Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Königsrot; Königsschlange; Königssee; Königsspitze; Königsstuhl; Königstadtl; Königstaucher; Königstein

3

Königsrot - Königstein.

Königsrot, s. Englischrot 2).

Königsschlange, s. Riesenschlangen.

Königssee (Bartholomäussee), schöner Alpensee in Oberbayern, liegt 4 km südlich von Berchtesgaden, 603 m ü. M., an der Ostseite des zweigipfeligen Watzmann und füllt mit seinem dunkelgrünen Spiegel ein 8 km langes und 2 km breites Thal aus, das von fast senkrecht aufsteigenden, bis 2500 m hohen Kalkfelsenwänden eingeschlossen ist. Der Umfang beträgt etwa 28 km, die Tiefe erreicht 188,2 m. Der See fließt durch die Achen zur Salzach ab. Der Mündung schräg gegenüber öffnet sich das Eisthal, eine tiefe, schauerliche Schlucht bis zum Kern des Watzmann, welche einen Blick in die innerste Wüste der Hochalpenkette gestattet. Die einst berühmte "Eiskapelle", eine dort befindliche großartige Eisgrotte, ist durch einen Felsensturz 1861 und die darauf folgenden warmen Sommer fast ganz vernichtet worden. Aus dem Eisthal bricht der Eisbach hervor, der durch den mitgeführten Schutt eine Halbinsel gebildet hat, die Hirschau, auf der die alte Wallfahrtskirche St. Bartholomä (schon 1134 stand hier eine Kapelle) und ein Jagdschlößchen (mit Gasthaus im Parterre) liegen. Am Bartholomäustag ist große Wallfahrt dahin, und nachts leuchten auf allen Höhen Feuer. Der See ist sehr reich an Alpenforellen, hier Saiblinge genannt. Südlich vom K., nur durch einen schmalen Landstreifen von ihm getrennt, liegt in einem ernst erhabenen Felsenkessel der kleinere, lichtgrüne Obersee. Die ganze Umgebung des Königssees ist ein königliches Jagdrevier und reich an Wild (Hirsche, Gemsen, Murmeltiere). Vgl. Simony, Über Temperatur- und Tiefenverhältnisse des Königssees (Wien 1874). S. Karte "Berchtesgadener Land".

Königsspitze, Berggipfel in den Ortleralpen, nach dem Ortler die höchste Erhebung in den Österreichischen und Deutschen Alpen, 3854 m, schwer zu ersteigen.

Königsstuhl, 1) in der deutschen Kaisergeschichte denkwürdige Stätte am linken Rheinufer, etwa 400 Schritt unterhalb des Städtchens Rhense (Rense) im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, wo die Gebiete der vier rheinischen Kurfürsten ganz nahe zusammenstießen. Der alte K., ein 1376 auf Befehl Kaiser Karls IV. aufgeführter achteckiger Bau von 8 m Durchmesser und 5⅓ m Höhe, hatte sieben auf Pfeilern ruhende Schwibbogen, eine Oberfläche ohne Bedachung, aber mit einer gemauerten Bank ringsum mit den durch Steinplatten bezeichneten Sitzen der sieben Kurfürsten. Rhense war für die dem Städtchen noch 1521 bestätigte Zollfreiheit verpflichtet, den K. in baulichem Zustand zu erhalten; daher wurde er noch 1624 wieder restauriert und die früher um den Mittelpfeiler hinaufführende Treppe außen angebracht. 1794 von den Franzosen zerstört, ward der Bau 1843 von einem Verein von Koblenzern in seiner alten Gestalt wieder aufgeführt. Zum erstenmal wird er und zwar als gewöhnlicher Versammlungsort "von alters her" 1308 bei der Vorwahl Heinrichs VII. erwähnt. Am 16. Juli 1338 kam hier der erste Kurverein (von Rhense) zu stande (s. Kurvereine). Am 11. Juli 1346 fand hier die Vorwahl Karls IV. und 21. Aug. 1400 die Wahl Ruprechts von der Pfalz statt des abgesetzten Wenzel statt. -

2) Berg bei Heidelberg, 568 m hoch, hat einen 27 m hohen Turm mit prachtvoller Aussicht. -

3) Kreidefelsengipfel der Halbinsel Stubbenkammer auf der Halbinsel Jasmund auf Rügen, 133 m fast senkrecht in das Meer abfallend. -

4) In der Rheinpfalz, s. Donnersberg 1).

Königstadtl (tschech. Králův Městec), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Podiebrad, an der Lokalbahn Krzinetz-K., mit (1880) 2459 Einw., Zuckerfabrik, Dampfmühle und Bezirksgericht.

Königstaucher, s. v. w. Pinguin.

Königstein, 1) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, an der Mündung der Biela in die Elbe und an der Linie Dresden-Bodenbach der Sächsischen Staatsbahn, 128 m ü. M., hat ein Amtsgericht, 2 große Dampfsägewerke, Gold- und Politurleisten-, Cellulose-, Parkettfußboden- und Kartonagenfabrikation, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik und (1885) 3865 meist evang. Einwohner. In der Nähe, im lieblichen Bielagrund, liegen die Kaltwasserheilanstalten Königsbrunn (155 m ü. M.) mit großen Parkanlagen und Schweizermühle. Nordwestlich von der Stadt, auf dem linken Elbufer, dem Lilienstein gegenüber, erhebt sich 374 m ü. M. und 246 m über der Elbe auf einem auf drei Seiten senkrecht aufsteigenden Sandsteinfelsen die Bergfestung K., die einzige Festung des Königreichs Sachsen, die bei der frühern Tragweite der Geschütze für uneinnehmbar galt und bis jetzt auch eine Belagerung noch nicht zu bestehen gehabt hat, indessen eine militärische Wichtigkeit nicht mehr besitzt. Während nämlich die drei erwähnten Seiten der Felsen vollständig unzugänglich sind, führt der auf der vierten Seite ebenfalls ziemlich steil aufsteigende Weg oder die Appareille unten durch die niedere Fortifikation und ist außerdem durch mehrere Reihen etagenartig übereinander gebauter Werke geschützt, so daß eine Erstürmung der Festung kaum möglich scheint. Auch eine Beschießung dürfte schwierig sein, da die Festung die Umgegend auf große Entfernungen hin beherrscht; die meisten Baulichkeiten sind bombenfest gewölbt. Ein 214 m tiefer, in den Felsen gehauener und nie versiegender Brunnen sowie mehrere Zisternen liefern das nötige Wasser. Die Besatzung besteht aus (1885) 271 Mann. Der K. dient teils zur Aufbewahrung von Archiven, Kostbarkeiten, Staatsgeldern etc., besonders in Kriegs- und andern Notzeiten, teils als Staatsgefängnis, in welchem unter andern historisch interessanten Persönlichkeiten der Kanzler Nikolaus Crell, Patkul und Böttger, der Erfinder des Porzellans, gefangen saßen. Während des Dresdener Maiaufstandes 1849 nahm König Friedrich August II. mit seinen Ministern hier seinen Aufenthalt. Der K. ist wahrscheinlich schon von den Sorbenwenden befestigt worden, war um 1289 böhmisches Lehen, kam später an die Grafen von Dohna und hierauf infolge einer Fehde 1401 an die Markgrafen von Meißen, worauf im Egerschen Vertrag von 1459 von Böhmen die Lehnsherrlichkeit über den K. an Sachsen abgetreten wurde. Ein von Herzog Georg 1516 hier gestiftetes Cölestinerkloster bestand nur zehn Jahre. Um 1540 wurden unter Heinrich dem Frommen die alten Werke des Königsteins wiederhergestellt und derselbe zu einer Festung gegen Böhmen ausgerüstet, doch wurden die meisten der noch jetzt vorhandenen Gebäude der Festung erst unter den Kurfürsten Christian I. und Johann Georg I. erbaut; der Vollender der Fortifikation war Friedrich August II. 1756 befand sich bei K. das verschanzte Lager der sächsischen Armee, die von den Preußen unter Friedrich d. Gr. umzingelt wurde und sich 14. Okt. ergeben mußte. Nach Abschluß der Militärkonvention zwischen Sachsen und Preußen erhielt die Festung im Februar 1867 einen preußischen Kommandanten und preußische Besatzung, die erst nach dem Frieden von 1871 von einer sächsischen ab-^[folgende Seite]