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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jura; Jura, deutscher

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Jura (Departement) - Jura, deutscher.

ler des J. verbreitet. Über ihnen herrschen Gebüsch und große Weideflächen mit würzigem Gras, das im Sommer vom Vieh abgeweidet wird (bedeutende Sennerei). Die höchsten kahlen Höhen bieten dabei noch einen Reichtum an Berg-, subalpinen und selbst alpinen Gewächsen; es kommen sogar Krautweiden (Salix retusa) und auf den südlichen Höhen, wie dem Dôle, das Edelweiß vor, während in den Tiefen der Buchsbaum als 6 m hoher Strauch gedeiht. Auch der J. hat seine landschaftlichen Reize, und nach dem Muster der Alpenklubs haben seine Anwohner sich zu einem touristischen Verband, dem Juraklub (seit 1866), zusammengethan. Die Bevölkerung ist nur im NO. germanisch, im größten Teil französisch. Manche Teile des J. sind Hauptsitze der Industrie. Die einst weitverbreitete Eisenindustrie hat freilich fremder Konkurrenz weichen müssen, und nur wenige Eisenwerke verhütten noch das tertiäre Bohnerz des J. in der Schweiz, so im Birsthal (s. Delémont); bedeutender sind noch die auf oolithische Eisenerze der Grenze des mittlern und obern J. basierten Eisenwerke im östlichen Teil des französischen Departements Obersaône (bei Percy le Grand). Ausgedehnt ist die Uhrenfabrikation, vornehmlich in Locle und La Chaux de Fonds, aber auch in andern jurassischen Thälern, neuenburgischen, waadtländischen, bernischen und französischen. Von Salinen sind nur am Westfuß in Frankreich die alten von Salins und Lons le Saunier und die schweizerischen "Rheinsalinen" (s. Rheinfelden und Schweizerhall) zu bemerken. Im Val Travers und zu Seyssel (am Rhône) Asphaltgruben. Nur im französischen J. und in dem Gebiet des frühern Bistums Basel, dem gegenwärtigen Berner und Solothurner J., herrscht die katholische Konfession, durch den ganzen übrigen J. die reformierte Kirche. S. Karte "Schweiz". Vgl. Thurmann, Esquisses orographiques de la chaine du J., Teil 1: "Porrentruy" (Bern 1852); Mösch, Der J. in den Alpen der Ostschweiz (Zürich 1872).

Jura, franz. Departement, nach dem Juragebirge benannt, aus dem südlichen Teil der Franche-Comté gebildet, grenzt östlich an die Schweiz, nordöstlich an das Departement Doubs, nördlich an Obersaône, westlich an Côte d'Or und Saône-et-Loire, südlich an Ain und hat ein Areal von 4994 qkm (90,7 QM.). Es zerfällt seiner Bodengestaltung nach in drei Gebiete und zwar das Gebirgsland (le mont), welches von sieben parallelen, von O. nach W. immer niedriger werdenden Jurakalkketten (höchster Punkt 1550 m) durchzogen wird, großenteils bewaldet, reich an Gewässern und Wiesen ist und ein kaltes Klima besitzt; das Weingelände (le vignoble), vom Fuß des Jura bis zum Grenzfluß Ognon, ziemlich gemäßigt, und endlich die Ebene der Flußthäler (la plaine), fruchtbar, im Klima der Rhônegegend gleichkommend. Bewässert wird das Departement vom Doubs mit der Loue, vom Ain mit der Bienne und vom Ognon (an der Nordgrenze). Die Bevölkerung beläuft sich (1886) auf 281,292 Seelen und hat sich seit 1861 um 16,761 vermindert. Der Landbau ist ausgedehnt und liefert hauptsächlich Weizen, Kartoffeln, Hafer, Gerste, Mais, Rüben, Ölfrüchte und Hanf. Das Weinland liefert ein Jahreserträgnis bis zu 300,000 hl, darunter sehr gute Sorten, wenn auch das meiste nur mit den Weinen des Südens vermischt in den Handel kommt. Im ganzen kommen vom Areal 1875 qkm auf Ackerland, 1470 auf Wald, je 500 auf Wiesen und auf Weiden, 193 qkm auf Wein. Die Viehzucht liefert besonders Pferde und gutes Hornvieh in Menge, außerdem Schweine, Geflügel etc., an tierischen Produkten namentlich Käse, dessen Bereitung eine wichtige Erwerbsquelle bildet. Aus dem Mineralreich werden Eisen, Salz (26,000 Ton.), schöner Marmor, Porzellanerde, Töpferthon, Torf etc. gewonnen. Die Verarbeitung des Eisens, die Uhrmacherei und die Fabrikation von Drechslerarbeiten (tabletterie) bilden die hervorragendsten Industriezweige, neben welchen noch Glas-, Papier- und Kerzenfabrikation betrieben wird. Nichtsdestoweniger ist die Zahl der Arbeiter, die aus diesem Departement jährlich in andre Gegenden und nach der Schweiz auswandern, eine beträchtliche. Das Departement zerfällt in vier Arrondissements (Dôle, Lons le Saunier, Poligny, St.-Claude) und hat Lons le Saunier zur Hauptstadt. Vgl. Rousset, Géographie du J. (1862); Ogérien, Histoire naturelle du J. (Lons le Saunier 1863-65, 3 Bde.).

Jura, deutscher, Scheidegebirge zwischen der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene und dem Schwäbisch-Fränkischen Terrassenland, bildet die nordöstliche Fortsetzung des französisch-schweizerischen Jura (s. d.), beginnt in der Gegend der Aaremündung rechts vom Rhein, steht hier mit dem Schwarzwald in Verbindung und zieht sich als ausgesprochenes Plateau in einer Länge von etwa 435 km zuerst bis an das Nördlinger Becken (Ries) und an die Wörnitz als schwäbischer Jura nach NO. und dann als fränkischer Jura im allgemeinen von S. nach N. bis an den Main. Der schwäbische Jura, 210 km lang, zwischen Rhein und Donau 15-20, dann 35-40 km breit, besteht aus den Bergen des Klettgaues und Hegaues, der Alb, dem Aalbuch und Härtfeld. Die Berge des Klettgaues bleiben in ihrem Hauptteil, dem ausgedehnten Hohen Randen, zwischen Donau und Rhein im Kanton Schaffhausen und erreichen im Rubis eine Höhe von 928 m. Die Berge des Hegaues, östlich davon, sind ein Gebiet vulkanischer Kegelberge, von denen die Basaltkegel des Hohenhöwen (849 m), des Neuhöwen (870 m) und Höwenegg (788 m) im Rande des Jura oder auf der Höhe desselben, der Basaltkegel des Hohenstoffeln (846 m) und mehrere Phonolithkegel (Hohentwiel 692 m) aus den Tertiärschichten der vorgelagerten Ebene des alten Hegaues hervortreten. Die Alb, zwischen dem Durchbruchthal der Donau und dem Querthal Lone-Filz, ist durch Thäler im SW. sehr gegliedert: Da sind die Baaralb, durch das Thal Tuttlingen-Spaichingen von dem Hauptteil der Alb getrennt, mit dem Lupfen (978 m); der Heuberg mit dem höchsten Punkte des Jura überhaupt, dem Oberhohenberg (1012 m), ganz nahe dem steilen Westrand und einigen über 900 m hoch gelegenen Dörfern (Böttingen, Bulsheim); die Hardt, östlich vom vorigen, eine Platte von fast gleicher Höhe; die Hohenzollernalb zwischen den Querthälern von Ebingen und Burladingen, woselbst das höchste Albdorf, Burgfelden (912 m), ganz nahe dem Steilrand, und der burggekrönte Hohenzollern (855 m) bei Hechingen; endlich die Rauhe Alb, der eigentliche Höhlenjura, der breiteste Teil: des ganzen deutschen Jura, von deren weiter Platte man fast überall schöne Aussichten auf die Alpen hat, und die wieder in die Hintere Alb (Kornbühl 905 m), von der Lauchart bis zur Lauter, die Mittlere Alb, von der Lauter bis zur obern Lone, und in die Vordere Alb geteilt wird. Unter den Höhlen daselbst sind die Nebelhöhle bei Oberhausen und die Karlshöhle bei Erpfingen am großartigsten. Reizende Thäler mit üppiger Vegetation und vorzüglichem Obstbau befinden sich zwischen den sehr verzweigten, oft 200-300 m (relativ) senkrecht abfallenden Höhen des Nordrandes, den eine