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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Kanoldt; Kappis; Karger; Kaselowski

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Kanoldt - Kaselowski.

Kanoldt, Edmund Friedrich, Landschaftsmaler, geb. 13. März 1845 zu Großrudestedt (Sachsen-Weimar), kam schon als Knabe von zehn Jahren nach Jena, wurde für das Universitätsstudium bestimmt und setzte es nur mit Mühe durch, daß er seiner Neigung zur Kunst folgen und mit 19 Jahren Schüler von Preller in Weimar werden konnte, unter dem er 4½ Jahre lernte. 1869 ging er nach Rom, wo er unter Franz Drebers Einfluß sich ganz der stilisierten Landschaft zuwandte. Bis 1872 blieb er in Italien, kehrte aber schon 1874 für das Engelhornsche Prachtwerk »Italien« dorthin zurück, verweilte kurze Zeit in Moskau und nahm seinen Wohnsitz in Karlsruhe, wo er sich namentlich an Ferd. Keller anschloß, der für seine spätere Entwickelung und sein Kolorit sehr einflußreich wurde. Dort entstanden: Hünengrab auf Rügen, Canossa, der Kyffhäuser, der von der Goethe-Stiftung in Weimar mit dem Ehrenpreis gekrönte Odysseus auf der Ziegenjagd, Iphigenia am Meeresstrand u. a. In den letzten Jahren malte er für den Salon eines Leipziger Kunstmäcens acht Bilder zum Märchen von Amor und Psyche und für einen andern zwei Bilder: Kassandra und Antigone. Für eine in München von ihm gemalte größere Sabinerlandschaft erhielt er 1873 eine Medaille und für seine Bemühungen um die Erhaltung der Serpentara, des Eichenwalds bei Olevano, in dem die größten deutschen Landschafter ihre Studien machten (jetzt Eigentum des deutschen Kaisers), den preußischen Kronenorden.

Kappis, Albert, Landschaftsmaler, geboren in Württemberg, zeichnet sich seit mehreren Jahren durch Landschaften mit reicher Figurenstaffage und durch Dorfidyllen aus, welche von trefflicher Anordnung und heller, warmer Beleuchtung sind. Dahin gehören: aus dem Schwarzwald (1866), Weinlese in Schwaben, Hanfbrechen in Schwaben (1868), Badewetter in Holland, Kartoffelernte, Erntemittag, Idylle am Chiemsee, Zur Zeit der Weinlese, Dreschmaschine im Bauernhof u. a. 1880 folgte er von München aus einem Ruf an die Kunstschule in Stuttgart.

Karger, Karl, Genremaler, geb. 1848 ↔ zu Wien, bezog 1864 die dortige Akademie, wo er 1867 für eine Komposition die goldne Medaille erhielt. Dann trat er unter die Leitung von Engerth, wurde dessen Gehülfe bei den Malereien für das Neue Opernhaus und blieb in dessen Atelier bis 1871, wo er nach München zog. Von dort aus besuchte er 1873 Italien. Seine Genrebilder schildern das moderne Volksleben in sehr charaktervollen, in der Farbe noch etwas mangelhaften Gestalten, z. B.: Bahnhofsscene (1873, Belvedere in Wien), Steuerexekution, Straßenscene in Venedig, der Graben in Wien (1877), die Poststation u. a.

Kaselowski, August Theodor, Historienmaler, geb. 26. April 1810 zu Potsdam, bezog 1827 die Akademie in Berlin, wo er sich besonders an Hensel anschloß. Nachdem er 1836 mit dem Bild eines Wettkampfs zweier Hirten auf der Syrinx den Preis davongetragen hatte, ging er zunächst nach Paris, wo er bis 1840 in Cogniets Atelier arbeitete, dann nach Rom, wo er für König Friedrich Wilhelm IV. die freilich stark getadelte Freisprechung der Susanna durch Daniel malte. Von Rom aus besuchte er auch Neapel und Palermo. 1850 nach Berlin zurückgekehrt, beteiligte er sich zunächst bei den Malereien in der Schloßkapelle (Propheten Elias und Hesekiel) und im Niobidensaal des Neuen Museums. Dort schloß er sich dem damals an den Wandgemälden des Treppenhauses arbeitenden Kaulbach an und kam dadurch wenigstens in einigen Kirchenbildern zu einem eleganten, aber der tiefern religiösen Empfindung entbehrenden Vortrag; so: Christus am Ölberg (1854), Taufe und Auferstehung Christi, Grablegung Christi (1860) u. a. Mehr gerühmt wurden seiner Zeit die beiden stereochromischen Gemälde: Christus und die Jünger zu Emmaus, nach Schnorr, und nach eigner Komposition Tobias mit dem Engel Raphael (in der Villa Mendelssohn-Bartholdy zu Lietzow bei Charlottenburg). In den 50er Jahren bereiste er auch das südliche Europa und wurde hierauf Professor an der Kunstschule zu Berlin. In den letzten Jahren brachte er einige Genrebilder, mythologische und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 293.