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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalamazoo; Kalamin; Kalamis; Kalamitabai; Kalamität; Kalamiten; Kalander

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Kalamazoo - Kalander.

1821 war K. eine der ersten Städte, die durch den allgemeinen Aufstand vorläufig befreit wurden. Am 9. April d. J. ward daselbst die erste griechische Nationalversammlung unter dem Namen des Senats von Messenien eröffnet. 1825 ward es von Ibrahim Pascha fast gänzlich zerstört.

Kalamazoo (spr. -suh), schöner Ort im nordamerikan. Staat Michigan, am schiffbaren Fluß K., 70 km oberhalb dessen Mündung in den Michigansee, hat ein Irrenhaus (mit 660 Patienten), ein Baptistenkolleg, ein Seminar für Lehrerinnen und (in der ganzen Gemeinde) 1885: 13,938 Einw.

Kalamin, s. v. w. Galmei.

Kalamis, griech. Bildhauer, blühte um die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. und bezeichnet die Blütezeit des anmutig-zierlichen Stils der ältern strengen Kunst vor der großen Epoche des Pheidias. In der Darstellung der Pferde bewegte sich K. schon mit freier Meisterschaft. Pausanias sah auf der Akropolis zu Athen eine Statue der Aphrodite, Sosandra genannt, welche von Lukian unter den ausgezeichnetsten Frauenstatuen aufgeführt wird; ferner im Kerameikos einen Apollon Alexikakos. Zu Tanagra in Böotien befanden sich ein Hermes als Widderträger und ein Dionysos aus parischem Marmor. Einen Ammon hatte Pindar in Theben geweiht; eine ungeflügelte Nike stifteten die Mantineier nach Olympia, betende Knaben in Bronze die Agrigentiner ebendahin. Zwei Rennpferde mit Knaben darauf fertigte K. für Olympia im Auftrag des Hieron. Nach Delphi weihten die Spartaner eine Hermione. Eine Alkmene wird von Plinius höchlich gerühmt; derselbe erwähnt auch einen Apollon aus Marmor in den Servilianischen Gärten zu Rom, ferner einen Apollon, den Lucullus aus Apollonia am Pontos weggeführt und zu Rom auf dem Kapitol aufgestellt hatte. Derselbe war ein eherner Koloß von 30 Ellen Höhe. K. war auch als Ziseleur in Silber berühmt.

Kalamitabai, eine weite Bucht im Schwarzen Meer, an der Westseite der Halbinsel Krim; an ihr liegt im N. die Stadt Eupatoria.

Kalamität (lat.), eigentlich Mißwachs des Getreides (von calamus, Halm); dann allgemein gebraucht für ein großes (besonders öffentliches) Unglück. Kalamitosen, von einer K. Betroffene, Verunglückte.

Kalamiten (Calamites), s. Equisetaceen, S. 715.

Kalander (Kalandermaschine, v. franz. calandre, Rolle, Mange, Glättmaschine), eine der wichtigsten Appreturmaschinen, mit welcher den Geweben und Papier Dichte, Glätte und Glanz erteilt werden. Die wirksamen Bestandteile der K. sind ein oder mehrere Paare Walzen mit harter, möglichst glatter und glänzender Oberfläche, durch welche man das getrocknete und wieder angefeuchtete Gewebe hindurchgehen läßt. Von je zwei zusammen arbeitenden Walzen muß die eine aus nicht nachgiebigem, die andre aus elastischem Material bestehen, weil zwei gleich harte Walzen niemals gleichmäßig auf alle Teile des Gewebes wirken würden. Als elastische Walzen benutzt man jetzt meist Papierwalzen, zu deren Herstellung man zahlreiche auf eine eiserne Achse geschobene Papier- oder Pappscheiben mittels Spindelpressen oder hydraulischer Pressen sehr stark zusammenpreßt und auf einer Drehbank mit Stählen und Diamantsplittern sehr genau abdreht. Mit den Papierwalzen arbeiten als harte Walzen hohle gußeiserne, möglichst hochpolierte Hartgußwalzen (Glanz-, Hartwalzen) von 20-30 cm Durchmesser, während Papierwalzen etwa 30-40 cm stark sind. Zur Erzielung eines höhern Glanzes werden die hohlen Walzen durch Einleiten von Dampf oder durch Einlegen erhitzter massiver Eisenwalzen (Glührollen) geheizt. Die Zahl der Walzen eines Kalanders wechselt von 2-10, und im letzten Falle liegt eine heizbare Hartgußwalze zwischen zwei Papierwalzen, während die oberste und unterste Walze nicht heizbare Gußeisenwalzen sind. Die Walzen werden übereinander in horizontaler Lage in zwei Gußeisenständern so eingelagert, daß sie sich der Dicke des Gewebes etc. entsprechend einstellen lassen (mit Ausnahme der untersten). Der Walzendruck wird dadurch hervorgebracht, daß man die beiden Zapfen der obersten Walze durch stark belastete Hebel niederdrücken läßt. Dies Hebelsystem überträgt meist das Belastungsgewicht von 80-100 kg 30fach auf jeden Zapfen, und da nun die Berührungsfläche je zweier 1,2 m langer Walzen selbst bei größter Belastung kaum 60 qcm beträgt, so ist man mit Hinzurechnung des Eigengewichts der Hebel und der Walzen im stande, auf das Gewebe einen Druck von 120 Atmosphären auszuüben. Durch Anwendung von Schraubenzugapparaten kann dieser Druck sogar auf 300-400 Atmosphären gebracht werden. Der Schraubenzugapparat führt aber, da er nicht nachgiebig ist, leicht zu Bruch. Der Antrieb erfolgt bei zweiwelligen Kalandern von der Transmissionswelle durch Riemen direkt auf die Glanzwelle; bei drei- und fünfwelligen Kalandern treibt man durch Riemen zunächst eine Vorgelegswelle und übersetzt dann durch zwei Räder auf die Glanzwelle, während alle andern Walzen durch Reibung mitgenommen werden. Den höchsten Glanz erhält man mit den sogen. Glanzkalandern, bei welchen die Hartwalze eine größere Geschwindigkeit als die Papierwalze besitzt und infolgedessen auf

^[Abb.: Fig. 1. Dreiwelliger Kalander.]