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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jük; Juka; Jukagiren; Jukon; Jukundität; Julapium; Julfest; Jülg

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Jük - Jülg.

Lande, die Quebrada de Humahuaca, umschließen. Das Klima ist auf den Hochebenen kalt und trocken, in den östlichen Thälern heiß und feucht; die letztern sind sehr fruchtbar und liefern alle Pflanzenprodukte der tropischen und gemäßigten Zone, während auf den Hochebenen die ärmliche Vegetation durch Kaktusarten charakterisiert wird. Die Bevölkerung betrug 1869: 40,379, 1882: 66,000 Seelen; sie besteht großenteils aus Mischlingen von Weißen und Indianern (vom Volk der Calchaqui), während die letztern in den Hochebenen fast ganz unvermischt geblieben sind und kaum Spanisch verstehen. Der größte Teil der Puna ist menschenleer, die wenigen Bewohner derselben treiben Viehzucht (Schafe und Lamas). Im östlichen Teil ist der Landbau mit künstlicher Bewässerung des Bodens Hauptbeschäftigung der Bewohner, die besonders Mais, Weizen, Zuckerrohr, auch Reis, Tabak, tropische Früchte etc. ziehen. Industrie und Handel stehen auf der niedrigsten Stufe, Salz und etwas Gold werden gewonnen, und andre Metalle kommen vor. - Die Hauptstadt J. (San Salvador de J.) liegt am rechten Ufer des Rio Grande, 1238 m ü. M. in einer schönen Ebene, ist regelmäßig gebaut, meist mit einstöckigen, von Gärten umgebenen Häusern, hat 4 Kirchen, 3 Schulen, ein Krankenhaus und 5000 Einw., die lebhaften Handel mit Bolivia und Chile treiben, wohin sie Rinder, Maultiere, Chichabranntwein, Früchte, Häute, Salz und Goldstaub ausführen. Eine Eisenbahn verbindet J. mit dem 1600 km entfernten Buenos Ayres. J. wurde 1592 von Velazco gegründet.

Jük (türk.), die runde Summe von 1000 Piastern; auch das Gesamtgewicht von 40 Okkas, ungefähr 80 Zollpfund.

Juka, bittere und süße, s. Manihot.

Jukagiren, zu den Hyperboreern gehöriger Volksstamm im nordöstlichen Sibirien, an den Flüssen Jana, Indigirka, Alaseja, Kolyma und am obern Anadyr, der spärliche Überrest eines Volkes, das vor dem Eindringen ihrer jetzigen Nachbarn, der Jakuten und Tungusen, in Nordostsibirien viel zahlreicher war, heute mit den 200 am Aniuy und obern Anadyr nomadisierenden Tschuwanzen nur noch 1000 Seelen zählt, früher aber auch die jetzt verschwundenen Omoken, Schelagen und Aniuylen umfaßte. Sie haben sich stark mit Russen und Tungusen vermischt und ihren ursprünglichen Stammestypus (hohe, kräftige und schön gebaute Gestalt, längliches, gut geformtes Gesicht, helle Hautfarbe) kaum noch bewahrt. Ihre Hauptbeschäftigungen sind Fischfang, Renntier- und Gänsejagd, ihre Wohnungen im Sommer kegelförmige Hütten (Urus) aus dünnen Stangen, im Winter kleine Häuschen aus behauenen Stämmen. Ihr einziges Haustier ist der Hund, den sie zum Ziehen des Schlittens verwenden. Musik, Gesang und Tanz lieben sie leidenschaftlich. Nominell zum Christentum bekehrt, sind sie noch immer dem Schamanismus zugethan. Sie sprechen heute meist tungusisch; die Sprache ihrer Väter ist nur noch wenigen geläufig, letztere wurde von Schiefner behandelt (1859); sie steht gänzlich isoliert da, bezeichnet grammatische Beziehungen durch Suffixe und ist reich an eigentümlichen Kasusformen.

Jukon (Yukon), Fluß in Nordamerika, entsteht auf britischem Gebiet durch die Vereinigung des Lewis mit dem Pelly beim Fort Selkirk (62° 45' nördl. Br.). Der Lewis entspringt, nur 30 km vom Chilkoot Inlet entfernt, auf dem Nordabhang des 1250 m hohen Perrierpasses (59° 40' nördl. Br.), durchfließt den Lindeman und andre Seen, bildet 265 km von seiner Quelle die 7,4 km weit von steilen Basaltwällen eingehemmten Miles Rapids, von deren Fuß an er bis zum Beringsmeer 3016 km weit schiffbar ist. In seinem Oberlauf begleiten den Fluß bewaldete Berge, aber etwa 160 km oberhalb Fort J., schon innerhalb des amerikanischen Territoriums, verflachen sich die Ufer, und der bis 15 km breite, inselreiche Fluß durchschreitet ein spärlich mit Pechtannen, Pappeln und Weiden bewaldetes Flachland, das sich noch 267 km weit unterhalb Fort J. erstreckt. Dann bricht er sich eine Bahn durch die Ramparthügel und tritt unterhalb derselben abermals in ein größtenteils flaches Land ein, um sich schließlich durch mehrere breite Arme als Kwickpak in den Nortonsund des Beringsmeers zu ergießen. An der Mündung liegt Fort St. Michael, 1833 von den Russen gegründet, jetzt von den Amerikanern besetzt. Das 1847 von der Hudsonbaikompanie gegründete Fort J. sowie andre Posten am obern J. auf des Flusses sind seit 1883 verlassen. Augenblicklich ist Nuklukahyet, 1055 km oberhalb der Mündung, der wichtigste Handelsposten, bis zu dem die Pelzhändler jährlich im Mai, wenn der Fluß eisfrei wird, vordringen (vgl. Schwatkas Berichte in "Deutsche Geographische Blätter" 1884).

Jukundität (lat.), Annehmlichkeit, Ergötzlichkeit.

Julapium (Julap, franz. u. engl. Julep, aus dem arab. julap, "süßer Saft"), alte Arzneiform, eine Auflösung von Zucker in einem aromatischen Wasser, aber nicht so konzentriert wie Sirup; jetzt ein besonders aus Pfefferminze und Ananas bereitetes kühlendes Getränk, das in England und Amerika beliebt ist.

Julfest (Joelfest), die vornehmste und beliebteste Festzeit der alten Nordgermanen, das dem Sonnengott Fro oder Freyr gewidmete Fest der Wintersonnenwende, gleichsam das Geburtsfest der Sonne, deren Sinnbild das Rad (altnord. hiol oder jol) war. Es begann in der Nacht der Wintersonnenwende und dauerte bis zum jetzigen Dreikönigsabend. Aller Streit ruhte, und die Götter hielten während der zwölf Tage ihre feierlichen Umzüge. Bei frohen Gelagen versammelten sich die Sippen, und als Festgericht ward der mit Grün gezierte, dem Freyr geheiligte Eber aufgetragen. An die Stelle des Julfestes trat später unser Weihnachtsfest; aber noch heute erinnern im skandinavischen Norden sowie im frühern Schwedisch-Pommern die Namen verschiedener zu dieser Zeit üblicher Gebräuche und Gerichte, wie der Julklapp (Weihnachtsgeschenk, das vom unerkannt bleiben wollenden Geber heimlich, aber mit lautem Schall ins Haus geworfen wird), der Juleber oder Julbock, ein feines Gebäck, dem ein Eberkopf oben aufgedruckt ist, Julgrütze, Julbrot etc., an das alte heidnische Fest (s. Weihnachten).

Jülg, Bernhard, Sprachforscher, geb. 20. Aug. 1825 zu Ringelbach in Baden, studierte zu Berlin und Heidelberg, ward 1851 als außerordentlicher Professor der klassischen Philologie nach Lemberg, 1853 als ordentlicher Professor nach Krakau berufen und wirkte seit 1863 in gleicher Eigenschaft in Innsbruck, wo er 14. Aug. 1886 starb. Besonders auf den Gebieten der vergleichenden Sprach- und Sagenforschung, wobei er neben dem Sanskrit auch die ostasiatischen Sprachen ins Auge faßte, hat er sich große Verdienste erworben. Unter seinen Schriften sind außer einer Neubearbeitung von Vaters "Litteratur der Grammatiken, Lexika und Wörterbücher aller Sprachen der Erde" (Berl. 1847) hervorzuheben: "Die Märchen des Siddhi-Kür. Kalmückischer Text mit deutscher Übersetzung und einem kalmückisch-deutschen Wörterbuch" (Leipz. 1866); "Mongolische Märchen-^[folgende Seite]