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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kennel - Kensington-Museum.

Kopten, treibt über Kosseil lebhaften Handel nach Arabien und Indien. Hier werben die besten thönernen Wassergefäße gefertigt; auch genießen die Datteln und Tänzerinnen von K. eines großen Rufs. K. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Die Mudirieh K. hat eine Kulturfläche von 1410 qkm (26 QM.), ansehnliche Zuckerrohrkultur (seit 1871) und (1882) 406,858 Einw.

Kennel (engl.), Stall für die zur Parforcejagd dressierte Meute.

Kennenburg, Irrenanstalt, s. Eßlingen.

Kennet, Nebenfluß der Themse in England, mündet bei Reading in der Grafschaft Berks. Von seiner Mündung läuft der Kennet-Avonkanal bis zum Avon bei Bath, 82 km lang.

Kenngott, Gustav Adolf, Mineralog, geb. 6. Jan. 1818 zu Breslau, studierte daselbst Mathematik und Naturwissenschaft, besonders Mineralogie, habilitierte sich 1844 daselbst als Privatdozent, siedelte 1850 nach Wien über, erhielt aber noch in demselben Jahr die Professur der Naturgeschichte an der Oberrealschule in Preßburg und ward 1852 Kustosadjunkt am k. k. Hofmineralienkabinett in Wien. 1856 ging er als Professor der Mineralogie an das Polytechnikum in Zürich und wurde im folgenden Jahr auch Professor an der dortigen Universität. 1872 übernahm er die Direktion der vereinigten mineralogischen, geologischen und paläontologischen Sammlungen beider Anstalten. Kenngotts Bedeutung liegt hauptsächlich in der von ihm beträchtlich geförderten kristallographischen Richtung, die er aber mit der mineralchemischen sowohl auf dem Gebiet der Mineralogie als der Petrographie in hohem Grad in Einklang zu bringen wußte. Er schrieb: "Lehrbuch der reinen Kristallographie" (Bresl. 1846); "Lehrbuch der Mineralogie" (Wien 1851), dem ein kleineres (Darmst. 1857, 5. Aufl. 1880) folgte; "Synonymik der Kristallographie" (Wien 1855); "Tabellarischer Leitfaden der Mineralogie" (Zürich 1859); "Die Minerale der Schweiz" (das. 1866); "Elemente der Petrographie" (das. 1868); "Erster Unterricht in der Mineralogie" (das. 1877). Auch besorgte er eine Bearbeitung des Mohsschen Mineralsystems (Wien 1853) und gab "Übersichten der Resultate mineralogischer Forschungen von 1844 bis 1849" (Wien 1852, dann Leipzig, fortgesetzt bis 1865), "120 Kristallformennetze" (Prag 1884 u. öfter) und das "Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie" (mit Lasaulx u. a., Bresl. 1882-86, 2 Bde.) heraus.

Kennington, ein Stadtteil im Süden Londons, 2 km von der Westminsterbrücke, mit Park, der 1848 Schauplatz der Chartistendemonstration war. Als parlamentarischer Wahlbezirk hat es (1881) 68,556 Einw.

Kennung, s. Kern.

Kennziffer, s. Logarithmus.

Kenosha (spr. kinóscha), Hauptstadt einer Grafschaft im nordamerikan. Staat Wisconsin, am Michigansee, 50 km südlich von Milwaukee gelegen, hat einen guten Hafen, Weizenausfuhr und (1885) 5097 Einw.

Kenotaphion (griech., lat. Cenotaphium, "leeres Grab"), ein Totenmal, das nur zur Erinnerung an den Abgeschiedenen errichtet war, ohne seine Überreste zu erhalten. Die ersten Kenotaphien waren einfache Grabmäler zum Andenken an solche, deren Gebeine nicht aufgefunden werden konnten; der fromme Glaube gebot, die Manen wenigstens durch diese Fiktion zu sühnen. Bei der Weihe eines solchen Mals wurde der Verstorbene dreimal mit Namen gerufen und eingeladen, in dem leeren Grab seine Wohnung zu nehmen. Dasselbe geschah auch, wenn ein geehrter Toter fern von der Heimat begraben lag. In einem solchen Fall errichteten ihm die Angehörigen oder Mitbürger der Vaterstadt ein bisweilen sehr prachtvolles Ehrenmal. K. nannte man auch die Grabstätte, welche man für sich und die Seinigen bei Lebzeiten erbauen und einrichten ließ.

Kenotiker und Kryptiker (griech.), Parteinamen der Gießener und Tübinger Theologen in den christologischen Streitigkeiten zu Anfang des 17. Jahrh., da die erstern, Balthasar Menzer an der Spitze, die Ansicht aufstellten, Christus habe sich während seines Erdenlebens der göttlichen Eigenschaften völlig entäußert (Kenosis), die letztern hingegen, namentlich Lukas Osiander, behaupteten, er habe sie zwar besessen, aber verhüllt (Krypsis) und keinen Gebrauch von ihnen gemacht.

Kensal Green (spr. kennssäl grihn), Vorstadt im Nordwesten von London (s. d.), mit großem Friedhof.

Kensington, fashionabler Stadtteil im Westen Londons, mit königlichem Schloß, großartigem Gewerbemuseum (s. unten), der Alberthalle, dem Garten der Gartenbaugesellschaft, dem naturgeschichtlichen Museum und zahlreichen stattlichen Privathäusern. Der Wahlbezirk K. zählt (1881) 163,151 Einw.

Kensington-Museum, berühmtes, mit einer Kunstschule verbundenes Kunstgewerbemuseum in London, 1852 zum Zweck der allgemeinen Förderung des Kunstgewerbes gegründet und mit ca. 800,000 Mk. dotiert. In der Kunstschule (National Art Training School) werden nicht nur Künstler und Kunsthandwerker im Zeichnen, Malen und Modellieren unterrichtet, sondern auch Lehrer und Lehrerinnen für die Kunstschulen im Land ausgebildet. Die Organisation ist derart, daß für zwei gleichzeitige Kurse, sogen. Tag- und Nachtschulen, vollständige Einrichtungen und Ausrüstungen mit den nötigen Hilfsmitteln bestehen. Die Geschlechter sind streng getrennt. Der Kursus ist fünfmonatlich und beginnt mit 1. März und 1. Okt. Die Prüfungen erstrecken sich auf fünf Abteilungen nach den besondern Unterrichtsgegenständen. Diejenigen Zöglinge, welche mit glücklichem Erfolg die verschiedenen Klassen absolvieren und dabei die Auszeichnung zweijähriger Stipendien genossen haben, sind bei dem Austritt aus der Kunstschule berechtigt, in jeder beliebigen Kunstschule des Königreichs als Lehrer einzutreten. Neben diesen Normalschulen bestehen in denselben Räumen des Museums Unterrichtsschulen für Dilettanten, wo für den Eintritt die Erlangung des zweiten Grades im Freihandzeichnen schon genügt. 800-900 Schüler besuchen gleichzeitig diese Klassen, und mehr als die Hälfte davon gehört dem weiblichen Geschlecht an. Der Betrag der Unterrichtskosten ist verschieden, je nach dem Umfang der erteilten Anweisung. Im Lauf eines Semesters bezifferte sich derselbe aus mehr als 60,000 Mk. Die jährlichen Ausgaben für die Kunstbibliothek des Museums betragen 42,000 Mk., für den Ankauf von Kunstwerken 123,000 Mk., für die Nachbildung von Kunstwerken 32,000 Mk., für den Ankauf von Ölgemälden und Aquarellen der englischen Schule 22,000 Mk., für Photographien und Kupferstiche 11,000 Mk. Das Museum besitzt etwa 700 Ölgemälde und 1500 Aquarelle von Meistern der englischen Schule. Dieselben sind nicht in erster Linie dazu bestimmt, dem Museumbesucher zur Belehrung oder Unterhaltung zu dienen, sondern man sendet diese Bilder großenteils an die Kunstschulen des Landes aus, um sie daselbst als Unterrichtsmaterial benutzen zu lassen. Die Zahl solcher Schulen im Land beträgt etwa 675 mit 45,000 Schülern. Von den zahlreichen