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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Isotheren; Isothérmen; Isotrop; Isouard; Ispahan

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Isotheren - Ispahan.

erwerben durften, ohne daß sie deswegen in die Rechte des Staatsbürgertums eintraten.

Isotheren (griech.), auf Erdkarten Linien, welche Orte von gleicher mittlerer Sommerwärme verbinden; vgl. Isothermen.

Isothérmen (griech.), Linien, welche auf Erdkarten alle Orte derselben Hemisphäre verbinden, die gleiche mittlere Jahreswärme haben. Die I. wurden zuerst von A. v. Humboldt nach der mittlern Jahrestemperatur von 60 verschiedenen Orten gelegt und später, namentlich durch Dove, auf eine bedeutend größere Anzahl von Orten (über 900) bezogen, ohne daß die ihnen von Humboldt gegebene Form eine wesentliche Änderung erfahren hätte. Die I. der höchsten und der niedrigsten mittlern Jahrestemperatur repräsentieren eine Temperatur von resp. +27½° C. und -20° C. Um die klimatischen Verhältnisse eines Ortes kennen zu lernen, genügt nicht die Kenntnis seiner Jahresisotherme, sondern man muß auch den Gang der Wärme im Lauf des Jahrs kennen. Zu diesem Zweck pflegt man außer den Jahresisothermen auch diejenigen Kurven zu legen, welche alle Orte mit gleicher Sommertemperatur (Isotheren), und diejenigen, welche alle Orte mit gleicher Wintertemperatur (Isochimenen) miteinander verbinden. Um den Gang der Temperatur während eines Jahrs noch genauer durch Kurven darzustellen, bestimmt man aus möglichst vieljährigen Beobachtungen die Mitteltemperatur jedes einzelnen Monats und legt die diesen Werten entsprechenden Monatsisothermen, welche ein deutliches Bild über die im Lauf eines Jahrs stattfindenden Temperaturschwankungen der verschiedenen Orte angeben; s. Lufttemperatur.

Isotrop (griech., "gleichgewendet") heißt ein Körper, welcher hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften, z. B. der Fortpflanzung des Lichts, nach allen Richtungen hin gleich beschaffen ist, im Gegensatz zu den heterotropen oder anisotropen Körpern; s. Doppelbrechung.

Isouard (spr. isuár), Niccolò, Opernkomponist, geb. 1775 auf der Insel Malta als Sohn eines Kämmerers des Großmeisters, sollte sich in Paris für den Seedienst vorbereiten, kehrte aber nach dem Ausbruch der Revolution nach Malta zurück und lebte dann als Handlungsdiener in Palermo und Neapel, seine ganze Muße den Musikstudien widmend, am letztern Ort unter P. Guglielmos Leitung. Nachdem er in Florenz seine erste Oper: "L'avviso ai maritati", zur Aufführung gebracht und in Livorno die ernste Oper "Artaserse" komponiert hatte, ward er vom Großmeister als Organist und Ordenskapellmeister nach Malta berufen. Infolge der Aufhebung des Ordens durch die Franzosen seiner Ämter beraubt, folgte er 1800 dem General Vaubois als Sekretär nach Paris, wo er mit der Oper "Fanchette" auftrat. Dieser folgten dann: "Les confidences" (1803), "Michel-Ange" (1804), "Cendrillon" (Aschenbrödel) und "Joconde", welche beiden seit 1810 in Paris mehr als hundertmal zur Ausführung gekommen sind, endlich "Aladin, ou la lampe merveilleuse". I. starb 23. März 1818 in Paris. Die Wirksamkeit seiner Musik beruht hauptsächlich auf der geschickten Verschmelzung des italienischen und französischen Elements, und da er außerdem in der Wahl seiner Stoffe sowie der Darsteller seiner Opern den Geschmack des Pariser Publikums stets zu treffen wußte, so konnte er sich bis zu seinem Tod, selbst neben Boieldieu, einer ungeminderten Beliebtheit erfreuen.

Ispahan (Isfahan), einst die Hauptstadt von Persien und noch immer nächst Teheran die ansehnlichste Stadt des Landes, wiewohl sie jetzt größtenteils in Ruinen liegt und nur etwa 670,000 Einw. zählt, während ihre frühere Bevölkerung auf das Zehnfache angeschlagen wurde. Sie liegt in einer fruchtbaren Gegend in der Provinz Irak Adschmi am Sendrud, einem Steppenfluß, 1432 (nach andern 1698) m ü. M. Der Umfang ihrer halb verfallenen Mauern beträgt 37 km; doch kann man jetzt eine Stunde weit innerhalb derselben wandern, ohne ein andres Wesen als einen Schakal oder Fuchs anzutreffen. Von den angeblich 137 königlichen Palästen, welche die Stadt ehedem besaß, befinden sich nur noch wenige in leidlichem Zustand; viele aber sind noch in ihrem Verfall prächtig. Noch sind mehrere prachtvolle Brücken über den Fluß vorhanden, noch glänzen viele der vergoldeten Moscheenkuppeln, und noch erheben sich die schlanken Minarets. I. hat im ganzen jetzt 12 große und eine Anzahl kleinerer Moscheen, 13 Gelehrtenschulen, 18 große und mehrere kleinere Bäder, üppige Gärten, zahlreiche überdachte Bazare und große Karawanseraien, aber schlechte, enge, krumme und schmutzige Straßen. An der Südseite des Flusses liegt die Vorstadt Dschulfa, der Wohnsitz von etwa 5000 Armeniern, mit 10 Kirchen (darunter eine bischöfliche Kathedrale), 2 Klöstern und mehreren Schulen. Unter den Gebäuden verdient zumeist Erwähnung der in einem prächtigen Garten liegende Palast Tschehil-Situn (der "vielsäulige"), an dessen Vorderseite 20 schlanke, 15 m hohe, auf Marmorsockeln ruhende und durchaus mit Spiegeln ausgelegte Säulen ein weites, reichgeschmücktes Dach tragen. Hinter den Säulen dehnt sich eine offene, ebenfalls mit Spiegeln ausgelegte Halle aus, welche in der Mitte einen Springbrunnen enthält und im Hintergrund durch ein gewölbtes Thor in den Hauptraum führt. Letzterer ist ein hohes, glänzend geschmücktes Zimmer mit Wandgemälden, welche Szenen aus dem Leben Schah Abbas' (1586-1628) darstellen, und auf gleiche Weise verzierten Seitengemächern. Von hier gelangt man durch das Thor Ali-kapi (mit 5 Stockwerken, das höchste Gebäude der Stadt) auf den berühmten, jetzt verödeten Meidan-i-Schah ("Königsplatz"), welcher für den größten Marktplatz der Welt gilt. Er mißt 845 m in der Länge, 227 m in der Breite und ist von einem eigentümlichen Bauwerk mit zwei gewölbten offenen Gängen übereinander umgeben. An der Nordostseite desselben liegt die große Moschee Lutf Allah, an der Südostseite die Hauptmoschee (Mesdschid-i-Schah), die prächtigste des Morgenlandes; an der Nordwestseite zeigt sich der Eingang zu den Bazaren und über demselben die Galerie Nakkarah-Chaneh; in der Mitte des Platzes endlich erhebt sich das Kapuk, ein hoher Pfahl, an dessen Fuß die Hinrichtungen der verurteilten Verbrecher vollzogen werden. Der Gewerbfleiß von I. ist nicht unbedeutend; die vorzüglichsten Erzeugnisse sind: Seiden- und Baumwollzeuge, Wollstoffe, Samt, Hieb- und Schußwaffen, Pulver, Bijouterien, Pantoffeln, Schuhe nach europäischer Art, Sättel und Pferdegeschirre, Holzmosaik etc. Wichtiger noch ist der Handelsverkehr. I. liegt an einer Haupthandelsstraße (mit Telegraph und Reitpost), welche die Residenz Teheran mit dem ersten Platz am Persischen Golf, Buschir, verbindet, und steht ebenso über Kirman mit Südafghanistan, über Tebbes mit Meschhed und Herat in Karawanenverkehr. - I. ist das Aspadana der alten Geographen und wurde nach persischen Schriftstellern von Juden, welche durch Nebukadnezar in die Gefangenschaft geführt waren, gegründet und von Alexander d. Gr. verschönert. Feridun schenkte