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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Irani; Iranier; Iranische Sprachen; Irapuato; Irawadi

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Irani - Irawadi.

stan, Kelat oder Belutschistan und Persien (s. diese Artikel), welch letzteres die Benennung I. als nationalen und offiziellen Namen für sich allein beansprucht. Die das weite Gebiet bewohnenden Völker sind größtenteils gleicher Abstammung mit den Ariern (s. d.) und bilden den iranischen Zweig des indogermanischen Urvolkes. Vgl. Spiegel, Eran, das Land zwischen Indus und Tigris (Berl. 1863).

Irani, einheimischer Name für Perser.

Iranier, Gruppe von Völkern, welche iranische Sprachen (s. d.) sprechen und zwar von einem Grundstock stammen, aber im Lauf der Jahrhunderte vielfach mit fremden Elementen durchsetzt wurden. Den Grundstock der iranischen Familie bildeten im Altertum die Meder und Perser sowie die Bewohner der als Ariana bezeichneten Provinzen des persischen Reichs. Heute fallen in den Bereich derselben folgende Völker: die Tadschik, die Tat mit den Guran, die Kurden mit den Luren, die Belutschen, die Afghanen, die Osseten und (vielleicht) die Armenier (s. diese Artikel), welche in ihrer Körperbildung und Kultur weit voneinander abweichen, indem sie vielfach durch fremde Völkerelemente beeinflußt wurden, so die Tadschik durch die Uzbeken, woraus die Sarten hervorgingen, die Belutschen durch die Drawida, die westlichen I. durch benachbarte Semiten.

Iranische Sprachen. Die toten und lebenden Sprachen Irans bilden zusammen mit einigen über die Grenzen Irans hinaus vorgeschobenen Verläufern die iranische Familie des indogermanischen Sprachstammes, die besonders nahe mit den indischen Sprachen verwandt ist und daher mit denselben öfters unter dem Namen der arischen Sprachen zusammengefaßt wird. Die älteste iranische Sprache ist das Zend oder Altbaktrische, das wieder in einen ältern und jüngern Dialekt zerfällt; beide kennen wir nur aus dem Zendavesta, den Bruchstücken von dem heiligen Buch der Zoroastrier, welche die noch übrigen Bekenner der Zoroasterschen Religion in Indien und Persien auf unsre Zeit überliefert haben. Das Zend ist nächst dem Sanskrit der indischen Wedas die altertümlichste der indogermanischen Sprachen und mit dem Sanskrit so nahe verwandt, daß sogar die spitzesten Feinheiten der Syntax sich in beiden Sprachen in gleicher Weise wiederfinden (vgl. Jolly, Ein Kapitel vergleichender Syntax, Münch. 1872). Wenig jünger der Zeit nach, aber abgeschliffener in seinen Formen ist das Altpersische, die Sprache der in Keilschrift abgefaßten Inschriften der Achämenidenkönige. Diese in Persepolis, Behistan u. a. O. gefundenen Inschriften, die vermöge der Ähnlichkeit des Altpersischen mit dem Sanskrit und Zend vollkommen sicher entziffert sind (s. Keilschrift), reichen von der Zeit des Dareios bis tief in das 4. Jahrh. v. Chr. hinein und lassen die zunehmende Abschleifung des Persischen deutlich erkennen; andre Eigentümlichkeiten, die das Altpersische vom Zend scheiden, beruhen darauf, daß jenes die Sprache des westlichen, das Zend aber die des östlichen Iran ist. Auf der nächsten uns bekannten Entwickelungsstufe, im Pehlewi oder Mittelpersischen, erscheint das Iranische fast seines ganzen Beugungsapparats beraubt und, wenigstens als Schriftsprache, mit semitischen Elementen überladen; das Pehlewi war die Hofsprache der Sassaniden, jener Dynastie, welche im 3. Jahrh. n. Chr. auf Grund einer Regeneration des Zoroasterschen Systems das neupersische Reich errichtete und bis zu ihrem Sturz durch die Araber im 7. Jahrh. beherrschte. Teils gleichzeitig mit, teils unmittelbar nach dem Pehlewi tritt in dem Pâzend oder Parsi eine von semitischen Elementen fast gereinigte Sprachstufe auf, die aber ebenfalls der alten Flexionen fast völlig entbehrt. Endlich haben wir in der Sprache des "Shahnâmeh" Firdusis (gest. 1020), des großen Nationalepos der Perser, bereits das Neupersische vor uns, welches das Pâzend sowohl an Reinheit von fremden Bestandteilen als an Armut grammatischer Formen noch übertrifft. Das Neupersische kennt keine grammatische Geschlechtsunterscheidung, fast gar keine Kasusendungen und drückt die Zeiten des Verbums durch Hilfszeitwörter aus, ist daher neben dem Englischen die formenärmste der indogermanischen Sprachen; dafür hat es eine reich und fein ausgebildete Syntax. Seit Firdusi hat sich das Neupersische insofern wieder geändert, als es eine Menge von Fremdwörtern, ja ganze Phrasen aus dem Arabischen aufgenommen hat. Frei von solchen Beimischungen haben sich die Dialekte erhalten, unter denen der von Masenderan der wichtigste ist. Nahe verwandt mit dem Neupersischen sind auch die kurdischen Dialekte und das Belutschi in Belutschistan. Ferner stehen außerhalb Irans folgende Sprachen zu den eben besprochenen in mehr oder weniger naher Beziehung und werden daher von einigen Forschern zu der iranischen Klasse gezählt, von andern als selbständig davon abgesondert: a) Ausgestorbene: die Sprache der Skythen, deren iranischen Charakter Müllenhoff aus einigen von griechischen Autoren überlieferten Vokabeln dargethan hat; vielleicht auch die Sprache der Lydier und andrer kleinasiatischer Völker. b) Lebende: Die Sprache der Osseten und einiger kleiner Stämme im Kaukasus, dann vielleicht das Armenische, das eine umfangreiche, bis ins 5. Jahrh. n. Chr. zurückgehende Litteratur aufzuweisen hat. Es weicht jedoch, obwohl von ausgeprägt indogermanischem Charakter, sowohl hinsichtlich seines Laut- und Flexionssystems als hinsichtlich seines Wortschatzes von den iranischen Sprachen beträchtlich ab. Näher verwandt ist das Afghanische (von den Eingebornen Paschtu oder Puschtu genannt), das freilich in lexikalischer Beziehung eine Mittelstellung zwischen der iranischen und indischen Klasse einnimmt, die seinem geographischen Auftreten in der Grenzprovinz zwischen Iran und Indien entspricht. Vgl. Spiegel, Vergleichende Grammatik der alteranischen Sprachen (Berl. 1882); Hübschmann, Iranische Studien (in der "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung" 1878).

Irapuato, Flecken im mexikan. Staat Guanajuato, nordwestlich von Salamanca, mit einer reichdotierten lateinischen Schule (im Franziskanerkloster) und (1880) 27,700 Einw. im Munizipium, welche Landwirtschaft betreiben.

Irawadi (Irrawaddy, Ava), großer Fluß Hinterindiens, dessen bisher noch unentdeckte Quellen im südwestlichen Tibet unter 27° nördl. Br. vermutet werden, während andre den Sanpu für den Oberlauf des Flusses halten. Unter 25° 45' nördl. Br. vereinigen sich die für seine Quellflüsse gehaltenen Malika und Mekah zum I., der, wie der Malika, eine südliche Richtung verfolgend, unter 25° 25' südl. Br. auf birmanisches Gebiet übertritt, rechts den Mogung und, nachdem er eine lange Felsenenge durchflossen, bei Bhamo links den Taping aufnimmt. Unterhalb Bhamo wendet er sich nach W., durchfließt eine zweite Enge, nimmt dann Südrichtung an bis zur Ruinenstadt Amarapura, südlich von Mandalai, wo ihm der Myitnghi links zugeht, schlägt abermals westliche Richtung ein und empfängt rechts seinen größten Nebenfluß, den von N. kommenden, dem