Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Javanische Sprache und Litteratur

181

Java (Geschichte) - Javanische Sprache und Litteratur.

Dschokdschokarta (203 km) und Batavia-Buitenzorg (58 km), von der Regierung die Linien von Surabaja über Sidoardscho und Bangil nach Pasuruan, von Bangil nach Malang, von Sidoardscho über Kertosono nach Paron und von Kertosono nach Tulung Agung (336 km), Buitenzorg-Tschiaudschur (95 km) und eine 10 km lange Linie für den Dienstverkehr von Batavia bis Tandschong Priok, dem neuen Hafen von Batavia. Im Bau waren Anfang 1884 die Linien Paron-Surakarta, Tulung Agung-Blitar, Tschiandschur-Bandung-Tschitschalenga und Pasuruan-Probolingo (40 km). Die Telegraphenlinien haben eine Länge von 5774 km (7814 km Drähte) mit 66 Büreaus, ein Kabel verbindet J. mit Sumatra, ein andres mit Port Darwin (Nordaustralien); 1886 wurden 329,816 Depeschen und in 109 Postämtern 10 Mill. Briefe und andre Postsachen befördert.

Geschichte.

Java bestand bald aus einem, bald aus mehreren Reichen und wurde von seinen Fürsten despotisch regiert. Bis zum 14. Jahrh. waren die mächtigsten Reiche die von Padschadsiran und Madschapahit (Madschaput). Letzteres ward zwar 1304 vom Sultan von Ternate erobert, kam jedoch 1359 wieder in den Besitz eines eingebornen Monarchen, der in der Folge längere Zeit als Kaiser die ganze Insel J. beherrschte. 1405 bemächtigten sich die Mohammedaner Javas, führten daselbst den Islam ein und gründeten die Reiche Bantam und Mataram. Infolge einer Teilung und andrer Umstände entstanden noch vier neue Sultanate, nämlich Dschakatra, Kaliniamot, Kedu und Madura, während später vier dergleichen wieder eingingen, so daß bei Ankunft der Europäer auf J. nur noch die Reiche Bantam, Dschakatra, Tscheribon und Mataram, das mächtigste von allen, bestanden. 1579 hatten die Portugiesen Handelsverbindungen mit den Eingebornen angeknüpft; aber schon 1594 erschienen die Holländer in J., verdrängten jene und siedelten sich auf der Insel an. Sie bemächtigten sich 1610 Dschakatras, erbauten seit 1619 Batavia, wußten die einheimischen Fürsten durch Zwiespalt zu schwächen und zu unterwerfen und verjagten auch die Engländer, die ebenfalls Kolonisationsversuche auf J. gemacht hatten. 1682 nötigten sie den Sultan Hadschi von Bantam, ihnen seine Hauptstadt einzuräumen, und Bantam ward so 1742 ein Lehen der Holländisch-Ostindischen Kompanie. Vom Kaiser von Mataram bald darauf gegen die Makassaren und Maduresen zu Hilfe gerufen, zwangen sie zugleich diesen, in ein Lehnsverhältnis zu ihnen zu treten, und teilten endlich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts das Reich willkürlich in zwei Hälften, deren westliche sie dem rechtmäßigen Erben gaben, welcher nun den Titel Susuhunan führte, während sie über die andre einen Seitenverwandten des Kaisers mit dem Titel Sultan setzten. Die Macht der Fürsten war hierdurch gebrochen; sie wurden in der strengsten Abhängigkeit erhalten und mußten nicht nur an ihren Höfen holländische Residenten aufnehmen, sondern auch dulden; daß die Holländer bei ihrer Residenz ein Fort besetzt hielten. 1811 kam die Insel wieder in den Besitz der Engländer. Durch den Pariser Frieden erhielten die Holländer 1815 J. zurück und behaupteten es trotz vielfacher und blutiger Aufstände der Eingebornen bis heute. Eine der gefährlichsten Insurrektionen war die 1825 von Dhipo-Negoro angezettelte; dieselbe ward zwar nach langen blutigen Kämpfen 1830 unterdrückt, hatte jedoch eine bedeutende, lange nachwirkende finanzielle Zerrüttung der Kolonie zur Folge. 1849 mußte gegen den Sultan von Bali ein förmlicher Kriegszug unternommen werden. Vgl. Junghuhn, J., seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart (Leipz. 1852-1854, 3 Bde.); Money, J., or how to manage a colony (Lond. 1861, 2 Bde.); d'Almeida, Life in J. (das. 1864, 2 Bde.); Deventer, Bijdragen tot de kennisvan het landelljk stelsel op J. (Zalt-Bommel 1865, 3 Tle.); J. ^[Johannes] Müller, Beschreibung der Insel J. (2. Aufl., Berl. 1866); Meister, Bilder aus J. (Zürich 1874); Hofdijk, Inlhartje van J. (Amsterd. 1882); Veth, J., geographisch, ethnologisch, historisch (Haarl. 1873-82, 3 Bde.); Raffles, The history of J. (2. Aufl., Lond. 1830); van Deventer, Geschiedenis der Nederlanders op J. (Haarl. 1886 ff.).

Javanische Sprache und Litteratur. Die javanische Sprache, welche von der Bevölkerung Mittel- und Ostjavas (im Westen der Insel spricht man sundanesisch), d. h. von etwa 14 Mill. Menschen, gesprochen wird, ist ein Zweig des malaiisch-polynesischen Sprachstammes. Sie ist die Tochter der altjavanischen oder sogen. Kawisprache, deren Denkmäler sich von ungefähr 800 bis 1400 n. Chr. verfolgen lassen. Wie das Kawi, das Malaiische und überhaupt alle gebildeten Sprachen der indischen Inselwelt, enthält auch das Javanische eine beträchtliche Menge Lehnwörter aus dem Sanskrit, ohne daß der grammatische Bau der Sprache dadurch berührt worden ist. In der Umgangssprache ist der Unterschied zwischen der vertraulichen und der höflichen Rede ungemein scharf ausgeprägt. Die höfliche Rede, welche auch die der schlichten, erzählenden Prosa ist, nennt man Krama ("höflich"), die vertrauliche aber Ngoko ("duzende Rede"). Krama und Ngoko, zwischen welchen noch eine gemachte oder mittlere Rede (Madya) steht, unterscheiden sich erstlich durch besondere Fürwörter, weiter dadurch, daß eine Menge andrer Wörter und Endungen im Krama verpönt sind und deshalb durch Synonyme ersetzt werden. Dem poetischen Stil ist eine freiere Wahl gestattet, wenigstens in den beschreibenden und erzählenden Partien. Die javanische Schrift hat sich regelmäßig entwickelt aus der alten Kawischrift, welche ihrerseits große Ähnlichkeit zeigt mit den Schriftgattungen, die uns im 5. bis 8. Jahrh. unsrer Zeitrechnung in Indien begegnen. Die anerkannt beste Grammatik des Javanischen ist J. ^[Taco - ?] Roordas "Javaansche grammatika" (Amsterd. 1855), in kürzerer Fassung desselben "Beknopte javaansche grammatika" (das. 1874). Eine "Grammaire javanaise" schrieb Favre (Par. 1866), der auch ein "Dictionnaire javanais-français" (Wien 1870) veröffentlichte. Schon früher war ein "Javanisch-niederländisches Wörterbuch" von Gericke (Amsterd. 1847) erschienen; als eine vermehrte und verbesserte Ausgabe desselben ist zu betrachten das "Javanisch-niederländische Handwörterbuch" von J. ^[Taco - ?] Roorda (nach dessen Tod zu Ende geführt von Vreede, das. 1875; 2. Aufl. 1883 ff.); einen wertvollen Nachtrag zu letzterm lieferte Janß (2. Aufl., Samarang 1883).

Die javanische Litteratur ist reich an Werken verschiedenen Inhalts. Ein Teil der geschätztesten Gedichte besteht aus Übersetzungen aus der ältern Sprache, dem Kawi. Dazu gehören das "Brata-yuda" (im Kawi: Bharata-yuddha: in Text und niederländischer Übersetzung herausgegeben von Cohen Stuart, Batav. 1860); der "Ardjuna-Sasrabahu" (hrsg. von Palmer van den Broek, das. 1872); der "Wiwaha" (hrsg. von Gericke, das. 1849; einen andern Text des "Wiwaha", der sich an den ursprünglichen altjavanischen "Ardjuna-Wiwaha" enger an-^[folgende Seite]