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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kostin Schar; Kostkinder; Köstlin; Kostmaß; Kostnitz; Kostomarow

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Kostin Schar - Kostomarow.

führung gelangte. Nach diesen Anfängen ging K. nach München, dann nach Berlin und bereiste einen großen Teil Europas. Auch auf sein Talent wirkte die Wiedererrichtung des Deutschen Reichs mächtig ein, und er entwarf den Plan zu einem Dramencyklus, welcher die 2000jährige Geschichte des Ringkampfes der germanischen mit der romanischen Welt in seinen Knotenpunkten darstellen sollte, als dessen eines Glied sich das schon genannte Drama "Zwei Könige" darbot. Zunächst schrieb er das patriotische Festspiel "Im großen Jahr" (1872), dann das Schauspiel "Hermann der Befreier" (1873), das wiederholt mit Beifall zur Darstellung gelangte, als erstes Stück des Cyklus. K. lebt gegenwärtig, mit der Weiterführung seines Plans beschäftigt, in Frankfurt a. M. Inzwischen veröffentlichte er die epische Dichtung "Der Weg nach Eden" (Leipz. 1883).

Kostin Schar, Meerenge an der Südwestseite von Nowaja Semlja, zwischen letzterm und der Meschduscharskiinsel, unter 71-71½° nördl. Br.

Kostkinder (Ziehkinder), Kinder (Findlinge, Waisen, uneheliche Kinder etc.), welche von ihren Eltern oder von der Behörde Fremden in Kost und Pflege gegeben werden; s. Kinderschutz.

Köstlin, 1) Christian Reinhold, Dichter und ausgezeichneter Kriminalist, geb. 29. Jan. 1813 zu Tübingen, widmete sich daselbst, in Heidelberg und Berlin dem Studium der Rechte, ließ sich 1836 in Stuttgart als Advokat nieder und habilitierte sich 1839 in Tübingen als Privatdozent. Daneben hatte er schon früh die Poesie gepflegt und veröffentlichte seit 1838 im "Morgenblatt" unter dem Namen C. Reinhold eine Anzahl Gedichte sowie in der "Novellenzeitung" Erzählungen und Novellen, die später auch gesammelt erschienen (Brem. 1847-48, 3 Bde.), ebenso die "Gedichte" (Stuttg. 1853). Eins seiner Dramen, "Die Söhne des Dogen", wurde 1838 zu Stuttgart aufgeführt. Seinen juristischen Ruf begründete er durch "Die Lehre vom Mord und Totschlag" (Stuttg. 1838) und "Wilhelm I., König von Württemberg, und die Entwickelung der württembergischen Verfassung" (das. 1839). Im J. 1841 zum außerordentlichen, 1851 zum ordentlichen Professor ernannt, wirkte K. für Begründung des Strafrechts auf Philosophie und Geschichte. Er starb 14. Sept. 1856. Von seinen kriminalistischen Arbeiten sind noch hervorzuheben: "Die Perduellio unter den römischen Königen" (Tübing. 1841); "Neue Revision der Grundbegriffe des Kriminalrechts" (das. 1845, 2 Abtlgn.); "Der Wendepunkt des deutschen Strafverfahrens im 19. Jahrhundert" (das. 1849); "Das Geschwornengericht, für Nichtjuristen dargestellt" (1. u. 2. Aufl., das. 1849); "Die Geschwornengerichte" (Leipz. 1851); "System des deutschen Strafrechts" (Tübing. 1855, Bd. 1). Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Geßler: "Abhandlungen aus dem Strafrecht" (Tübing. 1858) und "Geschichte des deutschen Strafrechts" (das. 1859). - Köstlins Gattin Josephine, geborne Lang, geb. 14. März 1815 zu München, gest. 3. Dez. 1880 in Tübingen, hat sich als geistvolle Liederkomponistin bekannt gemacht. Vgl. H. A. Köstlin, Josephine Lang (Leipz. 1881).

2) Karl Reinhold, Theolog und Ästhetiker, geb. 28. Sept. 1819 zu Urach, studierte in Tübingen und Berlin, habilitierte sich 1849 in Tübingen für Philosophie und Theologie, zog sich aber von letzterer bald zurück, um sich ganz der Philosophie und auf Veranlassung Vischers, in dessen "Ästhetik" er dann den Band über die Musik bearbeitete, insbesondere der Ästhetik zuzuwenden. 1857 wurde er zum außerordentlichen, 1863 zum ordentlichen Professor der Ästhetik und Kunstgeschichte ernannt. Er veröffentlichte: "Der Lehrbegriff des Evangeliums und der Briefe Johannes'" (Berl. 1843); "Der Ursprung der synoptischen Evangelien" (Tübing. 1853); "Goethes Faust, seine Kritiker und Ausleger" (das. 1860); "Hegel in philosophischer, politischer und nationaler Beziehung" (das. 1870) und als sein Hauptwerk die "Ästhetik" (das. 1863-69, 2 Bde.), in welcher seines Urteil mit scharfsinniger und klarer Darlegung verbunden und das Wesen des Schönen (in Übereinstimmung mit Herbart und Rob. Zimmermann) auf die Form zurückgeführt wird. Neuere Schriften sind: "Richard Wagners Tondrama: Der Ring des Nibelungen" (Tübing. 1877); "Über den Schönheitsbegriff" (das. 1879) und die "Geschichte der Ethik" (das. 1887 ff.).

3) Julius, evang. Theolog, geb. 17. Mai 1826 zu Stuttgart, bereiste 1849 England und Schottland, ward 1850 Vikar in Stuttgart, bald darauf Repetent am theologischen Seminar in Tübingen und folgte 1855 einem Ruf als ordentlicher Professor der Theologie nach Göttingen, von wo er 1860 in gleicher Eigenschaft nach Breslau und 1870 nach Halle übersiedelte. Er schrieb unter anderm: "Die schottische Kirche, ihr inneres Leben und Verhältnis zum Staat" (Gotha 1852); "Luthers Lehre von der Kirche" (Stuttg. 1854); "Das Wesen der Kirche, beleuchtet nach Lehre und Geschichte des Neuen Testaments" (das. 1854; 2. Aufl., Gotha 1872); "Luthers Theologie" (Stuttg. 1863, 2 Bde.) und "Martin Luther, sein Leben und seine Schriften" (Elberf. 1875, 2 Bde.; 3. Aufl. 1883), welchem ein populäres Werk: "Luthers Leben" (Leipz. 1882, 3. Aufl. 1883), und die kleine Festschrift "Martin Luther, der deutsche Reformator" (Halle 1883) folgten. Seit 1873 redigiert er mit Riehm die "Theologischen Studien und Kritiken".

4) Heinrich Adolf, Musikschriftsteller, geb. 4. Okt. 1846 zu Tübingen, Sohn von K. 1), erhielt früh eine tüchtige musikalische Ausbildung, studierte dann in seiner Vaterstadt Theologie, war 1871-73 Repetent am Seminar zu Tübingen, 1873-75 Diakonus zu Sulz a. N., begründete 1875 den Evangelischen Kirchengesangverein für Württemberg, bekleidete darauf Pfarrstellen in Maulbronn, seit 1878 in Friedrichshafen, wo er auch den Oratorienverein leitete, und wirkt seit 1883 als Professor am Predigerseminar in Friedberg. Außer der Lebensskizze seiner Mutter (s. Köstlin 1) und andern kleinern Schriften veröffentlichte er: "Die Tonkunst. Einführung in die Ästhetik der Musik" (Stuttg. 1879); "Geschichte der Musik im Umriß" (Tübing. 1875; 3. erheblich erweiterte Aufl., das. 1883) und "Geschichte des christlichen Gottesdienstes" (Freiburg 1886).

Kostmaß, s. Ernährung, S. 797.

Kostnitz, Stadt, s. Konstanz.

Kostomarow, Nikolaus, russ. Geschichtsforscher, geb. 1817 zu Ostrogosz (Gouvernement Woronesh), studierte an der Universität zu Charkow, trat 1836 in ein Dragonerregiment, nahm aber bald seinen Abschied, beschäftigte sich dann einige Jahre mit fleißigem Sammeln kleinrussischer Volkslieder und Altertümer, wurde 1846 zum Dozenten an der Charkower Universität ernannt, aber schon im folgenden Jahr entlassen, weil seine auf Förderung einer besondern kleinrussischen Litteratur gerichteten Bestrebungen das Mißtrauen der Regierung wachgerufen hatten. Als er hierauf mit den gleichgesinnten Freunden Szewczenko, Kulisz, Bitozerski, dem Redakteur Hulak u. a. einen geheimen litterarischen Verein zur