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Jolly (Ludwig von) – Jommelli
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Jolly (Julius)'
«Mānava Dharmaśāstra»
(Lond. 1887),
«Minor Law-books» (Tl. 1, Oxford 1889; Bd. 33 der
«Sacred Books of the East»).
Jolly, Ludwig von, Jurist, Sohn von Philipp Gust. von J., geb. 12. März 1843 in Heidelberg, studierte dort und in
München Rechtswissenschaft, wurde 1872 in der bayr. Staatsverwaltung, 1873 in der elsaß-lothringischen angestellt, 1874 ord. Professor in der staatswissenschaftlichen
Fakultät in Tübingen. Er verfaßte Arbeiten über die Militärsteuer, Verwaltungsrechtspflege, engl. und franz. Unterrichtswesen, die Verteilung der öffentlichen Armenlast,
sowie mehrere Abschnitte in Schönbergs «Handbuch der polit. Ökonomie» und in Stengels «Wörterbuch des Deutschen Verwaltungsrechts».
Jolly, Philipp Gust. von, Physiker, Bruder des Staatsmanns Julius J., geb. 26. Sept. 1809 in Mannheim, widmete sich nach Absolvierung des
Gymnasiums mathem.-physik. Studien in Heidelberg, Wien und Berlin, habilitierte sich 1834 in Heidelberg, wurde 1839 außerord., 1846 ord. Professor und folgte 1854
einem Rufe an die Universität in München, wo er 24. Dez. 1884 starb. Die Physik der Molekularkräfte erweiterte er durch Aufdeckung der Gesetze der endosmotischen
Erscheinungen; die Wärmelehre bereicherte er durch seine Untersuchungen über die Ausdehnung der Gase durch die Wärme. Durch seine Arbeiten über die
Zusammensetzung der Atmosphäre wurden die kleinen Schwankungen, die sich in derselben vollziehen, festgestellt, und durch die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der
analytischen Wage und Anwendung der Wage auf Probleme der Gravitation gelang es ihm, die Masse der Erde und deren mittlere Dichtigkeit zu bestimmen. In allen Fällen
waren es Vereinfachungen der Meßmethoden, welche zum Ziele führten und zugleich Veranlassung zur Konstruktion exakterer Meßapparate wurden. Die verbreitetsten
sind: das Luftthermometer, die Federwage, das Kupfereudiometer und die Quecksilberluftpumpe. Er schrieb: «Anleitung zur Differential- und Integralrechnung» (Heidelb.
1846), «Die Principien der Mechanik» (Stuttg. 1852), «Die Physik der Molekularkräfte» (Münch. 1857). – Vgl. Böhm, Philipp von J. (Münch. 1886).
Joloff (Yolof, Dscholof,
Wolof), Negerstamm im westl. Afrika, zwischen Senegal und Gambia, bis an die Meeresküste (s. Senegambien.)
Jólsva (spr. jolschwa), ungar. Name von Elsch.
Jomard (spr. schomahr), Edme François, franz. Geograph und Archäolog, geb. 17. Nov. 1777 zu Versailles, nahm 1798
an dem Feldzuge nach Ägypten teil, wo er die alten Denkmäler des Landes zeichnete und beschrieb; 1802 leitete er topogr. Arbeiten, wurde aber 1803 nach Paris
zurückberufen, um an der Redaktion der «Description de l’Égypte» teilzunehmen; 1818 wurde er Mitglied der Akademie der
Inschriften, 1828 Kustos der Karten und Pläne auf der königl. Bibliothek, 1839 Konservator dieses Departements. Viele Jahre lang bildete er den Mittelpunkt aller geogr.
Bestrebungen in Frankreich. Er starb 22. Sept. 1862 zu Paris. J. hat kleinere Schriften über Gegenstände des Unterrichtswesens, der Geographie, besonders Afrikas, sowie
über ägypt. Altertumskunde veröffentlicht. Um die Geschichte der Erdkunde erwarb er sich hohe Verdienste durch die Herausgabe der
«Monumens de géographie» (Anmerkung des Editors: richtig: Monuments) (Par. 1862).
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Jominī (spr. scho-), Henri, Baron, franz. und russ. General und Militärschriftsteller, geb. 6. März 1779 zu
Peterlingen (Payerne) im Waadtland, war anfangs Kaufmann, trat aber 1798 in das Heer der Helvetischen Republik. 1801 veranlaßte ihn ein Zerwürfnis mit seinen
Vorgesetzten, den Militärdienst zu verlassen und seinen alten Beruf wieder zu ergreifen. Er begann an seinem Werke:
«Traité des grandes opérations militaires ou histoire des guerres de Frédéric II., compareées à celles de la révolution» (5 Bde., Par.
1805; 4. Aufl., 3 Bde., 1851), zu arbeiten. Marschall Ney veranlaßte ihn zum Eintritt in die franz. Armee und ernannte ihn zu seinem Adjutanten. Napoleon beförderte ihn
1805 zum Oberst und erhob ihn zum Baron. 1808 nahm J. als Stabschef Neys am Kriege in Spanien teil und wurde 1811 zum Brigadegeneral ernannt und mit
kriegsgeschichtlichen Arbeiten beauftragt. 1812 bekleidete er das Amt eines Gouverneurs von Wilna, dann von Smolensk; nach der Schlacht von Großgörschen (2. Mai
1813) wurde er abermals Chef des Generalstabes bei Ney und trug durch seine Operationen viel zum Siege bei Bautzen bei. Ney schlug ihn darauf zum Divisionsgeneral vor,
doch wurde seine Beförderung durch eine Intrigue Berthiers hintertrieben. J. war hierdurch auf das äußerste verletzt; er verließ 14. Aug. 1813 die franz. Armee und begab
sich zum Kaiser Alexander von Rußland, der ihn zum Generallieutenant und Generaladjutanten ernannte. Nach der Schlacht bei Leipzig nahm er keinen thätigen Anteil
mehr am Kriege. 1815 ging er mit Kaiser Alexander nach Paris, 1818 war er auf dem Kongreß von Aachen, 1823 auf dem zu Verona, 1828 begleitete er den Kaiser Nikolaus in
den Russisch-Türkischen Krieg. J. richtete 1830 die Militärakademie in Petersburg ein und wurde zum General en chef befördert.
Später lebte er in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Er starb 22. März 1869 in Passy bei Paris. Seine wichtigsten Schriften sind außer dem erwähnten
«Traité»: «Histoire critique et militaire des guerres de la révolution» (15 Bde., Par. 1820‒24),
«La vie politique et militaire de Napoléon, racontée par lui-même au tribunal de César, d’Alexandre et de Frédéric» (4 Bde., ebd. 1827;
deutsch Tüb. 1828‒29), als Supplement hierzu: «Précis politique et militaire de la campagne de 1815» (Par. 1839),
«Précis de l’art de la guerre» (2 Bde., ebd. 1830; deutsch von Boguslawski als Band 3 der «Militär. Klassiker des In- und Auslandes»,
Dresd. 1881), «Tableau analytique des principales combinaisons de la guerre» (Petersb. 1827; 5. Aufl., 2 Bde., 1855). Zur Rechtfertigung
seines Austritts aus der franz. Armee dienen: «Correspondance avec le général Sarrasin sur la campagne de 1813» (Par. 1815) und
«Correspondance avec le Baron Monnier» (ebd. 1821). – Vgl. Sainte-Beuve, Le général J. (Par.
1869); Lecomte, Le général J., sa vie et ses écrits (3. Aufl., Lausanne 1888).
Jommelli, Nicolò, gewöhnlich Jomelli geschrieben, ital. Komponist, geb. 11. Sept. 1714 zu Aversa im
Neapolitanischen, trat im Alter von 16 J. in Neapel in das Konservatorium di Sant’Onofrio, dann in das Della Pietà de’ Turchini, in denen seine Hauptlehrer Durante, Leo
und Feo waren. Seine ersten Kompositionen, die er veröffentlichte, waren Ballette und Kantaten, und in seinem
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 952.