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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jhering; Jibara; Jiein; Jig; Jijona; Jima; Jimena de la Frontera; Jimenez de Cisneros; Jingo; Jirecek

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Jhering - Jirecek.

Jhering (spr. jering), Rudolf von, Rechtsgelehrter, geb. 22. Aug. 1818 zu Aurich, habilitierte sich 1843 in Berlin als Dozent des römischen Rechts, ging 1845 als ordentlicher Professor nach Basel, 1846 nach Rostock, 1849 nach Kiel, 1852 nach Gießen, 1868 nach Wien, von wo er 1872 einem Ruf an die Universität Göttingen folgte. Sein Hauptwerk, welches sich, wie alle seine Schriften, durch Originalität der Auffassung und Neuheit der Ideen auszeichnet, ist: "Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung" (Leipz. 1852-65, 3 Tle. in 4 Abtlgn.; mit Register, 1878; 4. Aufl. 1878 ff.; ital. von Bellavile). Außerdem schrieb er noch: "Abhandlungen aus dem römischen Recht" (Leipz. 1844); "Zivilrechtsfälle ohne Entscheidungen" (das. 1847; 4. Aufl., Jena 1880); "Der Lucca-Pistoja-Aktienstreit" (Darmst. 1867); "Das Schuldmoment im römischen Privatrecht" (Gieß. 1867); "Beiträge zur Lehre vom Besitz" (Jena 1868; 2. Aufl. u. d. T.: "Über den Grund des Besitzschutzes", 1869); "Die Jurisprudenz im täglichen Leben" (das. 1870, 6. Aufl. 1886); "Der Kampf ums Recht" (Wien 1872, 8. Aufl. 1886), welche Schrift in fast alle europäischen Sprachen übersetzt ward; "Der Zweck im Recht" (Leipz. 1877-83, 2 Bde.; 2. Aufl. 1884-86); "Vermischte Schriften juristischen Inhalts" (das. 1879); "Das Trinkgeld" (Braunschw. 1882); "Scherz und Ernst in der Jurisprudenz" (1.-3. Aufl., Leipz. 1885). In den "Jahrbüchern für die Dogmatik des heutigen römischen und deutschen Privatrechts", die er mit Gerber u. a. seit 1856 herausgibt, lieferte er eine Reihe wertvoller Abhandlungen. Letztere erschienen in besonderer Ausgabe als "Gesammelte Aufsätze" (Jena 1881-86, 3 Bde.).

Jibara (Yarey de J., spr. jarei de chhi-), kleiner Hafenort an der Nordküste der Insel Cuba, mit Holguin im Innern durch eine Eisenbahn verbunden.

Jiein, Stadt, s. Gitschin.

Jig (engl., spr. dschigg), irischer Nationaltanz, nur von einem Paar ausgeführt.

Jijona (spr. chhichona), Bezirksstadt in der span. Provinz Alicante, am Fuß eines turmgekrönten Hügels, mit (1878) 6287 Einw., welche berühmte und namentlich in Madrid zur Weihnachtszeit beliebte Honigkuchen (tuvrones), Leder und Schuhwaren herstellen.

Jima, mythischer König, s. Dschemschid.

Jimena de la Frontera (spr. chhi-), Stadt in der span. Provinz Cadiz, hat ein altes maurisches Kastell, merkwürdige Grotten und (1878) 8485 Einw.

Jimenez de Cisneros (Ximenes, spr. chhi-), Francisco, span. Staatsmann, geb. 1436 zu Torrelaguna aus einem heruntergekommenen altkastilischen Geschlecht, studierte in Salamanca die Rechte und arbeitete dann sechs Jahre als Jurist in Rom. Nach seiner Rückkehr nach Spanien wirkte er zuerst als Weltpriester und trat, 50 Jahre alt, in den Franziskanerorden und zwar unter die Brüder der Observanz. Durch sein asketisches Leben und seine harte Selbstpeinigung in Gebirgsöden erlangte er den Ruf großer Heiligkeit und ward Beichtvater der Königin Isabella von Kastilien und 1495 nach Mendozas Tod Erzbischof von Toledo und Großkanzler von Kastilien, welche Ämter der bescheidene Mann nur nach langem Sträuben annahm. Über 20 Jahre besorgte er trotz seines hohen Alters die Geschäfte seiner hohen Stellung mit der größten Umsicht, Klugheit und Thätigkeit, ohne von seiner strengen, klösterlichen Lebensweise abzuweichen, indem er nur seiner Überzeugung und seinen Grundsätzen folgte. Er führte sogar eine gründliche Klosterreform durch und erzog den spanischen Klerus zu strenger Disziplin und ernstem Pflichteifer. Aber mit gleicher Energie schritt er in seinem Bekehrungseifer gegen die Morisken in Granada ein, deren Widerstand gegen seine Bekehrungsversuche er mit blutiger Strenge unterdrückte. Als Philipp von Österreich 1506 das Königreich Kastilien erhielt, wußte er die Zwistigkeiten zwischen Philipp und dem Gemahl der verstorbenen Königin, Ferdinand dem Katholischen, zu beseitigen. Auch unter der Regentschaft Ferdinands in Kastilien hatte er großen Einfluß. Der Papst Julius II. sandte ihm 1507 den Kardinalshut und ernannte ihn zum Großinquisitor von Spanien. 1509 unternahm er mit von seinem Geld geworbenen Truppen eine Expedition nach Afrika, um die Mauren zu bekehren und ihnen Oran zu entreißen, das er auch eroberte. In demselben Jahr gründete er die Universität zu Alcalá de Henares und ließ von den Gelehrten derselben die komplutensische Polyglotte zusammenstellen, die 1517 vollendet, 1522 durch den Druck veröffentlicht wurde. Nach Ferdinands Tod (1516) ward er, da der Thronfolger Karl noch minderjährig war, Regent des Reichs. Er ordnete die Finanzen und erwarb der Krone die veräußerten Domänen wieder, brachte die Gesetze wieder zur Geltung und setzte die spanische Kriegsmacht auf einen ansehnlichen Fuß, ließ sich aber von seinem fanatischen Glaubenseifer auch zu Grausamkeiten gegen die Neuchristen verleiten; er hat als Großinquisitor 2500 Menschen zum Scheiterhaufen verurteilen lassen. Er starb 8. Nov. 1517, von Karl V. mit schnödem Undank aus dem Staatsdienst entlassen. Vgl. Hefele, Der Kardinal Ximenes und die kirchlichen Zustände Spaniens im 15. Jahrhundert (2. Aufl., Tübing. 1851).

Jingo, Name der für die britische Macht begeisterten Kriegspartei in England, infolge eines Liedes von Macderwood 1876 üblich geworden.

Jirecek (spr. -tscheck), 1) Joseph, böhm. Litterarhistoriker, geb. 9. Okt. 1825 zu Hohenmauth, studierte in Prag die Rechte und redigierte bereits 1848 die "Prazské Noviny". Seit 1850 beim Kultusministerium angestellt, verfaßte er eine Reihe von Schulbüchern in böhmischer Sprache, organisierte 1856 den Wiener Schulbücherverlag, ward 1859 Ministerialsekretär, 1869 Ministerialrat und 1871 unter Hohenwart Kultusminister. In dieser Stellung war sein Hauptbestreben, die Gleichberechtigung der Nationalitäten beim höhern Unterricht durchzuführen wodurch er sich die Mißgunst der deutschen Parteien zuzog. 1875 wählte ihn die Königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu ihrem Präsidenten; auch ist er Landtags- und Reichsratsabgeordneter für Böhmen. J. ist einer der fruchtbarsten der zeitgenössischen böhmischen Schriftsteller. Von selbständigen Werken nennen wir: "über den Versuch, das Ruthenische mit lateinischen Schriftzeichen zu schreiben" (1859); "Aktenmäßige Darstellung der griechischen Hierarchie etc." (1861); "Handbuch des Unterrichts- und Prüfungswesens in Österreich" (1868); "Nákres mluvnice staroceské" (1870); "Rukovet k dejinàm literatury ceské", biographisches Lexikon der böhmischen Schriftsteller (1874-75, 2 Bde.). Außerdem besorgte er neben anderm die Herausgabe der Schriften seines Schwiegervaters P. Schafarik, des Grafen Wilhelm Slavata etc. und verfaßte mit seinem Bruder Hermenegild die vielbesprochene Schrift "Die Echtheit der Königinhofer Handschrift" (1862), in der er die Angriffe auf das genannte Sprachdenkmal zurückzuweisen versuchte.

2) Hermenegild, Bruder des vorigen, geb. 13. April 1827 zu Hohenmauth, studierte in Prag die