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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kamaran; Kamaschen; Kamassizen; Kamberg; Kambial; Kambieren; Kambiform; Kambium; Kambodscha

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Kamaran - Kambodscha.

einem dichtbewaldeten, wasserlosen Hochland. Nur ein Fünftel des Bodens ist kulturfähig, kultiviert aber noch sehr wenig. Eisen, Kupfer, Blei, Asbest u. a. sind vorhanden, werden aber nicht ausgebeutet; die wertvollen Wälder stehen jetzt unter dem Schutz der Regierung, ebenso wie die noch zahlreichen Elefanten. Außer der Kultur und Zubereitung von Thee und der Herstellung grober Stoffe hat die Provinz keine Industrie, der Handel ist aber nicht unbedeutend. Hauptort ist Almora, 1664 m ü. M., mit (1881) 7390 Einw. (einschließlich der kleinen Garnison), Sitz der Behörden und einer evangelischen Mission. Die Gesundheitsstation Naini Tal ist Residenz des Lieutenant-Governors der Nordwestprovinzen während des Sommers, eine dritte Station ist Ranikhet. Auch diese beiden haben Garnisonen. Die Engländer erwarben K. 1816 im Kriege gegen Nepal.

Kamaran, kleine Insel im Roten Meer, an der arabischen Küste, 165 qkm groß, im nördlichen Teil Sumpf und Dickicht, im übrigen Sand und Fels mit einzelnen kleinen kultivierten Flecken. Die ärmliche Fischerbevölkerung lebt in sieben kleinen, elenden Dörfern. Albuquerque besetzte K. 1513 nach seinem unglücklichen Angriff auf Aden zeitweilig; als 1858 das Kabel nach Bombay gelegt wurde, nahm England von der Insel Besitz.

Kamaschen, s. Gamaschen.

Kamassizen, s. Samojeden.

Kamberg (Camberg), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis, im sogen. goldenen Grund, am Emsbach und an der Linie Frankfurt a. M.-Limburg der Hessischen Ludwigsbahn, hat ein Schloß, eine Taubstummenanstalt, ein Amtsgericht, Landwirtschaft und (1885) 2405 meist kath. Einwohner. K. gehörte bis 1388 der Grafschaft Dietz und kam dann an Nassau-Dillenburg.

Kambial, was auf Wechsel (ital. cambio) Bezug hat; Kambialrecht, s. v. w. Wechselrecht.

Kambieren (ital.), Wechselgeschäfte treiben.

Kambiform (lat.), in der Pflanzenanatomie eine Gewebeform in dem Bastteil der Gefäßbündel, die aus zartwandigen, prismatischen Zellen besteht und den Kambiumzellen ähnlich, aber durch Teilungsunfähigkeit verschieden ist.

Kambium (lat., Bildungsgewebe), ein pflanzliches Zellgewebe, durch dessen Teilungen der fortgesetzte Dickenzuwachs eines Stammes oder einer Wurzel bewirkt wird. In vielen Fällen macht es einen Bestandteil der Gefäßbündel (Fibrovasalstränge) aus, seltener entsteht es im Grundgewebe. Jeder Pflanzenteil, in welchem im ausgebildeten Zustand Gefäßbündel gefunden werden, besteht in der frühsten Entwickelungsperiode (die jungen Spitzen der Stengel, die ersten Blattanlagen) aus gleichartigen Zellen von parenchymatischer Form, die sämtlich teilungsfähig sind, aus einem sogen. Urmeristem. In diesem scheiden sich nun an den Stellen, wo später die Fibrovasalstränge stehen, Bündel mehr in die Länge wachsender, aber schmal bleibender Zellen aus, welche die zarten Membranen, den reichlichen Protoplasmagehalt und die Teilungsfähigkeit der Urmeristemzellen beibehalten. Dagegen nimmt der übrige Teil des letztgenannten Gewebes alsbald andre Beschaffenheit an: seine Zellen behalten im allgemeinen parenchymatische Gestalt, werden aber vielmal weiter, verlieren nach nicht zu ferner Zeit ihre Teilungsfähigkeit, ihr Inhalt wird minder protoplasmareich, und ihre Membranen verdicken sich mehr oder weniger. So treten jene Bündel immer deutlicher hervor; ihre Zellen werden Prokambiumzellen, sie selbst Prokambiumbündel genannt. Sie sind die Anfänge der Fibrovasalstränge; durch sie selbst geschieht die weitere Ausbildung dieser Gewebe. Die Zellen fahren nämlich fort, durch Teilung sich zu vermehren, das Bündel wird stärker; gleichzeitig aber, während der Pflanzenteil weiter heranwächst, nehmen gewisse Prokambiumzellen eine ganz neue Ausbildung an: sie verwandeln sich in die ersten Holz- und Bastzellen. Der Fibrovasalstrang besteht jetzt aus seinen drei wesentlichen Bestandteilen: dem Holz-, Bast- und Kambiumteil. Der letztere ist fortan der einzige fortbildungsfähige Teil des Fibrovasalstranges; durch seine zellbildende Thätigkeit (Fig. i) werden neue Kambiumzellen erzeugt, und in demselben Maß werden diese in Holz- und Bastbestandteile umgewandelt. Letztere haben also ihren Ursprung stets im Kambiumteil. Die Dicke, welche ein Gefäßbündel erhält, hängt davon ab, wie lange sein Kambiumteil fortbildungsfähig bleibt. In den Blättern dauert dies nur eine kurze Zeit. In den Stengeln dagegen treten verschiedene Verhältnisse auf, und der Erfolg ist hier auch abhängig von der Lage, welche Kambium-, Bast- und Holzteil zu einander einnehmen. Bei den Monokotyledonen bleibt der Kambiumteil zwischen dem Bast- und Holzteil eingeschlossen, zumeist ringsum, so daß er durch die feste Scheide, die er selbst um sich gebildet hat, an einer weitern Ausdehnung gehindert wird. Bei den Dikotyledonen dagegen, wo die Gefäßbündel in einem Kreise stehen, scheidet der Kambiumteil den rindenwärts gelegenen Bast- von dem markwärts gelegenen Holzteil vollständig; außerdem nimmt das zwischen den einzelnen Bündeln liegende Zellgewebe ebenfalls die Struktur von Kambiumzellen an, so daß nun ein geschlossener Kambiumring konzentrisch mit der Oberfläche des Stammes zwischen Bast und Holz sich hinzieht. Dieser Kambiumring bleibt bei den Holzgewächsen dauernd fortbildungsfähig; er stellt hier das weiche, saftige Gewebe dar, welches man zwischen Bast und Holz findet, und welches vorzugsweise schlechthin als K. bezeichnet wird. Seine zellbildende Thätigkeit verleiht nach innen zu dem Holz (Fig. H), nach außen dem Baste dauernde Zunahme und wird dadurch zur Ursache des fortdauernden Dickenwachstums des Stammes der Sträucher und Bäume. In den Breitengraden, wo Sommer u. Winter wechseln, ist diese Thätigkeit eine periodische: sie schlummert während des Winters, ist nach dem Erwachen im Frühling am lebhaftesten und erlischt wieder gegen den Herbst hin. In den Baumwurzeln dauert sie länger, selbst bis in den Winter, und erwacht später. Nicht immer ist nur ein einziger Kambiumring, wie bei vielen Dikotylen, vorhanden; bisweilen tritt noch ein zweiter an der Innengrenze des Holzkörpers auf. Auch kann der Kambiumring ganz außerhalb der Gefäßbündel liegen und sich mehrfach erneuern. Bisweilen umgibt das K. nur einzelne Gefäßbündel oder Gefäßbündelgruppen. Nebenstehende Figur zeigt den Querschnitt durch eine radiale Zellreihe aus dem K. von Pinus silvestris, i die jüngst gebildeten Kambiumzellen; nach H zu sind Holzzellen, nach der andern Seite zu Bastzellen gebildet.

^[Abb.: Kambium.]

Kambodscha (richtiger Kambodia), franz. Schutzstaat in Hinterindien, zwischen Siam im W. und N.,