Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ismene; Ismid; Ismir; Isnard; Isnik; Isny; Iso...; Isobaren; Isobarometrische Linien; Isobronten; Isochasmen

43

Ismene - Isochasmen.

freisinnigen Grundsätzen seines Vorgängers. Obwohl er das Volk, besonders die Fellahs, mit Steuern und Frondiensten hart bedrückte, um die bedeutenden Summen aufzubringen, welche sein verschwenderischer Hof und seine großen Rüstungen verschlangen, und Ägypten mit Schulden belastete, so erwarb er sich doch auch bedeutende Verdienste um das Land. Er führte die Baumwollkultur in Ägypten ein, namentlich aber setzte er die Vollendung des Suezkanals gegen die von England angestifteten türkischen Intrigen durch. Auch berief er 1866 eine ägyptische Notabelnversammlung, um über innere Reformen zu beraten. Hauptsächlich war sein Augenmerk darauf gerichtet, die Herrschaft seiner Dynastie zu befestigen und sich vom Sultan unabhängig zu machen. Im Mai 1866 erhielt er die Zustimmung der Pforte zur Regelung der Erbfolge in direkter Linie, 1867, als die Türkei wegen des kretischen Aufstandes seines Beistandes bedurfte, den Titel Chedive ("Vizekönig") und bedeutende Zugeständnisse für die Selbständigkeit der Verwaltung Ägyptens. Als er aber, durch Napoleons Gunst ermutigt, sich ein starkes Heer nach europäischem Muster bildete, eine Flotte von Panzerschiffen anschaffte, 1869 auch eine Reise an die europäischen Höfe antrat, über die Neutralisierung des Suezkanals und die Aufhebung der Konsulargerichtsbarkeit selbständige Verhandlungen mit den Mächten anknüpfte und durch dies alles zu deutlich sein Streben nach Unabhängigkeit kundgab, schritt die Pforte ein, und I., welcher für einen Krieg auf fremde Hilfe nicht rechnen konnte, mußte sich im Dezember 1869 unterwerfen und im März 1870 seine Panzerschiffe ausliefern. Im Juli 1870 machte er selbst einen Besuch in Konstantinopel, und durch Wiederholung desselben 1872 und 1873 sowie durch reichliche Geldgeschenke an den Sultan selbst und die vornehmsten Beamten erlangte er einen neuen Ferman vom 8. Juni 1873, der ihm zwar einen Tribut von 1 Mill. Thlr. auferlegte, dafür aber ihm einen höhern Rang und thatsächliche Unabhängigkeit garantierte. Die kriegerischen Unternehmungen hatten die Eroberung von Dar Fur zur Folge, während sie in Abessinien einen unglücklichen Ausgang nahmen. Schließlich aber wuchsen die Schulden durch die Verschwendung Ismail Paschas so an, daß er 1878 nicht mehr im stande war, die Zinsen zu bezahlen, und als er sich der europäischen Kontrolle seiner Finanzen entziehen wollte, wurde er auf Antrieb der Westmächte 26. Juni 1879 vom Sultan zur Abdankung gezwungen, worauf sein Sohn Tewfik Chedive wurde. I. begab sich mit seinem Harem zunächst nach Neapel und bemühte sich, freilich vergeblich, durch Rundreisen bei den Mächten die Wiederherstellung seiner Herrschaft zu erlangen.

Ismene, nach griech. Sage Tochter des thebanischen Königs Ödipus (s. d.) und Schwester der Antigone.

Ismid (Iskimid), türk. Stadt im kleinasiatischen Teil des Wilajets Konstantinopel, an einem Golf (Busen von I.) des Marmarameers, mit Skutari durch eine Eisenbahn verbunden, Sitz eines griechischen Metropoliten und eines armenischen Erzbischofs, hat schmutzige Straßen und verfallene Häuser, einen Hafen und 15,000 Einw. (viele Christen). Haupterwerbszweige sind: Seidenweberei, Töpferei und Küstenschiffahrt. I. ist das alte Nikomedia (s. d.).

Ismir, türk. Name der Stadt Smyrna.

Isnard (spr. -nár), Maximin, Girondist, geb. 16. Febr. 1751 zu Grasse in der Provence, ward 1791 in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, schloß sich den Girondisten an und trug durch seine leidenschaftliche Beredsamkeit das meiste dazu bei, den Thron zu stürzen und Frankreich in auswärtige Kriege zu verwickeln. Als Mitglied des Konvents stimmte er für die Hinrichtung Ludwigs XVI. und die Einsetzung des Wohlfahrtsausschusses, widersetzte sich aber der Tyrannei der Jakobiner und entging dem Tod (Juni 1793) nur dadurch, daß er Paris verließ und sich verbarg. 1795 trat er wieder in den Konvent und war einer der wütendsten Vorkämpfer der royalistischen Reaktion. 1796 ward er Mitglied des Rats der Fünfhundert, 1799 des Tribunals, zog sich aber 1804 vom politischen Leben zurück und starb 1830 in Grasse.

Isnik, Dorf im türk. Wilajet Chodawendikjâr in Kleinasien, am östlichen Ende des Sees von I. (I.-Göl), nahe dem Marmarameer, ist das alte, berühmte Nikäa (s. d.), das 1330 vom Osmanen Orchan erobert wurde. Von der alten Stadt sind noch Reste der Mauern, einer Wasserleitung und eines Theaters, von einer neuern, ebenfalls verfallenen türkischen Stadt die Reste von Moscheen, Bädern u. a. übrig.

Isny, Stadt im württemberg. Donaukreis, Oberamt Wangen, im württembergischen Algäu, an der bayrischen Grenze und an der Linie Herbertingen-I. der Württembergischen Staatsbahn, 704 m ü. M., hat 2 schöne Kirchen, ein reiches Spital, ein schönes Rathaus, ehemaliges Benediktinerkloster von 1090 (jetzt Residenzschloß der Grafen von Quadt-I.), eine Seidenzwirnfabrik, Maschinenwerkstätte, Fabriken für Peitschen, Litzen, Spulen, Seifen, Drahtwaren, Filtriersteine, Wagen u. Chaisen, einen Stahlhammer, Bierbrauerei, Käse- und Holzhandel und (1885) 2584 meist kath. Einwohner. I. war schon im 8. Jahrh. vorhanden, wurde 1365 Reichsstadt, kam 1803 an die Grafen von Quadt und 1806 zu Württemberg.

Iso... (griech., "gleich") bezeichnet in Zusammensetzungen das Gleiche, Gleichgestaltete und Gleichartige.

Isobaren (griech.), Linien gleichen Barometerstandes (s. Wetter).

Isobarometrische Linien (griech.), Linien auf der Erdoberfläche, welche diejenigen Orte miteinander verbinden, für welche die mittlere monatliche Amplitude der Barometerschwankungen denselben Wert hat (s. Barometer, S. 388).

Isobronten (griech.), Linien auf der Erdoberfläche, welche diejenigen Orte miteinander verbinden, an welchen bei heraufziehendem Gewitter der erste Donner gleichzeitig gehört wurde. Diese Linien sind von v. Bezold in die Meteorologie eingeführt und liefern ein vorzügliches Bild für den Weg eines fortschreitenden Gewitters.

Isochasmen (griech.), Kurven gleicher Polarlichthäufigkeit (s. Polarlicht). Die Zone der größten Häufigkeit und Intensität des Nordlichts beginnt bei 72° nördl. Br. an der Barrowspitze in Nordamerika, geht über den Großen Bärensee nach der Hudsonbai, schneidet diese unter 60°, zieht dann über Nairn an der Labradorküste südlich vom Kap Farewell zwischen Island und den Färöern hindurch in die Nähe des Nordkaps und von da nach dem Nördlichen Eismeer. Nach den weiter zu Gebote stehenden Beobachtungen soll die Linie um Nowaja Semlja und um das Kap Tscheljuskin gehen, im östlichen Sibirien sich der Küste nähern und von da zur Barrowspitze zurückkehren. Mehr oder weniger parallel mit dieser Linie laufen diejenigen Linien, auf welchen jährlich annähernd gleichviel Nordlichter gesehen werden. So geht z. B. die Linie für jährlich ein Nordlicht von Bordeaux durch die Schweiz über Krakau, südlich von Moskau und Tobolsk zum nördlichen Ende des Baikalsees,