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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Joris; Jouffroy

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Joris - Jouffroy.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Jordan'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 2)

von Holland, Belgien und Frankreich mit unendlicher Liebe und in seinen Bildern von kräftigem, wirkungsvollem Kolorit mit großem Fleiß vertiefte. Überall ist er interessant und fesselnd durch einen sei es tragischen, sei es humoristischen Vorgang und treue Darstellung aller Lebensverhältnisse jener Menschenklasse. Bald nach der erwähnten Fischerfamilie von Rügen folgte 1834 der bekannte Heiratsantrag auf Helgoland, der in unzähligen Nachbildungen und Variationen verbreitet wurde (Nationalgallerie in Berlin). 1835 folgte neben den humoristischen vergessenen Stiefeln und dem Abend auf Helgoland das tragische Bild der zurückkehrenden Lotsen. Als die bedeutendsten der dann folgenden zahlreichen Bilder verwandten Inhalts nennen wir nur: die Lotsensturmglocke (1837; 1838 wiederholt), das heitere Lotsenexamen, entstanden unter dem Einfluß von Hasenclevers Examen des Kandidaten Iobs, die Schiffswinde in der Normandie (1843, Nationalgallerie), Scene in den Dünen nach dem Sturm (1844), Weiber holen Männer zur Rettung eines gefährdeten Schiffs (1845), Rettung aus dem Schiffbruch (1848, Museum in Dresden, neuerdings in veränderter Wiederholung), die erste Lüge (1849), betende Weiber in Sturmesnot (1852), die Rückkehr des Fischers (1855), die Krankensuppe (Gallerie in Düsseldorf), Besuch am Morgen nach der Hochzeit (1861, Museum in Leipzig), holländisches Altmännerhaus und der Witwe Trost (beide 1866, Nationalgallerie), Suppentag in einem französischen Kloster (1868), Strandwache, Frauenhaus zu Amsterdam, Begräbnis des alten Seemanns, Schiffbrüchige in der Strandkneipe (1872) und 1876 das ergreifende Bild: alle Boote kehrten zurück, nur eins fehlte (Privatbesitz in Hamburg). Vor einigen Jahren machte er eine Reise nach Italien und versuchte sich, aber mit viel geringerm Glück, auch in der Darstellung des dortigen Volkslebens. Neben allen diesen Bildern brachte er manche Aquarelle und Zeichnungen, radierte mehrere Blätter nach Robert Reinick und beteiligte sich bei den Illustrationen von Musäus' Volksmärchen. Er ist Mitglied ↔ mehrerer Kunstakademien und Inhaber des Roten Adlerordens dritter Klasse. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Vautier, Geertz und der bereits verstorbene Albert Kindler.

Joris, Pio, ital. Maler des landschaftlichen Genres, geb. 1844 zu Rom, eins der bedeutendsten Talente der jüngern naturalistischen Schule, war Schüler der Akademie von San Luca und später Fortunys, entwickelte sich aber sehr selbständig. Seine Bilder von gesundem Humor und scharfer Charakteristik sind getreue Darstellungen des römischen Volkslebens, trefflich in ihrer koloristischen Stimmung, aber nicht ohne Mangel an Erfindung, der Komposition. Eins der ersten war der mit Beifall aufgenommene Regentag vor der Porta del Popolo; später: Besuch bei einem altertümelnden Pfarrer, die Via Flaminia, Rückkehr nach dem Waisenhaus. Besonders geschätzt sind seine Aquarelle, in denen sich der Einfluß Passinis nicht verkennen läßt, z. B.: Straße in Subiaco, Straße in Tivoli u. a.

Jouffroy (spr. schuffroa), François, franz. Bildhauer, geb. 1. Febr. 1806 zu Dijon, wurde in Paris Schüler Rameys und der École des beaux-arts, wo er 1826 den zweiten Preis und 1832 für seinen Kapaneus, der von den Mauern Thebens herabgestürzt wird, den großen römischen Preis erhielt. Von Rom aus sandte er auf die Pariser Ausstellung von 1835 einen neapolitanischen Hirten auf einem Grab. Unter seinen übrigen Werken sind vor allen zu nennen: die Verfluchung des Kain (1838), eine Statuette von Lamartine, ein besonders meisterhaftes junges Mädchen, das ihr erstes Geheimnis der Venus anvertraut (1839, im Luxembourg), die Enttäuschung (1840), Frühling und Herbst (1845), die Träumerei (1848), die Verlassenheit (1853), mehrere Porträtbüsten und an dekorativen Werken ein besonders schönes Weihwasserbecken (nach einer Zeichnung der Frau v. Lamartine) in der Kirche St. Germain l'Auxerrois, Christus und die Apostel an der Fassade der Kirche St. Augustin, die Statuen der Strafe und des Schutzes am Justizpalast und die der lyrischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 288.