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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kano; Kanobos; Kanodsch; Kanoe; Kanoeing; Kanoldt; Kanon

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Kano - Kanon.

rennen statt. Außerdem ist das Kannstatter Maienfest mit dem Umzug maskierter Kinder merkwürdig. Bemerkenswert sind die in dem Kalktuff häufig vorkommenden Höhlen, oft von 10 m Länge, mit fossilen Mammut- und andern Tierknochen. In der Nähe sind besonders erwähnenswert: die königlichen Lustschlösser Rosenstein und Wilhelma, jenes 1824-1830 erbaut, in edlem Stil, mit Bildergalerie und Park, dieses 1842-51 erbaut, in maurischem Stil, mit prachtvollen Gärten und reichen Gewächshäusern. Östlich von der Stadt liegt der 410 m hohe Rothenberg, welcher ehedem das Stammschloß der württembergischen Fürsten (Rothenburg) trug, an dessen Stelle jetzt ein griechischer Tempel mit den Grabstätten König Wilhelms (gest. 1864) und seiner Gemahlin Katharina (gest. 1819) steht. - K. wird zuerst in einer Urkunde von 708 erwähnt. Im 11. Jahrh. soll der Ort Mauern und Stadtrechte erhalten haben. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh ihm 1330 die Rechte und Freiheiten der Reichsstadt Eßlingen. Bis zur Mitte des 14. Jahrh. war hier das Landgericht für die Grafschaft Württemberg. Große Einbuße erlitt K. mehrfach durch Überschwemmungen, durch den Dreißigjährigen Krieg und die Einfälle der Franzosen 1688, 1693 und 1707. Am 21. Juli 1796 siegten hier die Franzosen unter Moreau über die Österreicher unter Erzherzog Karl. Vgl. Veiel, Der Kurort K. und seine Mineralquellen (Kannst. 1875).

Kano, Provinz des Negerreichs Sokoto im mittlern Sudân, ist ein sehr fruchtbarer ("Garten des Sudân") und neben Kebbi einer der bevölkertsten Teile des ganzen Sudân. Der Umfang wird auf 27,530 qkm (500 QM.) berechnet. Die mit einer reichen und mannigfaltigen Vegetation bedeckte Landschaft wird durch zahlreiche Dörfer belebt; saftige Wiesen wechseln mit Feldern ab, die mit Baumwolle, Getreide, Tabak, Indigo, Butterbäumen, Tamarisken und Melonen bepflanzt sind. Die Bevölkerung, 300,000 Seelen, besteht aus Fulbe, dem herrschenden Volk, Arabern, Bornuanern, Mandinka u. a. Die gleichnamige Hauptstadt, das "sudânesische London", ist mit einer Lehmmauer im Umfang von sechs Wegstunden umgeben, durch welche 14 Thore führen. Die Mauer umschließt arabische Lehmhäuser, konische Negerhütten, reiche Bàzare und ausgedehnte Gärten und Felder. Die Einwohner, ca. 30,000, verfertigen blaue Baumwollenzeuge, geschmackvolle Schuhe und Sandalen, gestickte lederne Taschen (Dschebair), Dolche, Waffen etc. Der Markt ist außerdem reichlich versehen mit Sklaven, Gurunüssen, Goldstaub, Elfenbein, Salz, Natron, Baumwolle, Lederwaren und Indigo. Eine Hauptbeschäftigung der Bewohner ist auch das Sortieren der Baumwolle und das Färben. Nach H. Barth beträgt der jährliche Umsatz Kanos 855 Mill. Kauris (500,000 Mariatheresienthaler). S. Karte bei "Guinea".

Kanobos (Canopus), im Altertum Stadt in Unterägypten, an einer nach ihr benannten Nilmündung, nordöstlich von Alexandria, durch ein Heiligtum des Serapis (mit Orakel) berühmt. Die Einwohner standen im Ruf ausgelassener Üppigkeit, die sich in großen Festen äußerte. Nach der Einführung des Christentums verfiel die Stadt. Ruinen westlich bei Abukir. - Wichtig für die ägyptologische Wissenschaft wurde das sogen. Dekret von K., eine von den 238 v. Chr. in K. versammelten ägyptischen Priestern zu Ehren des Ptolemäos Euergetes verfaßte dreisprachige Inschrift, von der Lepsius ein Exemplar 1866 auf dem Trümmerfeld von Tanis entdeckte (s. Hieroglyphen, S. 519).

Kanodsch (engl. Kanouj, das alte Kânja-kubdscha), Stadt in den britisch-ostind. Nordwestprovinzen, mit (1881)16,646 Einw., war ehemals Hauptstadt eines großen arischen Reichs, die schon in prähistorischer Zeit blühte und im 6. Jahrh. n. Chr. den Gipfel ihrer Größe erreichte. Ihr Verfall datiert vom Anfang des 11. Jahrh.; heute sind vom alten Glanz kaum etliche Trümmer übrig.

Kanoe (engl. Canoe, spr. -nuh, franz. Canot, spr. -noh), das aus einem Baumstamm hergestellte schmale, lange Fahrzeug der Wilden; es ist nicht im stande, Segel zu führen, auch beim Rudern gehört große Geschicklichkeit dazu, das Kentern zu verhüten. Indianer und Grönländer bauen ihre Kanoes aus Holzrippen oder Walfischknochen und überziehen sie mit Seehundsfellen; auch das Deck ist häufig aus Seehundsfell, mit einer Öffnung, die der im K. Sitzende mit seinem Körper ausfüllt. Zum Rudern bedienen sie sich langer Doppelriemen, mit denen sie sehr geschickt und rasch, selbst bei nicht ganz ruhiger See, zu fahren verstehen. Wenn die Wilden der Südsee auf ihren Kanoes Segel führen wollen, so verbinden sie zwei Kanoes miteinander, oder es werden Stangen quer über das K. gebunden und an dem andern Ende derselben ein Baumstamm befestigt, welcher das Umschlagen des Kanoes verhindert.

Kanoeing (spr. kanuh-ing), s. v. w. Rudersport.

Kanoldt, Edmund, Maler, geb. 13. März 1845 zu Großrudestedt bei Weimar, war 4½ Jahre lang Schüler F. Prellers in Weimar und ging 1869 nach Rom, wo er sich unter Drebers Einfluß der stilisierten heroischen Landschaft widmete. Er blieb dort bis 1872, kehrte aber 1874 nach Italien zurück, um Zeichnungen für das Engelhornsche Prachtwerk über Italien anzufertigen. Später nahm er seinen Wohnsitz in Karlsruhe, wo er sich koloristisch nach F. Keller weiterbildete, der auch seine Landschaften bisweilen mit Figuren staffierte. Seine stimmungsvollen, poetisch komponierten und durch reiches, saftiges Kolorit ausgezeichneten Hauptwerke sind: Canossa, der Kyffhäuser, Hünengrab auf Rügen, Odysseus auf der Ziegenjagd, Iphigenie am Meer, Sappho, Thetis und Achilles, Dido und Äneas auf der Jagd, Antigone an der Leiche des Eteokles, Kassandra. Für ein Leipziger Privathaus malte er die Geschichte von Amor und Psyche in acht Bildern, und mit Grot-Johann illustrierte er Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts". Er ist großherzoglich sächsischer Professor.

Kanon (griech.), im allgemeinen s. v. w. Maßstab, Richtschnur; Regel, Vorschrift; bedeutet in der Musik die strengste Form der Nachahmung, darin bestehend, daß zwei oder mehrere Stimmen dieselbe Melodie ausführen, aber nicht gleichzeitig einsetzend, sondern in kurzen Abständen nacheinander, so daß ein kunstvoller mehrstimmiger Satz entsteht, der doch durch die Bewegung einer einzigen Stimme gegeben ist und sogar in der Notierung durch eine einzige Notenreihe ausgedrückt werden kann. Es ist dann nur notwendig, zu bezeichnen, bei welcher Note und in welchem Intervall eine neue Stimme einzusetzen hat, z. B.:

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Diese Vorschrift war es, die von den Kontrapunktisten des 16. Jahrh. K. (Richtschnur) genannt wurde; besonders beliebt waren damals rätselhafte Anweisun-^[folgende Seite]

^[Abb.: Kanon: In der Unterquinte und Oberquarte.]