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Karnatak – Karneval
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Karnak'
Ptolemäische Zeit herab erweitert und von vielen kleinern Heiligtümern umgeben wurde. – Vgl. Mariette-Bey,
Karnak, étude topographique et archéologique (Lpz. 1875).
Karnatak (ind. auch Karnat[a]; sanskr.
Karnataka, d. h. Schwarzes Land; engl. verderbt Carnatic),
der alte Name für einen Teil im S. der Vorderindischen Halbinsel. Mit Einschluß von Nellur (wo Telugu gesprochen wird) erstreckt
sich das K. von 8° 10’ bis 16° nördl. Br. und von 70° 19’ bis 80° 19’ östl. L. und umfaßt die Gebiete Arkat, Madhura und
Tandschur, zusammen mit 85268 qkm und (1881) 9151851 E. Hier legten zwei Anführer der arischen Hindu aus Ajodhja (dem
heutigen Oudh) nach Unterwerfung der Eingeborenen den Grund zu den Reichen Pandja
und Tschola an der Ostküste. In der Gegend eines Schiwatempels wurde die Hauptstadt
Madhura erbaut und die äußerste Südspitze nach einem Zunamen der Gemahlin von Schiwa, Kumari, d. h. Jungfrau, genannt.
Gegen die Mitte des 11. Jahrh, verloren die Tscholafürsten die Herrschaft an die Belala aus dem Stamme der Radschputen, die
ein großes Reich stifteten. Die 15 km im Umfang messenden Trümmer ihrer Hauptstadt Bidschanagar (sanskr.
Widschajangara, d. h. Stadt des Sieges), 45 km im NW. von Bellary gelegen, 1336 erbaut,
zeugen noch jetzt von dem Glanz dieses Hindustaates.
In der Mitte des 16. Jahrh, wurde das Reich Bidschanagar von den mohammed. Sultanen der Nachbarstaaten Golkonda und
Bidschapur erobert und geteilt. Der westl. Teil von Bidschanagar und Maisur kam an Bidschapur, der östliche oder K. an
Golkonda. Der erstere Teil fiel 1685, und 1687 ganz Golkonda und K. unter Aurangseb an das Reich von Dehli. In die innern
Kriege mischten sich die Engländer und die Franzosen ein. 1801 wurde die Familie der Nawwab von K. oder Arkat auf Befehl des
brit. Oberstatthalters ihrer Länder entsetzt. Der letzte derselben starb 1855. Die frühere Hauptstadt
Arkat, 104 km im WSW. von Madras, an der nach Bepur führenden Eisenbahn, in gesunder
Gegend rechts am Palar gelegen, zählt (1891) 10928 E., die jetzige, Wellur (Vellore), mit
der Garnison 44925 E. Die Stadt spielte eine wichtige Rolle in den Kämpfen zwischen Engländern und Franzosen.
Karne (Kerne), soviel wie Butterfaß.
Karneădes, griech. Philosoph, Stifter der Neuen Akademie, war aus Kyrene
gebürtig und lebte 214–129 v. Chr. Er kam nebst dem Stoiker Diogenes und dem Peripatetiker Kritolaus 155 v. Chr. als
Gesandter nach Rom und machte dort großes Aufsehen, besonders dadurch, daß er das eine Mal für, das andere Mal gegen
Recht und Gerechtigkeit mit gleich glänzender Dialektik sprach. Er ergänzte die skeptische Lehre des
Arcesilaus (s. d.), die er besonders gegen den Stoiker Chrysippus aufrecht erhielt, durch eine fein
ausgearbeitete Theorie der Wahrscheinlichkeit; diese sollte zu praktischem Behufe an die Stelle wirklicher Erkenntnis, die er für
unmöglich hielt, treten. Er hinterließ keine Schriften; seine Lehre wurde von Klitomachus dargestellt. – Vgl. Zeller, Philosophie der
Griechen, Bd. 3 (3. Aufl., Lpz. 1880–81).
Karneien (Karneen), Fest zu Ehren des
Apollon (s. d.) Karneios (des Schützers der Herden). Die K. wurden dann in allgemeinerer Bedeutung als
↔ Sommerfest, namentlich mit Bezug auf den Beginn der Weinlese, von den Doriern wesentlich als Kriegerfest
begangen. Besonders in Sparta fand es im Hochsommer (August) unter Bräuchen, welche das Lagerleben im Kriege
vergegenwärtigten, und früh schon auch mit musikalischen Wettkämpfen statt.
Karneol (vom lat. caro, Fleisch), die blut- bis fleischroten,
rötlichweißen, selten milchweißen Varietäten des Chalcedons (s. d.). Durch
Glühen wird das Rot intensiver, weil das färbende Eisenoxydhydrat dabei in Eisenoxyd übergeht. Der K. findet sich besonders in
Arabien, Japan, Sibirien, Siebenbürgen, Sachsen, bei Oberstein an der Nahe in stumpfeckigen Stücken, unvollkommenen Kugeln,
als Geschiebe und Ausfüllung der Blasenräume im Mandelstein; er wird zu Petschaften, Ringsteinen u. s. w. geschliffen,
besonders in Oberstein.
Karner, Carni, im Altertum die Bewohner
Kärntens (s. d.) und (seit der Mitte des 2. Jahrh, v. Chr.) der Osthälfte Venetiens. –
K. ist auch Bezeichnung für Grabkapellen (s. Kapelle).
Karneval (ital. carnevale, nach einigen von
carne-vale, «Abschied vom Fleisch»), in Bayern und Österreich
Fasching genannt, ursprünglich die in Italien mit Lustbarkeiten ausgefüllte Zeit von den
Heiligen Drei Königen (6. Jan.) bis zum Aschermittwoch, als dem Beginn der 40tägigen Fasten, in denen man auf Fleischspeisen
verzichtet. Später wurde jedoch die Dauer des K. mit seinen eigentümlichen Festlichkeiten auf eine Reihe von 3–8 Tagen
unmittelbar vor Aschermittwoch beschränkt. Man suchte sich für eine Periode von Entbehrungen im voraus schadlos zu halten.
Die Gebräuche, unter denen dies bis in die neueste Zeit geschieht, stammen zweifellos von den heidn. Frühlingsfesten der
Lupercalien und Bacchanalien her. Diese wurden in Italien zu kirchlichen Festen und kamen von dort zugleich mit der Kirche über
die Alpen. Schmausereien und Trinkgelage waren besonders im Mittelalter ein Hauptbestandteil der Feier. Während die Reichen
damit schon am Heiligen Dreikönigstage anfingen, beschränkten sich die mittlern Klassen auf die Woche vor Beginn der
Fastenzeit, die darum die unsinnige Woche hieß, die Ärmern nur auf wenige Tage. Den Geistlichen war nach einer besondern
päpstl. Verordnung gestattet, ihr Bacchanal zwei Tage früher als die Laien, am Donnerstag vor Fastnacht
(s. d.), dem sog. Pfaffen- oder Weiberfastabend, anzufangen. Die einzelnen Haupttage der Karnevalszeit erhielten besondere
Benennungen. Man hatte einen feisten oder schmalzigen Sonntag (auch Rinnesonntag), einen Fraßmontag (auch blauen oder
geilen Montag oder Narrenkirchweihe), und den Dienstag vor Aschermittwoch bezeichnete man als echte Fastnacht. Die Sitte,
sich zur Karnevalszeit mit grünen Sträußen zu beschenken oder Tannenbäume vor die Häuser zu pflanzen, erinnert an den
Thyrsus der Alten. Selbst die Geißelung der ihnen begegnenden Frauen durch die Luperci wiederholte sich während des
Mittelalters im sog. Fastnachtslaufen und Geißeln. Auch die während des K. gebräuchliche Vermummung ist den heidn. Festen
entlehnt. Auf solchen vereinzelten Mummenschanz, auf kostümierte Züge an bestimmten Tagen, auf Maskenbälle und überhaupt
auf zahlreiche Tanzbelustigungen beschränkt sich gegenwärtig der K. in den meisten Ländern.
Schon vor der Reformation hatte man die maßlosesten Ausschweifungen durch Verordnungen einzuschränken gesucht; seit der
Kirchenverbesserung
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 179.
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