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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Interkalar - Internat.

Interkalar (lat.), eingeschaltet; intercalaris annus, Schaltjahr; intercalaris dies, Schalttag.

Interkalarfrüchte, im katholischen Kirchenrecht die Einkünfte erledigter Pfründen von der Erledigung an bis zu ihrer Wiederbesetzung. Diese Zwischenzeitsfrüchte, auf welche früher die Bischöfe, ja selbst der Papst, unter Umständen Ansprüche erhoben, treten jetzt dem Vermögensstock der Pfründe hinzu, wenn sie nicht, wie in manchen Ländern (Baden, Österreich, Württemberg), gewissen allgemeinen Kirchenfonds zu gute kommen. Die Kosten der Vakanz werden aus den Interkalarfrüchten vorweg bestritten.

Interkalarzinsen, s. v. w. Bauzinsen (s. d.).

Interkolumnie (lat., griech. Mesostylon), bei griechischen Tempeln der von Achse zu Achse reichende Zwischenraum zwischen je zwei Säulen, deren Weite durch die Säulendurchmesser bedingt wird.

Interkonfessionell (lat.), auf das Verhältnis der Konfessionen zu einander bezüglich, dasselbe regelnd, z. B. staatliche Gesetze.

Interkostal (lat.), zwischen den Rippen gelegen; Interkostalneuralgie, Neuralgie im Verlauf der Zwischenrippennerven.

Interlaken (von inter lacus, "zwischen den Seen", nämlich von Thun und Brienz), ursprünglich (seit 1130) ein Augustinerkloster, später Staatsgebäude, jetzt ein Teil der auf dem Bödeli zerstreuten Gemeinde Aarmühle, mit (1880) 2121 Einw., das Hauptstandquartier für die herrlichsten Ausflüge im Berner Oberland, mit einer wahren Gasthofskolonie (am Höheweg), 552 m ü. M. Während der Saison zählt man hier 20-30,000 Fremde, und der durch diesen Zufluß bedingte Umsatz berechnet sich nach Millionen Frank. Das Klima, gegen die rauhen Winde geschützt und durch die beiderseitige Seeluft abgekühlt, ist sehr mild (in den Monaten Juni bis September 17-21° C., im Durchschnitt 18,87° C.) und Brust- und Nervenschwachen zuträglich. Die schönsten Ausflüge, welche von I. aus gemacht werden, gehen nach der Heimwehfluh, zum Hohbühl, auf die Schynige Platte, auf den Abendberg etc. oder weiter in Zweigthäler der Lütschine, das gletscherreiche Grindelwald und das durch 20 Wasserfälle geschmückte enge Lauterbrunnen, oder auch nach dem Faulhorn, Gießbach, Brienz, Meiringen und höher in das Oberhasle (s. Haslethal), über die Grimsel zum Rhônegletscher etc. Die ganze in der Saison außerordentlich belebte, mit Ortschaften (Unterseen, I., Matten, Bönigen, Gsteig, Wilderswyl, Mülinen) besäete, wohl angebaute Ebene des Bödeli, rings von Gebirgen eingerahmt, bildet einen Thalkessel der von See zu See eilenden Aare, welcher aus dem Thalhals von Lauterbrunnen die Lütschine (jetzt in den Brienzer See ausgeleitet) zuströmt. Während die Dampfschiffahrt auf dem Thuner und dem Brienzer See schon seit 1835, resp. 1839 besteht, ist eine Verbindungsbahn zwischen beiden Seen, die Bödelibahn (8,4 km lang), welche von Därligen am Thuner See über I. nach Bönigen am Brienzer See führt, erst 1874 vollendet. Damals tauchte auch das Projekt mehrerer Bergbahnen (Schynige Platte, Wengernalp etc.) auf, ist jedoch, wie die Brünigbahn, gegenüber der Ungunst der Zeit zurückgetreten und erst in jüngster Zeit wieder aufgenommen worden. Vgl. Meyer-Ahrens, I. als klimatischer Kurort (Bern 1869); Gelpke, I. in historisch-klimatischer und ästhetischer Beziehung (das. 1870); Gerber, I. (Zürich 1878).

Interlinear (lat.), zwischen den Zeilen geschrieben oder gedruckt; Interlinearversion, eine zwischen den Zeilen des Urtextes befindliche wörtlich genaue Übersetzung, in der Handschriftenkunde auch s. v. w. Interpolation.

Interlokut (lat. Interlocutio, auch Interlocutorium, Zwischenurteil, Zwischenbescheid), früher im Gegensatz zum Enderkenntnis Bezeichnung für eine richterliche Verfügung, die sich nur auf Leitung des Ganges des Rechtsstreits oder auf einen Zwischenpunkt bezog; daher Beweisinterlokut (Beweisbescheid) die richterliche Verfügung, durch welche das Beweisthema in einem bürgerlichen Rechtsstreit festgestellt wird.

Interludium (lat.), Zwischenspiel, besonders der durch die Orgel ausgeführte Übergang von einem Choralvers zum andern.

Interlunium (lat.), die Zeit des Neumonds.

Intermaxillarknochen (Zwischenkiefer, Os intermaxillare, Ossa praemaxillaria), zwei kleine Knochenstücke zwischen den beiden Oberkiefern, bei den meisten Säugetieren zeitlebens deutlich als solche erkennbar, bei den Affen und Menschen jedoch mit den Oberkiefern mehr oder weniger fest verwachsen. In ihnen sitzen die beiden obern Schneidezähne. Beim Menschen ist schon bald nach der Geburt des Kindes fast jede Spur verwischt, so daß man lange Zeit von ihrer Existenz nichts wußte und es Goethe (s. d., S. 555) vorbehalten blieb, sie nachzuweisen (daher auch "Goetheknochen" genannt). S. Schädel.

Intermediär (franz.), dazwischen befindlich.

Intermedium (lat.), Zwischenzeit, Zeitraum zwischen zwei Terminen.

Intermezzo (Intermedio, ital., "Zwischenspiel"), Name der zu Ende des 16. Jahrh. in Italien aufgekommenen musikalischen Zwischenaktsunterhaltungen bei Aufführungen von Tragödien, später auch bei denen seriöser Opern. Anfänglich hingen die Intermezzi der verschiedenen Akte nicht miteinander zusammen, sondern jede behandelte eine andre mythologische Affaire. Allmählich aber entwickelte sich aus ihnen eine im Gegensatz zur Handlung des Hauptstücks mehr oder weniger scherzhaft behandelte zweite Handlung, die sich umschichtig mit jener stückweise abspielte. Ein solches I. war Pergolesis "Serva padrona". Der nächste Schritt war die Lostrennung dieser allmählich erwachsenen scherzhaften kleinen Oper aus der unnatürlichen Verstrickung mit einer seriösen, wodurch die Opera buffa entstand. Die ältesten Intermedien waren einfache Madrigale; auch wurden sie zeitweilig durch Instrumentalvorträge abgelöst; später trat das Ballettdivertissement an Stelle des I. Die einzige Form, in der Intermedien noch jetzt existieren (im Drama), ist die der Zwischenaktsmusiken. Allgemeiner gebraucht man I. für einen unerwarteten, komischen Zwischenfall.

In termino (lat.), am gesetzten Termin.

Intermittierend (lat.), zeitweilig aussetzend, ausbleibend (z. B. von Quellen); intermittierendes Fieber (Febris intermittens), s. v. w. Wechselfieber (s. d.); intermittierender Puls (pulsus intermittens), charakterisiert durch das Ausbleiben einzelner Pulsschläge, ist eine Folge unregelmäßiger Innervation des Herzmuskels und häufig ein Zeichen von Entartung und beginnender Lähmung des Herzens.

Intermundien (lat., "Zwischenwelten", griech. Metakosmien), diejenigen Räume zwischen den verschiedenen Welten, in welche nach der Lehre des Epikuros (s. d.) die unsterblichen Götter versetzt werden, um dort von Weltangelegenheiten ungestört ein seliges Leben zu führen.

Internat (neulat., von internus, "inner"), im Erziehungswesen diejenige Einrichtung der pädagogi-^[folgende Seite]