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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kastilischer Kanal; Kastilisches Scheidegebirge; Kastl; Kastner

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Kastilischer Kanal - Kastner.

(1406-54), anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter Katharina und des Infanten Ferdinand, nachherigen Königs von Aragonien, der die Regierung mit Gewandtheit und Energie führte, glücklich gegen die Araber focht (Sieg bei Antequera 1410), aber schon 1416 starb. Der glückliche Zustand von K. hatte nun seinen Endpunkt erreicht. Johann selbst, welcher sich im 13. Jahr für mündig erklärte, war ein schwacher und charakterloser Fürst, der ganz unter der Leitung seines allmächtigen Günstlings Alvaro de Luna (s. d.) stand. Das Mißvergnügen der Großen über seinen Einfluß rief 1439 eine neue Empörung hervor. Dieselbe ward zwar gedämpft und die Macht des Königtums verstärkt; als aber Luna eine Heirat zwischen dem König und der Infantin Isabella, Tochter des Infanten Johann von Portugal, gestiftet, verband sich diese Prinzessin mit den Mißvergnügten gegen den Günstling und bewirkte seine Hinrichtung. Der König war fortan ein Spielball aller Parteien. Charakterloser noch als er war sein Sohn und Nachfolger Heinrich IV., der Ohnmächtige (1454-74), der durch Verschwendung das Land zerrüttete und dem räuberischen Adel zügellose Freiheit ließ. In einem Krieg mit den Arabern eroberte Heinrich 1462 die wichtige Festung Gibraltar. Ein Günstling Heinrichs IV., Beltran de Cueva, galt allgemein für den Vater einer von der Königin gebornen Tochter, Johanna (Beltraneja). Als nun der König dieselbe zur Erbin seines Reichs erklärte, traten die kastilischen Barone, von Aragonien und Navarra unterstützt, gegen ihn auf und ernannten 1465 seinen elfjährigen Bruder, Alfons, auf einer Ständeversammlung zu Sevilla feierlich zum König. Den hierdurch hervorgerufenen Bürgerkrieg beendete 1468 Alfons' Tod. Heinrichs Schwester Isabella ward nun von den Verbündeten zur Königin ausgerufen, obwohl dieselbe die Krone während der Lebenszeit ihres Bruders ablehnte. Vergeblich suchte Heinrich seiner oben genannten Tochter Johanna die Succession zu verschaffen. Er starb 11. Dez. 1474, ein Reich hinterlassend, das die Greuel des Bürgerkriegs in grenzenloses Elend gestürzt hatten. Isabella, eine durch hohe Vorzüge des Geistes und Herzens sowie bedeutende Herrschertalente ausgezeichnete Frau, seit 1469 mit Ferdinand, König von Sizilien und Erben von Aragonien, vermählt, war durch Beschluß der Cortes Erbin von K. Der König Alfons V. von Portugal machte als Oheim und Verlobter der Johanna Beltraneja im Bund mit Frankreich allerdings einen Versuch, deren Erbrecht zur Geltung zu bringen, ward aber 1476 bei Toro gänzlich geschlagen und erkannte im Frieden von Alcantara 1479 Isabella als Königin von K. an. Da nun kurz zuvor (1479) Johann II. von Aragonien gestorben war, so erbte Ferdinand dessen Krone, und K. wurde mit Aragonien und somit ganz Spanien zu Einem Reich vereinigt. Vgl. Schirrmacher, Geschichte Kastiliens im 12. und 13. Jahrhundert (Gotha 1881).

Kastilischer Kanal, in Altkastilien (Spanien), verbindet Alar del Rey mit Valladolid, meist dem Lauf des Pisuergaflusses folgend, wurde 1832 beendet und ist für die Verbindung des Duerogebiets mit Santander sehr wichtig. Nach dem ursprünglichen Plan sollte er den Duero mit dem Ebro verbinden. Er ist 160 km lang, 11-56 m breit und bis 2,80 m tief.

Kastilisches Scheidegebirge, Gebirge in Zentralspanien, welches die ehemaligen Provinzen Alt- und Neukastilien trennt und zugleich die ganze Halbinsel in eine nördliche und südliche Hälfte teilt. Von N. steigt das Gebirge allmählich an, nach S. zu stürzt es steiler in die tiefer liegende Hochebene von Neukastilien. Es zerfällt in einen östlichen, einen mittlern und einen westlichen Teil. Die östlichen Sierren ragen anfangs mit völlig kahlen Kämmen nur wenig über das Plateau; weiter gegen W. steigen sie jedoch als Sierra de Guadarrama (s. d.) mit nackten Gipfeln, wild und mannigfach zerrissen auf und erreichen im Pico de Peñalara 2405 m Höhe. Hier ist das Scheidegebirge am schmälsten. Im mittlern Teil erweitert sich der schroffe, wildromantische Hauptzug, die Sierra de Gredos, durch die nördlich vorlagernden Bergketten der Paramera de Avila und Sierra de Avila. Die Sierra de Gredos enthält die höchste Erhebung des ganzen Gebirges, die Plaza de Almansor (2661 m). Den westlichen Teil des Scheidegebirges bildet die Sierra de Gata, ein ödes, wildes Gebirge mit rauhen Thälern (Las Batuecas, Las Hurdes), und als weitere Fortsetzung die Bergterrasse von Portugal, deren bedeutendster Zug die Serra da Estrella (s. d.) ist. S. Karte "Spanien".

Kastl (Kastel), Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Neumarkt, an der Lauterach, hat ein Schloß, eine kath. Pfarrkirche, eine ehemalige Benediktinerabtei (mit dem Grabmal Schweppermanns), ein Amtsgericht, Hopfenbau und 856 Einw.

Kastner, 1) Johann Georg, Musikschriftsteller und Komponist, geb. 9. März 1810 zu Straßburg, bezog 1827, um sich zum Theologen auszubilden, die Universität daselbst, betrieb nebenbei mit Eifer musikalische Studien und wandte sich endlich 1832, ermuntert durch die günstige Aufnahme seiner Oper "Die Sarmatenkönigin", ausschließlich der Kunst zu. Seit 1835 in Paris lebend, wo er zunächst noch Reichas Unterricht genoß, gelangte er infolge seiner Leistungen bald zu hohem Ansehen, wurde Mitglied des Institut de France sowie Vizepräsident des Tonkünstlervereins und starb 19. Dez. 1867 daselbst. Seine Hauptwerke sind: "Traité général de l'instrumentation" (am Pariser Konservatorium als Lehrbuch eingeführt); "Theorie abrégée du contrepoint"; "Traité de la composition vocale et instrumentale"; sodann Schulen für Gesang, Klavier, Violine, Violoncello, Flöte, Oboe, Horn und andre Instrumente; umfassendere Anleitungen für das Saxophon und die Pauke; ein "Manuel général de la musique militaire" (mit einer historischen Abhandlung, 1848); "Parémiologie musicale de la langue française" (1866), eine Studie über die Musik im französischen Sprichwort (nebst einer symphonischen Kantate: "St-Julien des ménétriers"), u. a. Eine von ihm begonnene große "Encyklopädie der Musik" blieb unvollendet. Seine Kompositionen bestehen in mehreren Opern ("Beatrice", "La Maschera", "Le dernier roi de Juda" etc.), Symphonien, Ouvertüren, Stücken für Harmoniemusik, Hymnen, Liedern u. a. Namentlich sind noch anzuführen: "La danse macabre", ein Vokal- und Instrumentalwerk mit einer historischen Untersuchung über Totentänze im allgemeinen (1852); "Les chants de la vie", ein Cyklus Männerchöre mit einer historischen Abhandlung über den Männergesang (1854); "Les chants de l'armée française", Soldatenlieder, wieder mit einer historischen Abhandlung (1855); "Les cris de Paris", eine humoristische Vokal- und Instrumentalsymphonie mit einer Untersuchung über die Straßenrufe von Paris seit dem Mittelalter (1857); "La rève d'Oswald ou les sirènes", mit einer Abhandlung über die Sirenenmythen, den Schwanengesang etc. (1858). Vgl. Ludwig, Joh. Georg K., ein elsässischer Tondichter (Leipz. 1886, 3 Bde.).