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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kiefer; Kieferfüße

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Kiefer (Personenname) - Kieferfüße.

meist zu drei stehenden, bis 18 cm langen, sehr kurz gestielten Zapfen mit pyramidenförmigem, mattgrauem Nabel, findet sich im Gebirge (vorzüglich der Küstengebiete) Südeuropas und Algeriens, namentlich im Westen, wo sie ausgedehnte Wälder bildet. In Westfrankreich wird sie besonders auf dürrem Heideboden zur Gewinnung von Terpentin angebaut; in Deutschland gedeiht sie nur am Rhein. Die Aleppokiefer (P. halepensis Mill., s. Tafel "Gerbmaterialien etc."), ein meist niedrig bleibender, aber sehr breit gebauter Baum mit 8 cm langen, feinen oberseits blaugrünen Nadeln, graubrauner oder schwärzlicher, gefurchter Rinde und deutlich gestielten, schließlich überhängenden Zapfen, die gewöhnlich zu mehreren beisammenstehen, wächst in allen Mittelmeerländern und an der Ostküste des Schwarzen Meers im kaukasischen Gebirge; in Deutschland hält sie schwer oder gar nicht aus. Man gewinnt von der gefällten Aleppokiefer in Algerien und Tunis die von der Borke befreite Innenrinde als Snobarrinde und benutzt sie als Gerbmaterial. In Süditalien schält man, ohne die Innenrinde zu verletzen, nur die Äußenrinde ab, die sich wieder erneuert, und benutzt sie als Scorza rossa ebenfalls zum Gerben. Auch in Griechenland (wie schon zur Zeit Theophrasts) und in Frankreich wird die Rinde der Aleppokiefer als Gerbmaterial verwertet.

Zur dritten Gruppe (Taeda Koch), mit zu zwei oder drei stehenden Nadeln, nach der Reife nicht abfallenden Zapfen und steifer, selbst dornartiger Nabelspitze, gehört die amerikanische Terpentinkiefer (P. Taeda L.), in den südöstlichen Staaten Nordamerikas, ein schöner, schlanker, bis 25 m hoher Baum mit schließlich ziemlich tief gefurchter Rinde, zu drei stehenden, dunkelgrünen, 10-16 cm langen, lebhaft grünen Nadeln, zu 2-5 stehenden, eirund-länglichen, etwa 10 cm langen Zapfen. Sie liefert ein sehr harzreiches, dauerhaftes Nutzholz, wird bisweilen bei uns angepflanzt, ist aber für unser Klima sehr empfindlich. Sie wird häufig mit der Pechkiefer (P. rigida Mill.) verwechselt, die sich von Neuengland bis Virginia findet. Die meist in größerer Zahl an den ältern Zweigen sitzenden Zapfen geben dem Baume mit dem am alten Holz büschelförmig stehenden Blättern ein fremdartiges Ansehen. P. australis Mich., welche von Virginia bis Florida dichte Wälder bildet, liefert Terpentin und Bauholz.

Zur vierten Gruppe (Cembra Loud.), mit zu fünf stehenden Nadeln, eirunden, im zweiten Jahr abfallenden Zapfen und nicht oder kaum geflügelten Früchten, gehört die Zürbel- oder Zirbelkiefer (Arve, P. Cembra L., s. Tafel), ein 12-15 m hoher, meist aber niedrigerer Baum mit pyramidenförmiger Krone, auch strauchartig, mit grauschwärzlichem Stamm, gefurchter und rissiger Rinde, fein braunwolligen Zweigen, 8-10 cm langen Nadeln mit zwei bläulichweißen Streifen auf der Unterseite, einzelnen, zu zwei oder drei stehenden, 8 cm langen, schmutzig violetten Zapfen, spitzem, gelblichweißem Nabel und ungeflügelten, eilänglichen, stumpf dreikantigen, großen Nüssen (Zirbelnüssen). Sie findet sich in den Alpen bei 1530-2560 m, in den Karpathen bei 1130-1400 m, im Altai bei 1160-1900 m. Sie bildet in den Deutschen Alpen keinen zusammenhängenden Waldgürtel, sondern tritt nur an einzelnen Stellen massenhaft auf und verschwindet, da für ihre Nachzucht bisher wenig geschehen ist, unter den steten Schädigungen der Jungwüchse durch das Weidevieh mehr und mehr. Das Holz wird von den Älplern zu allerlei Schnitzereien und Hausgerät benutzt. Wegen des fast gänzlich mangelnden Unterschieds zwischen Frühjahrs- und Herbstholz treten die Jahresringe wenig hervor, es ist deshalb sehr fein und gleichmäßig und wird auch zu Resonanzböden gesucht. Die Nüsse werden besonders in Tirol und Rußland gegessen. Als Zierbaum eignet sie sich nur für rauhe Lagen; ihren grotesken Charakter erreicht sie überhaupt erst im hohen Alter.

Zur fünften Gruppe (Strobus Loud.), mit zu fünf, selten zu vier oder sechs stehenden Nadeln, vorherrschend länglichen, herabhängenden Zapfen, wenig entwickeltem Schild und anders gefärbtem, dreieckigem Nabel, gehört die Weymouth- oder Weimutskiefer (P. Strobus L.), ein bis 56 m, bei uns noch über 25 m hoher Baum, in Nordamerika südlich bis zu den Alleghanies, in Georgia und Nordcarolina, mit ziemlich breiter, meist eirunder Krone, schwärzlicher, rissiger, nicht in Stücken sich ablösender Rinde, an der Spitze der Verästelungen ziemlich gedrängt stehenden, 8-10 cm langen, sehr dünnen, aber steifen, in der Jugend blau-, später mattgrünen Nadeln und länglich walzenförmigen, etwas gekrümmten, kaum harzigen, 15-18 cm langen Zapfen mit etwas hellerm Schilde. Die Weimutskiefer wurde 1705 in Europa bekannt und durch Lord Weymouth eifrig empfohlen. Sie hat jedoch den Erwartungen wenig entsprochen. Sie liefert in Amerika vortreffliches, bei uns aber ein schwammiges Holz von geringem Nutz- und Brennwert, wird jedoch noch jetzt als Mischholz in Nadel- und Laubholzbeständen sowie auf ganz armem Sandboden zur Bindung und Deckung desselben hier und da angebaut. Ihre Kultur erfolgt leicht durch Saat und Pflanzung, wie bei der gemeinen K. Als Zierbaum ist sie in Parken und Gärten weit verbreitet. Die Lambertskiefer (P. Lambertiana Dougl.), auf der Nordwestseite Nordamerikas vom Columbiafluß bis Mexiko, mit eirunder Krone, schwach rissiger, graubräunlicher, oben rötlicher Rinde, 8-13 cm langen, ziemlich steifen, dunkelgrünen Nadeln, einzeln stehenden und über 30 cm langen, dunkelbraunen Zapfen, wird über 60 m hoch und schließt sich somit den andern Baumriesen Kaliforniens an. Bei uns gedeiht sie nur am Rhein.

Kiefer, Friedrich, Abgeordneter, geb. 14. Jan. 1830 zu Mappach im badischen Oberland, besuchte das Lyceum zu Freiburg i. Br., studierte 1850-54 die Rechte in Heidelberg, trat dann in den Staatsjustizdienst, ward 1864 Staatsanwalt in Offenburg, 1867 Ministerialrat im Justizministerium, 1868 infolge eines damals zwischen der nationalliberalen Partei und der Regierung ausgebrochenen Konflikts als Geheimer Regierungsrat zur Generaldirektion der Verkehrsanstalten versetzt, nahm deswegen seine Entlassung aus dem Staatsdienst und ließ sich als Rechtsanwalt in Offenburg nieder. 1870 ward er zum Oberstaatsanwalt am Kreis- und Hofgericht in Mannheim, 1880 zum Landgerichtsdirektor in Freiburg und 1885 zum Landgerlchtspräsidentenin Konstanz ernannt. K. ist seit 1865 ununterbrochen Mitglied der badischen Zweiten Kammer, seit 1875 auch Vizepräsident derselben, 1871-74 und 1877-84 Mitglied des deutschen Reichstags. Er ist einer der beredtesten und verdienstvollsten Führer der nationalliberalen Partei in Baden.

Kieferfüße (Pedes maxillares), bei den Krebsen und einigen andern Gruppen der Gliederfüßer diejenigen dem Mund benachbarten Gliedmaßen, welche den Übergang zwischen den echten Mundwerkzeugen oder Kiefern und den echten Gehbeinen vermitteln