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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kappern - Kapronsäure.

Bosnien und die Herzegowina, 1852-53 Italien und Deutschland und ließ sich 1858 als praktischer Arzt zu Dobrisch unweit Prag, 1860 in Jungbunzlau nieder, von wo er 1863 nach Prag übersiedelte. Er starb 7. Juni 1879 in Pisa. Er wandte sich frühzeitig dem Studium des Slawentums zu und hat durch seine litterarische Thätigkeit besonders die Kenntnis der Poesie, Geschichte und des Volkslebens der Südslawen wesentlich gefördert. Von seinen Schriften heben wir hervor: "Fürst Lazar", epische Dichtung nach serbischen Sagen und Heldengesängen (2. Aufl., Leipz. 1853); die Übersetzung der "Gesänge der Serben" von Karadschitsch (das. 1852, 2 Bde.); "Südslawische Wanderungen" (das. 1851, 2 Bde.); "Herzel und seine Freunde. Federzeichnungen aus dem böhmischen Schulleben" (das. 1853); "Das Vorleben eines Künstlers", Roman (Prag 1854); "Christen und Türken", Skizzenbuch (Leipz. 1854); "Das Böhmerland" (Prag 1864); "Märchen aus dem Küstenland" (1865); "Serbische Nationalpoesie" (1871, 2 Bde.) u. "Gusla", serbische Gedichte (1874). In tschechischer Sprache erschien 1846 "Ceské listy" ("Böhmische Blätter"), eine Sammlung von Zeitgedichten.

Kappern (Kapern), s. Capparis.

Kappernsträucher, s. Kapparideen.

Kappes, s. Kohl.

Kappeyne van de Copello, Johann, niederländ. Staatsmann, geb. 2. Okt. 1822 im Haag, studierte in Leiden und praktizierte dann als Advokat im Haag, wo er jetzt noch lebt. Als Mitglied der Zweiten Kammer gehörte er der liberalen Partei an, deren anerkanntes Oberhaupt er auch bald wurde. Als im August 1874 das konservative Ministerium Heemskerk auftrat, war es in erster Linie dem Einfluß Kappeynes zu danken, daß die liberale Partei, welche die Kammermehrheit hatte, das Kabinett unterstützte, solange dasselbe sich in liberalen Bahnen bewegte. Als jedoch Ende 1877 Heemskerk seine Stellung für unhaltbar ansah, wurde K. mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt. Während seiner Verwaltung wurde das Volksschulgesetz von den Kammern angenommen, dagegen sein Kanalgesetzentwurf abgelehnt, und als seine Forderung einer Verfassungsrevision besonders bei der Krone auf heftigen Widerstand stieß, nahm er 1879 seine Entlassung. K. hat sich durch zahlreiche Aufsätze und Abhandlungen, die fast allein der Zeitschrift "Themis" abgedruckt sind, als juristischer Schriftsteller einen bedeutenden Namen gemacht. In deutscher Übersetzung erschienen "Abhandlungen zum römischen Staats- und Privatrecht" (deutsch, Stuttg. 1855).

Kappfenster, s. Dachfenster.

Kappflanzen, bei uns kultivierte Gewächse aus Südafrika, hauptsächlich vom Kap der Guten Hoffnung, die sich meist durch Schönheit, viele auch durch dankbares Blühen auszeichnen. Am häufigsten findet man Pflanzen in Kultur, wie Acacia, Diosma, Erica, Leucadendron, Protea u. a., oder Kapzwiebeln und Knollengewächse, wie Agapanthus, Clivia (Imanthophyllum), Ixia, Sparaxis, Tritonia, Vallota u. a., oder Fettpflanzen, wie Aloe, Crassula, Mesembryanthemum, Stapelia u. a. Die letztern sind gegen nasse Sommerwitterung sehr empfindlich, und man stellt sie deshalb möglichst trocken und sonnig aus, schützt sie aber gegen die brennende Mittagssonne. Im Winter stehen sie am besten im eignen Haus, im sogen. Kaphaus, mit einer Temperatur von +4 bis 6, höchstens 8° R., im Notfall im Kalthaus. Gewöhnlich gibt man ihnen eine sandgemischte Laub- und Heideerde mit wenig Lehm.

Käppi, eine aus dem schwerfälligen Tschako hervorgegangene leichte und formgefällige Kopfbedeckung aus Tuch, Filz oder auch dünnem Leder, mit gerade abstehendem Schirm, welche zuerst bei den französischen Truppen in Algerien eingeführt wurde. Der Tschako der preußischen Jäger ist eine Art K.

Kappziegel, große, nach oben gebogene Dachziegel, welche die Stelle kleiner Dachluken vertreten.

Kaprice (franz., spr. -prihs), wunderlicher Einfall, eigensinnige Laune, Grille (vgl. Capriccio); kapriziös, launisch, eigensinnig; sich kaprizieren, eigensinnig und hartnäckig auf etwas bestehen.

Kaprifikation (lat.), künstliche Befruchtung der Feigenbäume durch Gallwespen, s. Ficus.

Kaprifoliaceen (Geißblattgewächse, Lonicereen), dikotyle, etwa 200 Arten umfassende, vorzugsweise auf der nördlichen Halbkugel einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Aggregaten, zunächst mit den Rubiaceen verwandt und mit diesen von manchen Botanikern zu der Reihe der Rubicinen vereinigt, meist Holzgewächse, bisweilen mit windendem Stamm, freien oder fehlenden Nebenblättern und regelmäßigen oder symmetrischen Blüten, die fünf gleich lange in der Blumenkrone angeheftete Staubgefäße, einen fleischigen Diskus und einen unterständigen, aus 2-5 Karpiden gebildeten, zu einer Beere heranwachsenden Fruchtknoten besitzen. Vgl. Baillon, Recherches sur l'organisation des Caprifoliacées (Par. 1861). - Fossil sind eine Reihe von Arten aus den Gattungen Lonicera L. (Geißblatt), Sambucus Tournef. (Holunder) und Viburnum L. (Schneeball) in Tertiärschichten gefunden worden.

Kaprinsäure (Rutinsäure, Dekatylsäure) C10H20O2^[C_{10}H_{20}O_{2}] findet sich in der Butter, im Kokosnußöl und vielen andern Fetten, im Limburger Käse, Fußschweiß des Menschen, in Fuselölen, im Drusenöl etc., teils frei, teils in Form zusammengesetzter Äther und Glyceride; sie bildet sich bei trockner Destillation der Ölsäure, bei Oxydation der höhern Fettsäuren und des Rautenöls mit Salpetersäure und bei der Fäulnis organischer Stoffe. Sie ist weiß, kristallinisch, riecht besonders beim Erwärmen bockartig, schmeckt sauer brennend, löst sich kaum im Wasser, leicht in Alkohol und Äther, schmilzt bei 30°, siedet bei 268°, verflüchtigt sich mit Wasserdämpfen, bildet mit Alkalien leicht, mit Erdalkalien schwer, mit schweren Metallen kaum in kaltem Wasser lösliche Salze. Kaprinsäureäthyläther C10H19O2.C2H5 ^[C_{10}H_{19}O_{2}.C_{2}H_{5}] riecht angenehm obstartig, siedet bei 243°, bildet den Hauptbestandteil des sog. Önanthäthers, welchem der Wein seinen eigentümlichen Geruch (nicht das Boukett) verdankt.

Kapriole (ital.), Bockssprung, Lustsprung; in der Reitkunst (Hirschsprung) der höchste und vollkommenste Schulsprung auf der Stelle. Das Pferd erhebt sein Vorderteil so hoch als möglich, schnellt darauf das Hinterteil kräftig in die Höhe und schlägt dann in der Luft mit voller Kraft nach hinten aus.

Kapriziös (franz.), s. Kaprice.

Kapronsäure (Kaproinsäure, Hexylsäure) C6H12O2 ^[C_{6}H_{12}O_{2}] findet sich in der Butter, im Kokosnußöl, in Fuselölen, in mehreren Käsesorten, die ihren Geruch zum Teil dieser Säure verdanken, im Johannisbrot, im Schweiß etc., teils frei, teils in Form von zusammengesetzten Äthern und Glyceriden; sie entsteht bei der Buttersäuregärung, bei der Gärung der Weizenkleie, bei Oxydation der Ölsäure und vieler Fettsäuren, bei der trocknen Destillation des Holzes, bei Oxydation von Eiweißkörpern und Leim mit Braun-^[folgende Seite]