weiß (selten scharlachrot) und an beiden Seiten mit herabhängenden Bändern versehen. Als Zeichen religiöser Weihe und Unverletzlichkeit ward sie gewöhnlich von Priestern und Vestalinnen, später auch von den Kaisern und höhern Magistraten getragen. Auch Schutzflehende legten diese Binde an. Als Zeichen heiliger Bestimmung ward sie den Opfertieren um das Haupt gebunden; auch leblose Gegenstände wurden zum Zweck der Weihe damit versehen. Da eine solche Binde schon im 11. Jahrh. Abzeichen der Geistlichen war, so brauchte man das Wort I. gleichbedeutend mit Priesterornat, Mitra (s. d.). Schon im 13. Jahrh. aber wurde I. nur für die von der bischöflichen Mitra sowie von der Kaiserkrone auf den Rücken herabhangenden Bänder, die eigentlich nur den Bischöfen, nicht den Äbten zukamen, gebraucht. Eine Mitra, die Infuln hatte, und ein Abt, der solche führen durfte, hießen infuliert.

Infundibulum (lat.), Trichter; auch Name der Hohlräume, zu denen sich die Luftröhrenästchen erweitern, und an welchen die Lungenbläschen aufsitzen.

Infundieren (lat.), eingießen.

Infusion (lat., "Eingießung"), das Einspritzen von gelösten Arzneisubstanzen in eine Vene des Körpers, eine veraltete, nur in der Tierheilkunde noch gebräuchliche Operation. Sie ist durch die ebenso sicher wirkende und ungleich bequemere und gefahrlosere subkutane Injektion ersetzt (s. Einspritzung).

Infusionsmethode, s. Parfümerie.

Infusionstierchen, s. Infusorien.