Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Janssens; Jantje; Jantra; Jantsekiang

152

Janssens - Jantsekiang.

risch die ultramontane Sache zu fördern. Er schrieb: "Wibald von Stablo und Corvey" (1854); "Frankreichs Rheingelüste und deutschfeindliche Politik in frühern Jahrhunderten" (Frankf. 1861; 2. Aufl., das. 1883); "Schiller als Historiker" (Freiburg 1863, 2. Aufl. 1879); "Zur Genesis der ersten Teilung Polens" (das. 1865); "Gustav Adolf in Deutschland" (Frankf. 1865); "Karl d. Gr." (das. 1867); "Geschichtsquellen des Bistums Münster" (Münst. 1856); "Frankfurts Reichskorrespondenz von 1376 bis 1519" (Freib. 1863-66, 2 Bde.); "Zeit- und Lebensbilder" (das. 1875, 3. Aufl. 1879); "Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg" (das. 1876-77, 2 Bde.; Neubearbeitung in 1 Bd., 1.-3. Aufl. 1882). Sein Hauptwerk ist die bereits in 14 Auflagen erschienene "Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters" (Freib. 1877-86, Bd. 1-5), welche zu beweisen sucht, daß die Zustände Deutschlands im Beginn des 16. Jahrh. in Staat und Kirche, Kunst und Wissenschaft gesunde und blühende gewesen und diese Blüte nur durch die Reformation vernichtet worden sei. Trotz dieser Tendenz, und obwohl die Beweisführung des Verfassers nur durch Verschweigungen und Verdrehungen möglich war, wurde der 1. Band des Werkes, weil auf vielseitigen kulturgeschichtlichen Studien beruhend, dennoch auch von der freisinnigen Geschichtswissenschaft mit Wohlwollen aufgenommen. Indes die Gehässigkeit, mit welcher J. im 2. und 3. Bande die Schwächen der Reformatoren hervorhob und in breitester Weise erörterte, sowie die Perfidie oder Gewissenlosigkeit, mit der er besonders die Aussprüche Luthers unvollständig oder geradezu unrichtig wiedergab und in falsches Licht rückte, ließen das Buch als einen wohlüberlegten, fanatischen Angriff auf den Protestantismus und den kirchlichen Frieden erscheinen und riefen lebhafte Entgegnungen (vgl. besonders Köstlin, Luther und J., Halle 1883) hervor, gegen die sich J. in den Schriften: "An meine Kritiker" (Freib. 1882) und "Ein zweites Wort an meine Kritiker" (das. 1883) verteidigte, wobei er aber seinen ultramontanen Standpunkt noch deutlicher enthüllte.

3) Peter, Maler, geb. 12. Dez. 1844 zu Düsseldorf, Sohn des Kupferstechers J. Th. J. ^[Johann Theodor Janssen] (geb. 1817 in Ostfriesland), der sich durch mehrere verdienstliche Stahlstiche nach Hasenclevers Bildern aus der Jobsiade, Jordans Rettung aus dem Schiffbruch und Lessings Luther, der die Bannbulle verbrennt, u. a. einen geachteten Namen in der Kunst erworben hat, wurde im 16. Jahr Schüler der Düsseldorfer Akademie und später Bendemanns und malte 1868 sein erstes größeres Bild: Petrus verleugnet den Heiland. Bei der Konkurrenz, die der Kunstverein für Rheinland und Westfalen für die Ausschmückung des Rathaussaals in Krefeld mit Wandgemälden ausgeschrieben, gewann J. 1868 den ersten Preis, und bei der nächstfolgenden Bewerbung um denselben Gegenstand (1869) wurde ihm die Ausführung übertragen, die er 1873 vollendete. In einem Cyklus von zwei großen und mehreren kleinern Bildern schildert er darin die Befreiung Deutschlands vom römischen Joch durch Arminius den Cherusker als den Sieg aufopfernder Vaterlandsliebe über innere Zwietracht und fremdländische Unterdrückung. Dazwischen vollendete er im Sommer 1872 ein kolossales Wandgemälde in der Neuen Börse zu Bremen: die Kolonisierung der Ostseeprovinzen. Es folgten mehrere Darstellungen aus der Religionsgeschichte Deutschlands in der Aula des Seminars zu Mörs. Ein großes Ölbild: Gebet der Schweizer vor der Schlacht bei Sempach, entstand 1874. In demselben Jahr erhielt er den Auftrag, einen Saal der Nationalgalerie in Berlin mit Wandgemälden in Wachsfarben zu schmücken, deren Gegenstand (zwölf Kompositionen) der Prometheussage entnommen ist. In den Jahren 1880-82 führte er in dem Festsaal des Rathauses zu Erfurt sechs große und drei kleinere Wandgemälde ebenfalls in Wachsfarben aus der Geschichte der Stadt aus, welche nicht nur in der glänzenden koloristischen Durchführung, sondern auch durch die dramatische Gestaltung der Kompositionen und die monumentale Haltung bis jetzt den Höhepunkt seines Schaffens bezeichnen. Für ein figurenreiches, ebenfalls mit glänzender malerischer Technik ausgeführtes Gemälde: die Kindheit des Bacchus, erhielt er 1883 auf der Münchener internationalen Kunstausstellung die große goldene Medaille. 1884 malte er in der Feldherrenhalle des Berliner Zeughauses die Schlacht bei Fehrbellin, und zugleich erhielt er den Auftrag, die Aula der Akademie zu Düsseldorf, an welcher er seit 1877 als Professor wirkt, mit Friesgemälden (das Menschenleben als Gegenstand künstlerischer Phantasie) zu schmücken. J. ist auch als Porträtmaler thätig (Bildnis des Feldmarschalls Herwarth von Bittenfeld in der Berliner Nationalgalerie). Er gehört zu den begabtesten Historienmalern der Gegenwart. Seine Zeichnung ist markig und lebensvoll, sein Kolorit klar und harmonisch und seine Auffassung schwunghaft. Ein echt monumentaler Stil, der sich von jedem Manierismus ebenso frei hält wie von der Nachahmung alter oder neuer Meister, verbindet sich bei ihm mit einem gesunden Naturalismus. 1885 wurde er zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt.

Janssens, Abraham, niederländ. Maler, geboren um 1575 zu Antwerpen, wurde 1585 Schüler von Jan Snellinck, trat 1601 in die Lukasgilde und starb im Januar 1632 in Antwerpen. In seinen religiösen Bildern, unter denen die Grablegung Christi (Museum zu Köln) und die Anbetung der Könige (Museum zu Antwerpen) die bedeutendsten sind, zeigt er sich in Bezug auf Kolorit und Größe der Auffassung bereits als Vorläufer von Rubens, ebenso in einzelnen Allegorien (die Schelde, im Museum zu Antwerpen; Tag und Nacht, im Belvedere zu Wien), während seine mythologischen Gemälde kälter und bleicher im Ton sind. Zum Unterschied von andern Malern seines Namens nannte er sich J. van Nuyssen.

Jantje (holl.), Hänschen; auch s. v. w. Kellner oder Aufwärter; Spitzname der Holländer.

Jantra, rechter Nebenfluß der Donau in Bulgarien, entspringt oberhalb Gabrowa am Balkan, fließt bei Tirnowa vorbei und mündet nach 150 km langem, stark gewundenem Lauf unterhalb Sistowa; der Jatrus der Alten. An ihm 7. Sept. 1810 Niederlage der Türken durch die Russen unter Kaminsky, infolgedessen Rustschuk fiel. Im russisch-türkischen Krieg 1877 bildete die Linie der J. die Operationsbasis der Russen, von der aus sie nach W. gegen Plewna, nach O. gegen das Festungsviereck operierten.

Jantsekiang (Jangtsekiang, nach Schott und v. Richthofen "Sohn der Provinz Yang", nach andern "des Weltmeers Sohn"; der Name Blauer Fluß stammt von den Jesuitenkarten des 17. und 18. Jahrh., findet sich aber im Land selber nicht), der größte der beiden Hauptströme Chinas, entspringt westlich von den Quellen des Huangho, am Südabhang des Kuenlün, fließt in östlicher, dann südlicher Richtung, wendet sich unter 102° 20' östl. L. v. Gr. nach N. und kurz hinter dem 28.° nördl. Br. nach NO., später nach O. In Tibet heißt er Murui ussu