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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Joseph

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Joseph (Köln, Österreich, Liechtenstein etc.).

so setzten sich dieselben doch im Bewußtsein des Volkes in der Form eines liberalisierenden Staatskatholizismus um so fester, und auch in den meisten andern Richtungen der Gesetzgebung ward durch Josephs Neffen, den Kaiser Franz II., dasjenige durchgeführt, was J. angebahnt hatte. Da Josephs Bruder Leopold Großherzog von Toscana war, so wurde die Erziehung des Neffen als vermutlichen Nachfolgers des Kaisers von diesem selbst geleitet; für die Anhänglichkeit des Kaisers Franz an seinen zweiten Vater gibt das schöne Monument Zeugnis, welches derselbe 1807 durch den Bildhauer Zauner in Wien setzen ließ, und welches die Inschrift trägt: "Josepho II. qui saluti publicae vixit non diu sed totus". Vor allem aber lebt Joseph der Einzige, der großherzige Märtyrer des Staatsgedankens, wie man ihn nennen darf, in tausend wahren und nachgebildeten Anekdoten gefeiert, im Herzen des Volkes Deutsch-Österreichs als dessen Liebling. Von den beiden Gemahlinnen Josephs II. war die erste, Isabella, Tochter des Herzogs Philipp von Parma, schon 1763, die zweite, Maria Josepha, Tochter Karl Albrechts von Bayern (Kaiser Karls VII.), schon 1767 gestorben. Vgl. Groß-Hoffinger, Lebens- und Regierungsgeschichte Josephs II. (Stuttg. 1835-37); Meynert, Kaiser J. II. (Wien 1862); Wendrinski, Kaiser J. II. (das. 1880); S. Brunner, Die theologische Dienerschaft am Hof Josephs II. (das. 1868); Derselbe, Correspondances intimes de l'empereur J. II avec Cobenzl et Kaunitz (Mainz 1871); Derselbe, J. II., Charakteristik seines Lebens, seiner Regierung und seiner Kirchenreform (Freiburg 1885); v. Arneth, Maria Theresia und J. Ihre Korrespondenz samt Briefen Josephs an seinen Bruder Leopold (Wien 1867), "J. II. und Leopold II." (das. 1872), "J. II. und Katharina II. Ihr Briefwechsel" (das. 1869); Wolf, Das Unterrichtswesen in Österreich unter Kaiser J. II. (das. 1880); Lustkandl, Die Josephinischen Ideen und ihr Erfolg (das. 1881); Nosinich und Wiener, Kaiser J. II. als Staatsmann und Feldherr (das. 1885).

[Köln.] 3) J. Clemens, Herzog zu Bayern, Kurfürst von Köln, geb. 5. Dez. 1671, Sohn des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern, ward 1684 Koadjutor seines Vetters Albert Siegmund, Bischofs von Freising, und 1684 dessen Nachfolger, 1685 zugleich Bischof von Regensburg. Vom Papst Innocenz XI. 1688 im Einverständnis mit Kaiser Leopold I. für das Erzbistum Köln in Vorschlag gebracht, ward er vom Kaiser trotz seiner Jugend für mündig erklärt und nach Verdrängung des von Frankreich begünstigten Erzbischofs Fürstenberg durch kaiserliche Truppen in Besitz des Stifts gesetzt. 1694 ward er auch Bischof von Lüttich. Er stellte sich im spanischen Erbfolgekrieg auf die Seite seines Bruders, des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, verlor infolge der Schlacht bei Höchstädt und der über ihn verhängten Reichsacht 1706 sein Land und floh nach Frankreich, wurde aber durch den Frieden zu Baden (1714) restituiert und auch noch Bischof von Hildesheim. Er suchte den Handel am Rhein in Aufschwung zu bringen; starb 12. Nov. 1723. Vgl. Ennen, Der spanische Erbfolgekrieg und der Kurfürst J. Clemens von Köln (Jena 1851).

[Österreich.] 4) J. Karl Ludwig, Erzherzog von Österreich, geb. 2. März 1833, Sohn des Erzherzogs-Palatins Joseph (geb. 9. März 1776, gest. 13. Jan. 1847) und der Prinzessin Maria Dorothea von Württemberg, ward bis 1848 in Ungarn erzogen, trat sodann in die kaiserliche Armee, wurde 1859 Generalmajor, stand 1860-64 in Italien, befehligte 1866 eine Brigade des 4. Korps bei Schweinschädel und Königgrätz, wo er verwundet ward, erhielt das Kommando des 4. Korps und wurde Feldmarschallleutnant und 1867 Oberkommandeur der neuerrichteten ungarischen Landwehr (Honved). 1874 ward er General der Kavallerie. Auch ist er Mitglied der ungarischen Akademie. Seit 1864 ist er mit der Prinzessin Klothilde von Sachsen-Koburg vermählt.

[Liechtenstein.] 5) Fürsten von Liechtenstein, s. Liechtenstein.

[Neapel.] 6) König von Neapel und Spanien, s. Bonaparte 1).

[Portugal.] 7) J. I. Emanuel, König von Portugal, Sohn Johanns V., geb. 1715, folgte diesem 1750 auf dem Thron und berief sofort Pombal in das Ministerium, dem er bald die Leitung der Staatsgeschäfte gänzlich überließ, da er arbeitsscheu und wenig befähigt war. Er gab sich ganz seinen Liebhabereien: Theater, Jagd und Galanterie, hin. Nach dem Attentat auf J. 3. Sept. 1758, bei dem der König verwundet wurde, gab er sogar seine Zustimmung zur Vertreibung der Jesuiten. Apoplektische Anfälle nötigten ihn 1776, seine Gemahlin Maria Anna zur Regentin zu ernennen. Er starb 24. Febr. 1777.

[Sachsen-Altenburg.] 8) Herzog von Sachsen-Altenburg, geb. 27. Aug. 1789, Sohn des damaligen Herzogs Friedrich von Hildburghausen, folgte seinem Vater in der Regierung des Herzogtums Altenburg 29. Sept. 1834. Wiewohl seine Regierung durch umsichtig fortschreitende, alle Extreme vermeidende Reformen bezeichnet war, nahm doch bei seiner Begünstigung einer ultrakirchlichen Richtung und der allzu kostspieligen Haushaltung des Hofs die Bewegung von 1848 gerade in Altenburg einen sehr extremen Charakter an, infolgedessen J. 30. Nov. 1848 zu gunsten seines Bruders Georg von der Regierung zurücktrat. Er lebte seitdem abwechselnd in Altenburg und auf seinem Jagdschloß Hummelshain und starb 25. Nov. 1868. J. war vermählt mit Prinzessin Amalie von Württemberg (gest. 28. Nov. 1848), welche ihm sechs Töchter gebar, von denen die Prinzessin Marie Witwe des frühern Königs Georg V. von Hannover, Elisabeth mit dem Großherzog Peter von Oldenburg und Alexandra mit dem Großfürsten Konstantin von Rußland vermählt ist.

[Sachsen-Hildburghausen.] 9) J. Friedrich Wilhelm, Prinz von Sachsen-Hildburghausen, Sohn des Herzogs Ernst II., geb. 8. Okt. 1702, trat 1719 in österreichische Militärdienste und machte unter Seckendorf die Feldzüge in Italien mit. Um schneller zu avancieren, trat er 1727 zur katholischen Religion über, wurde 1732 Oberst im Regiment Pálffy und nahm an den Kämpfen in Italien und 1734 am Rhein teil. Hierauf ging er als Generalfeldzeugmeister zur Armee nach Ungarn, wo er indes im Kriege gegen die Türken, welchen er anriet, großes Mißgeschick hatte, denn er selbst verunglückte mit seiner Unternehmung vor Banjaluka in Bosnien; auch bei Kornia, Kroczku und an der Temes ging es fehl, und der Krieg schloß mit dem schmachvollen Frieden von Belgrad. Indes der Hof, dessen Gunst er sich auch 1738 durch die Heirat mit der Nichte und Erbin des Prinzen Eugen erworben hatte, verzieh ihm seine Fehler. In dem österreichischen Successionskrieg wurde ihm die obere Leitung des Heerwesens innerhalb des Kaiserreichs übertragen, und er lebte meist zu Wien und zu Schloßhof. 1757 stellte man die Reichsarmee, die mit Soubise zusammen agieren sollte, unter seine Befehle. Er war indes