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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Isergebirge; Iserin; Iserlohn

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Isergebirge - Iserlohn.

und Rhône und hat einen Flächenraum von 8289 qkm (150,5 QM.). Das Land liegt im Flußgebiet des Rhône und wird von diesem sowie den zahlreichen Zuflüssen, unter denen der Guiers, die Bourbre, die Gère und die Isère, die hier den Drac mit der Romanche aufnimmt, die bedeutendsten sind, reichlich bewässert. Der nordwestliche Teil ist ziemlich eben und hat zum Teil einen trocknen und dürren Boden, der südöstliche aber ist hohes Alpenland und reich an Naturschönheiten. Die nördlichen Vorberge sind ganz angebaut, die höhern mit Wald bewachsen, die höchsten südlichen dagegen mit nackten Felsen und zum Teil mit ewigem Schnee und gewaltigen Gletschern bedeckt. Als die bedeutendsten Berge sind zu nennen: die der Pelvouxgruppe angehörenden Aiguille d'Olan (3883 m) und Aiguille du Midi (3989 m) an der Südostgrenze; nördlich davon die Grandes Rousses (3478 m), nordwestlich von diesen die Bergkette von Belledonne (2981 m) und jenseit des Isèrethals die Berggruppe der Grande Chartreuse (2087 m). Unter den Hauptthälern des Landes sind das Graisivaudan (s. d.) oberhalb Grenoble und das von Oisans (das obere Romanchethal) die schönsten. Im O. gibt es viele Seen und Weiher sowie ausgedehnte Sümpfe. Das Klima ist gesund, aber sehr veränderlich; besonders in den Thälern folgt oft auf die größte Hitze die empfindlichste Kälte, und der Winter ist sehr streng. Im Gebirge gibt es nur Sommer und Winter, aber jener dauert kaum drei Monate. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1886) 581,680 Seelen. Vom gesamten Areal kommen 3630 qkm auf Ackerland, 580 auf Wiesen, 360 auf Weinland, 1110 auf Heideland und 1630 qkm auf Wald. In dem hohen Thal von St.-Laurent du Pont oder La Grande Chartreuse gedeiht nur um St.-Laurent du Pont Getreide und Hanf; in dem von Oisans, dem weidereichsten und höchsten des Departements, wachsen nur Hafer, Gerste, Kartoffeln; die von Voiron und Vizille sind ergiebig an Hanf; das Graisivaudan, das fruchtbarste von allen, liefert Getreide, Wein, Früchte, Hanf etc. In den übrigen teils sandigen, teils dürren oder sumpfigen Gegenden erfordert der Ackerbau große Mühe; dennoch ist der Ertrag des Departements an Bodenprodukten ziemlich reichlich (die Weizenernte beträgt durchschnittlich 1½ Mill. hl, die Weinernte 700,000 hl). Die Gebirge sind reich an vorzüglichen Arzneipflanzen. Von den Produkten des Pflanzenreichs nennen wir noch: Walnuß-, Kastanien-, Maulbeer- und Mandelbäume, Tabak, Raps. Das Tierreich liefert kleine Pferde, Rindvieh, Schafe, Maulesel, Schweine, Ziegen, aus deren Milch guter Käse (Sassenage und Oisans) fabriziert wird, Murmeltiere, Gemsen, wildes Geflügel sowie stellenweise Bären, Wölfe und Luchse in den Hochgebirgen, Seidenraupen (jährlicher Ertrag an Kokons über ½ Million kg), Fische etc.; das Mineralreich Eisen, Steinkohlen (1884: 158,500 Ton.) und Torf (13,000 T.), ferner Marmor, Schiefer, Bausteine, Gips; auch mehrere besuchte Mineralquellen sind vorhanden. Die Industrie beschäftigt ansehnliche Fabriken und Manufakturen für Eisen und Stahl (Produktion 1885 an Roheisen 18,605 Ton.), Zink, Handschuhe, worunter die Grenobler Handschuhe einen europäischen Ruf genießen, Seide und Seidenzeuge (1881: 15,800 Arbeiter), Tuch (4010 Arbeiter), Leinwand, Kattun, Strohhüte, Papier, worin das Departement (1881: 5150 Arbeiter) den ersten Rang behauptet, hydraulischen Kalk und Zement, Seife, Kerzen, Likör (Chartreuse) etc. Auch der Handel des Departements, durch Eisenbahnen und gute Straßen unterstützt, ist lebhaft. Für höhere Bildung bestehen 3 Fakultäten (zu Grenoble), ein Lyceum und 3 Collèges. Eingeteilt wird das Departement in die vier Arrondissements: Grenoble, St.-Marcellin, La Tour du Pin und Vienne; Hauptstadt ist Grenoble.

Isergebirge, Gebirge im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz und in Böhmen (s. Karten "Schlesien" und "Böhmen"), ein Teil der Sudeten, zwischen dem Riesengebirge und dem Großen Zacken einerseits, dem Lausitzer Gebirge und der Lausitzer Neiße anderseits. Es ist ein rauhes, waldiges und wenig bewohntes Gebirge, aus vier fast parallelen Ketten bestehend, die sich in der Richtung des gesamten Sudetenzugs, von SO. nach NW., erstrecken. Der höchste und Hauptzug derselben ist der Hohe Iserkamm, der sich mit einer Mittelhöhe von 1000 m in einer Länge von 15 km bis zu der 1155 m hohen Tafelfichte (s. d.) erstreckt, an deren Südostfuß die Quelle der Großen Iser liegt. Südlich vom Hohen Iserkamm und von demselben durch die 7 km lange, sumpfige Iserwiese getrennt, zieht sich der Mittlere Iserkamm 11 km lang zwischen der Großen und Kleinen Iser hin, nicht selten bis gegen 1000 m ansteigend; einen zweiten südlichen Parallelzug bildet der Welsche oder Wohlsche Kamm, der im Kratschenberg 1123 m Höhe erreicht. Der vierte, nördliche Parallelzug ist im allgemeinen niedriger, er führt den Namen Kemnitzkamm und ist im Nebelberg 724 m hoch. Der 1884 zu Reichenberg in Böhmen gegründete Touristenverein ist bestrebt, das I. für den Touristenverkehr, der ihm bis jetzt fast ganz fehlt, zu erschließen. Vgl. Neugebauer, Das I. (3. Aufl., Görl. 1887).

Iserin, s. v. w. Titaneisenerz.

Iserlohn, Kreis- und bedeutende Fabrikstadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, im Sauerland, am Flüßchen Baar und an der Linie Letmathe-Fröndenberg der Preußischen Staatsbahn, 250 m ü. M., hat 3 evangelische, eine kathol. Pfarrkirche und eine Synagoge, ein neues Rathaus, ein Kriegerdenkmal mit dem Erzstandbild Kaiser Wilhelms (seit. 1883), ein Amtsgericht, eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, ein Realgymnasium, eine Schule für Metallindustrie u. (1885) 20,102 meist evang. Einw. I. besitzt zahlreiche Fabriken zur Erzeugung von Eisen-, Stahl-, Messing-, Bronzewaren, von Näh-, Strick- u. Haarnadeln mit starkem Export; andre Fabriken liefern Regenschirmgestelle, Möbel, Reit- und Fahrgeschirre, Zinn- und Britanniawaren, chemische Produkte, Neugold-, Neusilber-, Panzerwaren etc. In den Fabriken werden über 3500 Arbeiter beschäftigt. Nicht unbedeutend ist auch der Bergbau auf Galmei, infolge dessen in neuester Zeit bedeutende Senkungen entstanden sind, die einen Teil der Stadt gefährden. - I. entwickelte sich seit dem 15. Jahrh. zu einem Fabrikort. Der Galmeibergbau nahm 1751, die Messingfabrikation seit Anfang des 19. Jahrh. einen besondern Aufschwung. In der Nähe steht auf einem Felsen ein kolossales eisernes Kreuz zum Andenken an die Befreiungskriege. Zwischen I. und Letmathe ist der Fabrikort In der Grüne, der teilweise noch zu I. gehört; daselbst die großartige, 1868 entdeckte Dechenhöhle (s. d.) mit prächtigen Tropfsteingebilden.

^[Abb.: Wappen von Iserlohn.]