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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jenner; Jenny; Jennymaschine; Jenotajewsk; Jensen

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Jenner - Jensen.

aus Ostjaken, Jakuten, Tungusen und Tataren. Davon sind noch 12,000 Schamanen, aber auch die Getauften sind eigentlich nur dem Namen nach Christen. Die Hauptstadt des Gouvernements ist Krasnojarsk (s. d.); nächstbedeutend ist die 1618 gegründete Stadt J., am linken Ufer des Jenissei, mit (1881) 11,395 Einw., welche einen früher zwar viel bedeutendern, aber immer noch sehr ansehnlichen Handel mit Pelzwerk treiben. J. ist das Zentrum der Metallindustrie des Jenissei. Andre Orte von Bedeutung sind Minussinsk und Turuchansk.

Jenner (spr. dschenner), Edward, Mediziner, geb. 17. Mai 1749 zu Berkeley in Gloucester, bildete sich anfangs bei einem Wundarzt in Sudbury bei Bristol, studierte seit 1770 zu London und ließ sich in seiner Vaterstadt als Wundarzt nieder. Auf die Schutzkraft der in jener Gegend öfters beim Rindvieh herrschenden Kuhpocken gegen die Menschenblattern schon früher von einer Bäuerin aufmerksam gemacht, widmete er dieser Angelegenheit seit 1775 seine besondere Aufmerksamkeit und vollzog 1796 die erste Impfung, worauf er 1798 seine Entdeckung in der Schrift "An inquiry into the causes and effects of the cow-pox, or variolae vaccinae" (Lond.; deutsch von Ballhorn, Hannov. 1799) veröffentlichte. Schnell verbreitete sich nunmehr der Ruf dieser Entdeckung über Europa. J. ward Präsident der ihm zu Ehren gestifteten Royal Jennerian Society. Er lebte fortan abwechselnd in Cheltenham und in Berkeley, wo er 26. Jan. 1823 starb. In Trafalger Square zu London wurde ihm eine Statue errichtet; eine andre, von Monteverde modelliert (Tafel "Bildhauerkunst X", Fig. 5), in Genua. Er schrieb noch: "Further observations on the variolae vaccinae or cow-pox" (Lond. 1799); "Continuation of facts and observations on the cow-pox" (das. 1800); "On the varieties and modifications of the vaccine pustule occasional by an herpetic state of the skin" (Cheltenh. 1819). Vgl. Baron, Life and correspondence of J. (2. Ausg., Lond. 1850); Burggraeve, Monument à Edw. J., ou histoire générale de la vaccine (Brüssel 1875).

Jenny (engl., spr. dschenni), s. v. w. Hannchen.

Jennymaschine (spr. dschenni-), s. Spinnen.

Jenotajewsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Astrachan, an einem Arm der Wolga, mit (1880) 2510 Einw., wurde 1741 als Erdfestung gegen die Kalmücken angelegt. Die Einwohner beschäftigen sich mit Fischfang und dem Transport von Waren zwischen Astrachan, Zarizyn und Samara. Der Kreis wird von Russen, Kalmücken und Kirgisen bewohnt, unter welchen noch viele Heiden; die Buddhisten haben hier einen großen Tempel.

Jensen, 1) Adolf, Komponist, geb. 12. Jan. 1837 zu Königsberg i. Pr., erhielt seine musikalische Ausbildung durch L. Ehlert und Fr. Marpurg und machte unter Leitung derselben so gute Fortschritte, daß er bereits nach zweijährigem Studium mit Kompositionen verschiedener Gattung erfolgreich in die Öffentlichkeit treten konnte. Die Sorge um seine Existenz führte ihn 1856 nach Rußland, von wo er jedoch schon nach Jahresfrist zurückkehrte, um die Kapellmeisterstelle am Theater in Posen anzunehmen. 1858 begab er sich nach Kopenhagen, wo er während eines zweijährigen Verkehrs mit Niels Gade zu voller künstlerischer Reife gelangte, und ließ sich dann als Lehrer in seiner Vaterstadt nieder. Als solcher wirkte er hier mit bestem Erfolg, bis er 1866 nach Berlin übersiedelte und als Kompositionslehrer in Tausigs Klavierschule eintrat. Aber auch diese Stelle mußte er 1868 aufgeben, da sich ein Brustleiden bei ihm ankündigte, welches ihn leider nicht wieder verlassen sollte. Von nun an lebte er, in erster Reihe durch die Rücksicht auf seine Gesundheit bestimmt, abwechselnd in Dresden, Graz und zuletzt in Baden-Baden, wo er 23. Jan. 1879 starb. J., dessen schöpferische Thätigkeit auch während der Jahre körperlichen Leidens nicht erlahmte, hat sich namentlich durch seine Lieder ein bleibendes Denkmal gesetzt; viele derselben, wie z. B. der Cyklus "Dolorosa" und Scheffels "Gaudeamus", gehören zu dem Bedeutendsten, was nach Schumann in dieser Gattung produziert worden ist. Kaum weniger wertvoll sind seine Klavierkompositionen, von denen unter andern der Cyklus "Eroticon" eine weite Verbreitung gefunden hat. Vgl. "Aus Jensens Briefen" (Berl. 1879). - Sein Bruder Gustav J., geb. 25. Dez. 1843, Violinist, erhielt seine Ausbildung an der königlichen Hochschule für Musik zu Berlin und wirkt seit 1872 als Kompositionslehrer am Konservatorium in Köln.

2) Wilhelm, Dichter und Erzähler, geb. 15. Febr. 1837 zu Heiligenhafen im nordöstlichen Holstein, Sohn eines Landvogts auf Sylt, besuchte die Universitäten Kiel, Würzburg und Breslau, um Medizin zu studieren, beschäftigte sich aber frühzeitig vorzugsweise mit Litteratur, der er sich nach seiner Rückkehr nach Kiel auch ganz widmete. Auf Geibels Veranlassung hielt er sich ein Jahr lang in München auf, machte dann eine Reise nach Ägypten und übernahm nach seiner Rückkehr erst die Redaktion der "Schwäbischen Volkszeitung" in Stuttgart, dann (1869) die der Flensburger "Norddeutschen Zeitung", von der er sich 1872 zurückzog, um in Kiel und später in Freiburg i. Br. ganz seinem litterarischen Schaffen zu leben. J., einer der beliebtesten Erzähler der Gegenwart, trat zuerst mit einem Buch: "Deutsches Land und Volk zu beiden Seiten des Ozeans" (Stuttg. 1867), und mit einzelnen Novellen, in denen der Einfluß seines Landsmanns Theod. Storm unverkennbar war, in die Litteratur. Von den darauf folgenden Arbeiten dieser Gattung sind besonders nennenswert die Novellen: "Magister Timotheus" (Schlesw. 1866), "Novellen" (Berl. 1868), "Die braune Erika" (das. 1868, 4. Aufl. 1885), "Unter heißerer Sonne" (Braunschweig 1869), "Der Gesell des Meisters Matthias" (Flensb. 1870); die Romane: "Minatka" (Braunschw. 1871, 2 Bde.), "Eddystone" (Berl. 1872), "Sonne und Schatten" (das. 1873, 2 Bde.), "Die Namenlosen" (Schwer. 1873, 3 Bde.), "Drei Sonnen" (das. 1873, 3 Bde.), "Nach hundert Jahren" (das. 1873, 4 Bde.), "Nymphäa" (Stuttg. 1874 u. ö.), "Barthenia" (Berl. 1877, 3 Bde.); die Novellen "Aus dem 16. Jahrhundert" (Bielef. 1877); die Romane: "Flut und Ebbe" (Mitau 1877), "Nirwana. Drei Bücher aus der Geschichte Frankreichs" (Bresl. 1877, 4 Bde.) und "Um den Kaiserstuhl", Roman aus dem Dreißigjährigen Krieg (Berl. 1878); "Karin von Schweden", Novelle (das. 1878); "Das Pfarrhaus von Ellernbrook", Roman (Stuttg. 1879, 2 Bde.); "Nach Sonnenuntergang", Roman (das. 1879); "Frühlingsstürme", neue Novellen (Leipz. 1880); die Romane: "Vom römischen Reich deutscher Nation" (Berl. 1882, 3 Bde.), "Versunkene Welten" (Bresl. 1882, 2 Bde.), "Über den Wolken" (Leipz. 1882), "Der Teufel in Schiltach" (Berl. 1883), "Metamorphosen" (Bresl. 1883), "Vom alten Stamm" (Berl. 1884, 3 Bde.), "Die Pfeifer von Dusenbach" (Leipz. 1884), "Das Tagebuch aus Grönland" (Berl. 1885, 3 Bde.), "Am Ausgang des Reichs" (Leipz. 1885, 2 Bde.), "Götz und Gisela" (Berl. 1886), "In der Fremde" (Leipz.