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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalk (Stadt) – Kalkfarben

der Glasfabrikation spielt der K. eine große Rolle. Seine Eigenschaft, vor dem Knallgasgebläse lebhaft zu leuchten (s. Drummonds Kalklicht), benutzt man zum Beleuchten. Seine wichtigste Anwendung ist aber die zur Bereitung von Mörtel (s. d.). Als Düngemittel findet der K. ebenfalls Anwendung (s. Kalidünger). Das Kalkwasser (s. d.) dient auch als Heilmittel. Da der kohlensaure K. in seinen verschiedenen Abarten sehr verbreitet ist – ganze große Gebirge (z. B. ein erheblicher Teil der Alpen besteht aus K.) – so ist auch seine Gewinnung in den Kalkbrüchen und das Austreiben der Kohlensäure in den meist in der Nähe liegenden Kalköfen sehr verteilt, einigermaßen konzentriert nur an einigen Orten der europ. Tiefebene, die sich von Nordfrankreich, Belgien, Holland, dem nördl. Deutschland bis nach Rußland erstreckt, wo der Kalkstein seltener an die Oberfläche tritt. Einen Ausfuhrartikel bietet der K. nur im Grenzverkehr und in kleiner Menge in besonders reinen, von Beimengungen freien Sorten. Unter anderm gilt dies von gewissen Abarten des Dolomits der österr. Alpen, der seines Magnesiagehaltes wegen zum Ausfüttern basischer Konverter (s. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 928 b) benutzt wird. Auch für chem. Untersuchungen macht sich an vielen Orten der Bezug eines besonders reinen, meist aus dazu geeignetem Marmor gebrannten K. notwendig.

Vgl. Böhmer und Neumann, K., Gips, Cement (5. Aufl., Weim. 1886); Tarnawski, K., Gips u. s. w. (Wien 1887); Heusinger von Waldegg, Die Ziegel-, Röhren- und Kalkbrennerei, Bd. 2 (4. Aufl., bearb. von Kayser, Lpz. 1892); Tormin, Cement und K., ihre Bereitung und Anwendung (Weim. 1892).

In der Mineralogie heißt K. die natürliche Verbindung des K. mit der Kohlensäure, und zwar Kalkspat, Kalkstein, Kreide und Mergel.

Kalk, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Köln, 2 km östlich von Deutz, gegenüber von Köln, mit dem es durch Pferdebahn verbunden ist, an den Linien Düsseldorf-Deutz-Köln, K.-Deutz-Elberfeld (48,6 km), Deutz-Gießen und Köln-Koblenz der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 13555 (6936 männl., 6619 weibl.) E., darunter 2330 Evangelische und 70 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, Wasserleitung, Kanalisation, Gasbeleuchtung, Sparkasse; Maschinenfabriken, Eisengießereien, Kesselschmieden, Walzwerke, chem. Fabriken, Fabrikation von Porzellan, landwirtschaftlichen und Werkzeugmaschinen. 1867 wurde K., das bis dahin mit Deutz vereinigt war, selbständig und 1881 Stadt.

Kalka, russ. Fluß, s. Kalmius.

Kalkalabaster, s. Alabaster.

Kalkalpen, französische, nördliche und südliche, s. Alpen, Ostalpen und Westalpen.

Kalkandele oder Tetovo, Stadt im türk. Wilajet Kosovo, im obern Vardarthal, am Paß über den Schar-dagh nach Prizren, hat etwa 10000 E., meist christl., daneben mohammed. Slawen und Albanesen.

Kalkánt (vom lat. calx, die Ferse), Bälgetreter bei der Orgel; in der Bühnensprache soviel wie Orchesterdiener.

Kalkar, preuß. Stadt, s. Calcar.

Kalkar, Joh. Stephan von, Maler, geb. 1500 zu Kalkar im Cleveschen, also ein Deutscher, weshalb er mit Unrecht Jan van K. genannt wird. Zu Venedig bildete er sich seit 1536 unter Tizian aus; später ging er nach Neapel, wo er 1546 gestorben sein soll. Er gilt als einer der vorzüglichsten Nachahmer Tizians. Besonders gerühmt wird eine ihm zugeschriebene Mater dolorosa, in der Pinakothek zu München, und eine Geburt Christi, die in Rubens’ Besitz war und später in die kaiserl. Sammlung im Belvedere (jetzt Hofmuseum) zu Wien kam. Eben diese Galerie besitzt auch zwei männliche Porträte von ihm. Meisterhaft sind die in Holz geschnittenen anatom. Darstellungen, die K. für das berühmte Werk des Arztes Vesalius «De humani corporis fabrica» (Bas. 1543) lieferte. Irrtümlich hat man ihm auch die Bildnisse in Vasaris Künstlerbiographien zugeschrieben.

Kalkasche, die Mischung des Cendrinbaus, s. Gußmauerwerk.

Kalkatta, indobrit. Stadt, s. Kalkutta.

Kalkbein, s. Räude und Dermatorhyctes.

Kalkblau, s. Bergblau, Kupferlasur und Kupferoxyd.

Kalkborsten, in der Gerberei die mit Kalk von der Haut abgeätzten Borsten.

Kalkbreccie, ein Trümmergestein, bei dem eckige, manchmal verschieden gefärbte Bruchstücke von Kalkstein durch ein meist ebenfalls kalkiges Bindemittel miteinander verkittet sind. Geschätzt ist namentlich die unter dem Namen Brecciato oder Mischio di Serravezza bekannte K. von Stazzema bei Carrara, die aus etwas gerundeten, mit einer Rinde von Talk oder Chlorit überzogenen Marmorbruchstücken und einem bläulichbraunen Cement besteht. Andere schöne Varietäten aus den Pyrenäen werden zu Bagnères-de-Bigorre verschliffen.

Kalkbrenner, Friedr. Wilh., Pianist und Komponist, geb. 1784 zu Cassel, war Schüler seines Vaters, des Kapellmeisters Christian K. (geb. 22. Sept. 1755 in Minden, gest. 10. Aug. 1806 in Paris), dann des Pariser Konservatoriums. Nach weitern Studien in Wien trat K. 1806 zuerst in Paris öffentlich auf und war von da bis zum Erscheinen Liszts einer der gefeiertsten Klavierspieler, daneben Teilnehmer an der Pleyelschen Pianofabrik. Er starb 11. Juni 1849 zu Enghien bei Paris an der Cholera. K.s Spiel war technisch von höchster Vollendung; besonders hervorragend durch die Ausbildung der linken Hand, für welche allein er die ersten Etüden veröffentlichte. Als Komponist gehörte er der Richtung der Czerny, Herz, Hünten an. Gehaltvoll sind die vier Konzerte, verschiedene Sonaten, ein Septett, ein Sextett und ein Quintett, die Rondos «Gage d’amitié» und «Les charmes de Berlin». Ein verdienstliches Werk ist seine «Klavierschule» nebst den dazugehörenden Etüden.

Kalkbrennerei, s. Kalk.

Kalkdüngung, zum Entsäuern des Bodens angewendete Düngung, die dazu dient, schweren Thonboden zu lockern, den Pflanzen schädliche Stoffe (Eisenoxydulsalze) unlöslich zu machen sowie kalkbedürftigen Pflanzen (Kleearten) diesen Nährstoff zuzuführen. Man wendet zur K. meistens gebrannten Ätzkalk in der Menge von 100 bis 150 Ctr. pro Hektar an, der in kleine Haufen gebracht, mit Erde bedeckt und, wenn zerfallen, auf den Boden ausgestreut und durch Pflügen und Eggen mit ihm vermischt wird. Kohlensaurer Kalk wird dem Boden in Form von Mergel (s. d.) zugeführt.

Kalken des Getreides, s. Beizen (des Getreides).

Kalkfarben, die zur Freskomalerei (s. d.) verwendeten Farben, wie Ultramarin, Smalte, Chromgrün, Englischrot, Antimongelb, Neapelgelb, Terra di Siena u. a. – K. dienen auch als Anstrich (s. d.).

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]