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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kalf - Kalidasa.

Kalf, Willem, holländ. Maler, geboren um 1620 zu Amsterdam, war Schüler von Hendrik Pot und in Amsterdam thätig, wo er 31. Juli 1693 starb. Er malte ausschließlich Stillleben, sogen. Frühstücksbilder mit Früchten, Weingläsern, Delikatessen etc. auf gedeckten Tischen und Kücheninterieurs, die mit großer koloristischer Meisterschaft behandelt sind. Bilder von ihm finden sich in den Museen zu Berlin, Frankfurt a. M., Amsterdam und Rotterdam, meist aber in Privatbesitz.

Kalfákter (verderbt aus lat. calefactor, "Einheizer"), Aufwärter, namentlich einer, der vielen Herren dient; daher s. v. w. Herren-, Liebediener.

Kalfatern (niederdeutsch), das Verdichten der Beplankungsfugen (Nähte) der Schiffshaut in Holzschiffen und der Decks mittels Werg und Pech. Das Wort ist arabischen Ursprungs und im Mittelalter durch die Italiener in die abendländischen Sprachen gelangt.

Kalfeusen, s. Tamina.

Kalgan (v. mongol. Chalga, "Schlagbaum"), Stadt in der chines. Provinz Petschili, an der Grenze der Mongolei, mit 70,000 ausschließlich chines. Einwohnern (darunter auch viele Mohammedaner, als Hui-Hui bekannt), schließt den Durchgang durch die Große Mauer und ist ein wichtiger Punkt für den Handel Chinas mit der Mongolei, namentlich den Theehandel. Trotz des immer mehr in Aufnahme kommenden Seetransports werden jährlich noch ca. 200,000 Kisten Thee (à 3 Pud) von K. über Urga nach Kiachta gesandt. Auch russische Waren, besonders Tuche, Plüsche und Rauchwaren, kommen hierher. Der Ort wurde 1871 von Prshewalskij besucht und ist Sitz zweier protestantischer Missionäre. In der Nähe Steinkohlengruben.

Kalgujew (Kolguew), Insel im Nördlichen Eismeer, nordöstlich von der Tscheskajabucht, zum russischen Gouvernement Archangel gehörig, 3496 qkm (63,5 QM.) groß. Das Innere bildet eine weite Ebene, die stellenweise von Hügeln unterbrochen wird. Die Vegetation ist sehr ärmlich, da der Boden auch im wärmsten Sommer nicht tiefer als auf 0,6 m auftaut. Im ganzen kommen hier 110 Pflanzen vor; von einiger Bedeutung ist nur Cochlearia oblongifolia als Arzneikraut. Der erste Versuch, sich auf der Insel anzusiedeln, mißglückte vollständig, indem die 1767 hergezogenen 70 Raskolniken sämtlich erfroren. Gegenwärtig wird K. von gegen 100 Samojeden bewohnt, die um 1840 als Renntierhirten dahin kamen, außerdem im Sommer von zahlreichen Jägern besucht, welche Daunen hier sammeln (der Mann etwa 20 kg) und eine reiche Beute an Füchsen, Eisfüchsen, Eisbären, Walrossen, Seekälbern, Weißfischen, Schwänen, Tauchern und Gänsen finden. Stellenweise, besonders am Ufer, ist die Insel mit mehrere Meter hohen Guanoschichten bedeckt. S. Karte "Nordpolarländer".

Kâlî, ind. Göttin, s. Pârwatî.

Kali, s. v. w. Kaliumoxyd. Blausaures K., s. Kaliumcyanid. Chlordichromsaures K., s. Chromsäuresalze; chlorsaures K., s. Chlorsäure. K. hydricum s. causticum, Kaliumhydroxyd, Ätzkali; K. hydricum s. causticum fusum, geschmolzenes Ätzkali. Xanthogensaures K., s. Schwefelkohlenstoff.

Kalialaun, s. Alaun.

Kalialbit, s. v. w. Sanidin.

Kalian (pers.), die pers. Wasserpfeife, unterscheidet sich vom Nargileh (s. d.) durch das ½ m lange Holzrohr in einer wirklichen oder aus Holz nachgebildeten Kokosnuß, welche die Stelle von Schlauch und Flasche einnehmen. Die bisweilen kunstvoll emaillierten und mit teuern Steinen besetzten Kaliane werden am schönsten in Ispahan hergestellt. Vgl. Huka.

Kaliaturholz, s. Sandelholz.

Kaliber, Seelendurchmesser der Feuerwaffen, ausgedrückt für Geschütze in Zentimetern (Deutschland, Österreich, Frankreich etc.) oder nach dem Gewicht des Geschosses, das aus ihnen geschossen wird, in Pfunden oder in Zollen (England), bei den Handfeuerwaffen (s. d.) in Millimetern. Das K. glatter Geschütze wurde bei Kanonen nach dem Pfundgewicht der eisernen Vollkugel, bei Wurfgeschützen nach dem Pfundgewicht einer kalibermäßigen Vollkugel aus Granit bezeichnet (s. Geschütz). Der Kalibermaßstab (Artilleriemaßstab), 1540 von Hartmann in Nürnberg erfunden, besteht aus einem Maßstab, an dessen einem Ende sich ein fester Ansatz (Fuß) befindet, während sich ein Schieber mit Fuß daran hin- und herbewegt. An einem Ausschnitt des Schiebers ist ein Nonius aufgetragen. Der Zwischenraum zwischen den Füßen gibt das Maß. Im übertragenen Sinn bezeichnet K. Maß und Beschaffenheit einer Sache (z. B. Verse von gleichem K.).

Kaliblau, s. Berliner Blau.

Kalibrieren, das Regulieren der äußern Durchmesser metallener Patronenhülsen auf der Kalibriermaschine, wobei dieselben durch Löcher in glashartem Stahl hindurchgepreßt werden und so die normalen Durchmesser erhalten. Zum Schießen verwendete Patronenhülsen bedürfen des Nachkalibrierens, um wieder gebrauchsfähig zu werden. S. auch Graduieren.

Kâlidâsa, der berühmteste ind. Dichter. Seine Lebenszeit ist unbekannt; die früher gangbare Annahme, er habe in der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. am Hof des Königs Vikramâditja gelebt, ist von A. Weber ("Indische Litteraturgeschichte", S. 217 ff.) widerlegt worden; wahrscheinlich hat er mehrere Jahrhunderte nach Christo (nach Lassen im 3. Jahrh.) gedichtet. Außerdem hat es gewiß mehrere Dichter seines Namens gegeben, woraus sich auch erklärt, daß unter seinem Namen Dichtungen von sehr ungleichem Wert gehen. Von Dramen gehören ihm sicher drei zu. 1) "Sakuntalâ", das bekannteste indische Drama. Inhalt: König Duschmanta vermählt sich mit Sakuntalâ, der Tochter des frommen Einsiedlers Kanva, erkennt sie aber, als sie an seinen Hof kommt, nicht wieder infolge des Fluches eines von Sakuntalâ beleidigten Büßers. Die Verzweifelnde wird von Nymphen an Indras Hof entführt, das Auffinden eines verlornen Erkennungsringes aber führt die Vereinigung der Gatten herbei. Das Stück ist uns in zwei Rezensionen überliefert, der sogen. Devanâgarî- und der Bengali-Rezension; die letztere ist nach Pischel ("De Kâlidâsae Çâkuntali recensionibus", Bresl. 1870) die ältere. Ausgaben der erstern von Böhtlingk mit Prosaübersetzung (Bonn 1842), von Monier Williams (Hertf. 1853), von Burkhard (Bresl. 1872), der bengalischen von Pischel (2. Aufl., Kiel 1886). Der ersten englischen Übersetzung von William Jones (Lond. 1789, Edinb. 1796; danach deutsch von Forster, 1791 u. 1803) lag die bengalische Rezension zu Grunde, auf die auch B. Hirzel (Zürich 1833 u. 1849 nach der Ausgabe von Chézy, Par. 1830) und neuerdings L. Fritze (Chemn. 1877) zurückgegangen sind, während E. Meier (Tübing. 1851, Hildburgh. 1867), Lobedanz (7. Aufl. 1884) und Fr. Rückert ("Aus Fr. Rückerts Nachlaß", Leipz. 1867, besonders gedruckt 1885) nach der Devanâgarî-Rezension übersetzt haben.