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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Jungmann - Juni.

stehen, in Holland ebenfalls 300 mit 7000 Mitgliedern. Zu diesen allgemeinen Jünglingsvereinen kommen außerdem in vielen größern Städten noch christliche Vereine junger Kaufleute und ähnliche Gesellschaften, die im wesentlichen dieselben Zwecke verfolgen. Nahe verwandt sind die von Kolping begründeten katholischen Gesellenvereine (s. d.). - Daß die J. einem wirklichen Bedürfnis entsprechen, beweist schon ihre Geschichte. Gegenüber den Versuchungen, denen unbefestigte Jünglinge von beschränkter Bildung im Getriebe des großstädtischen Lebens ausgesetzt sind, und den Einflüsterungen von sozialistischer Seite haben sie eine hohe Bedeutung gerade für die Gegenwart. Mit Recht wird jedoch von erfahrener Seite darauf gedrungen, daß die Leiter der J. sich vor einseitiger Hervorkehrung der religiösen Seite hüten und auch dem jugendlichen Frohsinn und dem Bedürfnis der allgemein bildenden Unterhaltung ihren Raum gewähren müssen, wenn die Vereine nachhaltigen Einfluß auf die jüngere Arbeiterwelt gewinnen sollen. Vielfach bilden die J. nur einzelne Zweige der evangelischen Vereine für Innere Mission (s. d.) und finden dann räumliche Unterkunft in den Vereinshäusern dieser Gesellschaften oder den von diesen unterhaltenen "Herbergen zur Heimat" (s. Herbergen). Vgl. Hesekiel, Die Mission an den Jünglingen (Berl. 1864); Jordan, Die innere Mission an der männlichen Jugend (Verhandlungen der siebenten internationalen Konferenz der J., Halle 1875); Krummacher, Die evangelischen J. (Gütersl. 1881); Tiesmeyer, Die Praxis des Jünglingsvereins (Brem. 1885); v. Örtzen, Die J. in Deutschland (Heilbr. 1886). Organ der evangelischen J. ist die Zeitschrift "Der Bundesbote" (Berl., seit 1859).

Jungmann, s. v. w. Leichtmatrose, die Stufe zwischen Schiffsjunge und Matrose; s. Matrosen.

Jungmann, Joseph Jakob, slaw. Sprachforscher, geb. 16. Juli 1773 zu Hudlitz in Böhmen, studierte zu Prag Philosophie und Rechte, wurde 1799 Lehrer am Gymnasium zu Leitmeritz, 1815 am Altstädter Gymnasium in Prag, 1834 hier zugleich Präfekt. Bei der Universität bekleidete er 1828 und 1839 das philosophische Dekanat; 1840 war er Rektor. Er starb 14. Nov. 1847 in Prag. Zu seinen ersten litterarischen Arbeiten gehört eine Übersetzung von Miltons "Paradise lost" (2. Aufl., Prag 1842). Verdienstlicher sind seine teils poetischen, teils prosaischen Arbeiten in böhmischer Sprache, die er in seinen "Gesammelten Schriften" ("Sebrané spisy", Prag 1841, Bd. 1) zusammenstellte. Auch lieferte er eine böhmische Chrestomathie ("Slovesnost", Prag 1820, 2. Aufl. 1845) und eine "Geschichte der böhmischen Sprache und Litteratur" ("Historie literatury i jazyka českého", das. 1825, 2. Aufl. 1848), die zwar den wissenschaftlichen Anforderungen der Gegenwart nicht mehr ganz genügt, doch einen vollständigen, wissenschaftlich geordneten Katalog der gesamten Litteratur Böhmens darbietet. Sein Hauptwerk ist das mit andern gesammelte und von ihm ausgearbeitete, durch Gründlichkeit wie durch Vollständigkeit ausgezeichnete böhmisch-deutsche Wörterbuch ("Slovnik jazyka českého", Prag 1835-39, 5 Bde.), wodurch J. der Begründer der neuern böhmischen Sprache und Litteratur wurde. Seine kleinern Schriften erschienen gesammelt unter dem Titel: "Jungmanna sebrané drobné spisy" (Prag 1868-1874). Im J. 1878 wurde auf dem Franziskanerplatz zu Prag seine Bronzestatue enthüllt und der Platz nach ihm benannt.

Jungmaß, s. Altmaß.

Jüngstenrecht. Obwohl das Vorrecht der Erstgeburt eine alte und in den meisten Ländern vorherrschende Institution ist, so finden sich doch in den meisten europäischen Ländern und sonst Spuren einer Bevorzugung des jüngsten Sohns, wie in der Josephssage. So wird im Rigsmâl (Edda) der jüngste Sohn Jarls der erste König etc. Auch in England (wo es borough-english heißt), Deutschland, Rußland, der Tatarei finden sich Spuren eines Jüngstenrechts. Das französische "Droit de juveigneurie" gehört jedoch nicht hierher. Vgl. Liebrecht, Zur Volkskunde (Heilbr. 1879).

Jüngster Meereskalk, der noch heute an den Küsten durch Verkittung von Muschel- und Schneckentrümmern oder auch von zertrümmerten Korallen (Riffstein) entstehende Kalkstein; s. Kalkspat, Kalkstein; vgl. auch Madreporenkalk, Korallenkalk.

Jüngster Meeressandstein, ein in den jetzigen Gewässern durch Verkittung der losen Sandkörner mittels Kalks in der gegenwärtigen geologischen Periode entstandener und noch entstehender Sandstein, vom losen Sand nur durch die Festigkeit, die er dem Bindemittel verdankt, von ältern Sandsteinen petrographisch oft gar nicht verschieden.

Jüngstes Gericht (Jüngster Tag, Weltgericht), nach der Kirchenlehre dasjenige Gericht, welches Christus am Ende der gegenwärtigen Welt über alle Menschen halten wird. Die bildende Kunst bemächtigte sich schon im 6. Jahrh. des Gegenstandes zunächst in byzantinischen Miniaturen und in plastischen Werken. Erst im Lauf des 13. und 14. Jahrh. entwickelten sich aus zerstreuten Elementen feste Typen der Darstellung, welche seit dem 15. Jahrh. bis auf unsre Zeit im großen und ganzen unverändert geblieben sind. Es fehlt dabei auch nicht an humoristischen Zügen. Die bedeutsamsten Darstellungen des Jüngsten Gerichts aus dem 14., 15. und 16. Jahrh. sind diejenigen im Campo santo zu Pisa von einem unbekannten Meister, von Fiesole (Berliner Museum), Luca Signorelli (Dom zu Orvieto) und das Meisterwerk Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle. Nächst letzterm sind nur noch die beiden Gemälde von Rubens in der Münchener Pinakothek und das Fresko von Cornelius in der Ludwigskirche zu München von Bedeutung. Die Anordnung ist gewöhnlich folgende: oben thront Christus als Weltrichter, zu seiner Rechten geleiten Engel die Seligen aus ihren Gräbern zum Himmel, während links die Sünder von Teufeln in die Hölle geschleppt werden. Vgl. v. Medem, Das Jüngste Gericht in den Bildwerken mittelalterlicher Kunst (Frankf. 1875); Jessen, Die Darstellung des Weltgerichts bis auf Michelangelo (Berl. 1883); Voß, Das Jüngste Gericht in der bildenden Kunst des frühen Mittelalters (Leipz. 1884); Portig, Das Weltgericht in der bildenden Kunst (Heidelb. 1885).

Juni (Junius), der sechste Monat im Jahr, war nach dem altrömischen Kalender, in welchem der März den Anfang des Jahrs bildete, der vierte Monat und nach der Juno (nach andern dagegen nach L. Junius Brutus, dem ersten Konsul Roms) benannt. Bei den Germanen hieß er Brachmonat (s. d.). Die Sonne tritt im J. aus dem Zeichen der Zwillinge in das des Krebses. Nach Dove beträgt die Durchschnittswärme des J. in

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Archangel +12,8° C.

Petersburg +14,5 "

Berlin +17,4 "

Prag +18,9 "

Wien +19,7 "

München +16,7 "

Karlsruhe +18,1 "

Dublin +14,1 "

London +16,1 "

Amsterdam +17,0 "

Brüssel +17,4 "

Paris +17,1 "

Bordeaux +19,4 "

Basel +17,3 "

Mailand +21,5 "

Rom +21,7 "