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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kiemenlurche - Kiepert.

sind, die untern zwei abwärts gebogenen Hörnern gleichen, elf Paar Kiemenfüßen und Hinterleib ohne Gliedmaßen. Der Salinenkiemenfuß (Salzkrebschen, Artemia salina L.), 1 cm lang, findet sich nur in sehr salzreichem Wasser, nur an Küsten, wo das Wasser durch Verdunstung salzreicher wird, besonders aber in Salzseen des Binnenlandes und in Salinen. Eine verwandte Art lebt in den Salzseen Fezzans (Fezzanwurm) und wird, mit Datteln zusammengeknetet, gegessen. Er schwimmt im Wasser lebhaft umher und wirbelt am Boden den Schlamm auf, welchem er wahrscheinlich Nahrungsstoffe entnimmt. An mehreren Fundorten kommen nur Weibchen vor, welche sich parthenogenetisch fortpflanzen. Wächst oder vermindert sich der Salzgehalt des Wassers, so sollen sich die Salzkrebschen verändern und Formen bilden, die als besondere Arten beschrieben worden sind. Vgl. Blattfüßer.

Kiemenlurche (Phanerobranchia), Familie aus der Ordnung der Schwanzlurche (s. Amphibien).

Kienbaum, s. v. w. gemeine Kiefer (s. d.).

Kienholz, stark mit Harz durchtränktes Kiefernholz, ist sehr leicht entzündlich und dient daher als Zündmittel für andres Brennmaterial, ehedem auch als Leuchtmaterial für ärmere Leute in Kiefernwaldgegenden. Da das harzreiche Holz zugleich sehr dauerhaft ist, so dient es (namentlich das von Pinus rigida) auch zum Schiffbau, außerdem zur Teerschwelerei: Über die Ursache des Kienigwerdens s. Harzfluß.

Kienmayer, Michael, Freiherr von, österreich. General, geb. 17. Jan. 1755 zu Wien, ward 1775 Leutnant in einem Dragonerregiment, 1778 Rittmeister, 1788 Major, 1789 wegen seiner hervorragenden Waffenthaten im Türkenkrieg (namentlich im April 1788 bei Rohatyn, vor Chotin und insbesondere 22. Sept. 1789 bei Martinischtje) Oberst, 1794 Generalmajor, 1799 wegen seiner tapfern Verteidigung von Andelfingen (24. Mai), wo er sich durch einen kühnen Sprung in die Thur rettete ("Kienmayersprung"), Feldmarschallleutnant und zeichnete sich 1809 bei Aspern aus, worauf er Böhmen mit Erfolg verteidigte. Zum General der Kavallerie ernannt, wurde er nur noch in Friedensstellungen verwendet, nahm 1826 seinen Abschied und starb 28. Okt. 1828.

Kienmayersches Amalgam, s. Elektrisiermaschine, S. 528.

Kienöl, durch trockne Destillation von Kienholz (harzreichem Kiefernholz) und wiederholte Rektifikation der zuerst übergegangenen weißen und gelblichen Produkte erhaltenes Öl, ist im wesentlichen mit Terpentinöl identisch, enthält aber brenzlige Produkte und wird daher an der Luft gelb. Es wird in Rußland, Polen und deutschen Waldgegenden dargestellt und dient zur Herstellung von Eisenlack, bunten Ölfarben, Schmiermitteln etc.

Kienporst, s. v. w. Ledum palustre L.

Kienruß, s. Ruß.

Kienstock, durch Blei entsilbertes Schwarzkupfer.

Kienzopf, s. Rostpilze.

Kieper, s. Köper.

Kiepert, 1) Heinrich, ausgezeichneter Geograph und Kartograph, geb. 31. Juli 1818 zu Berlin, studierte daselbst 1836-40 besonders alte Geschichte, Sprachen und Geographie und begründete seinen wissenschaftlichen Ruf durch den unter Ritters Mitwirkung bearbeiteten "Atlas von Hellas und den hellenischen Kolonien" (Berl. 1840-46, 24 Blatt; neue Ausg. in 15 Blatt 1870). Hierauf folgten fünf Karten zu Robinsons und Smiths "Palästina" (Halle 1843) und ein "Bibelatlas" (Berl. 1846, 8 Blatt mit Text; 3. Aufl. 1854). Seitdem wendete K. seine. Studien besonders den orientalischen Gebieten altklassischer Kultur, vorzugsweise Kleinasien, zu, dessen westliche Teile er 1841-42, 1870 und 1886 behufs der Forschung auf eigne Kosten bereiste. Als Frucht der ersten Reise erschien die "Karte von Kleinasien" (Berl. 1843 bis 1845, 6 Blatt), welche allseitig die höchste Anerkennung fand und nebst seiner "Karte des osmanischen Reichs in Asien" (das. 1844, 2 Blatt; neue Bearbeitung in 4 Blatt 1869) die Hauptgrundlage für die Geographie Kleinasiens bildet. Erstere wurde 1884 durch die "Nouvelle carte générale des provinces asiatiques de l'Empire Ottoman", letztere durch die "Carte générale de l'Empire Ottoman" ersetzt. Eine große Karte von Kleinasien in 20 Blatt (1:500,000) befindet sich in Vorbereitung. Seine Abhandlung "Historisch-geographische Erläuterung der Kriege zwischen dem oströmischen Reich und den persischen Königen der Sassanidendynastie" ist die mit dem großen Preis gekrönte, aber nicht publizierte Beantwortung einer 1844 vom französischen Institut gestellten Preisaufgabe. Vom Herbst 1845 bis 1852 leitete K. das geographische Institut in Weimar und kehrte dann nach Berlin zurück, wo er 1859 zum außerordentlichen, 1874 zum ordentlichen Professor der Geographie an der Universität ernannt wurde. Seit 1881 ist K. auch Mitglied der Zentraldirektion des archäologischen Instituts. Von seinen Kartenwerken, welche namentlich auch von seinen ausgebreiteten linguistischen und ethnographischen Kenntnissen Zeugnis ablegen, sind noch hervorzuheben: "Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt" (Weim. 1848, 16 Blatt; mit erläuterndem Texte); die Fortsetzung des von Grimm und Mahlmann begonnenen "Atlas von Asien zu Ritters Allgemeiner Erdkunde" (Berl. 1852); "Generalkarte der europäischen Türkei" (das. 1853, neu bearbeitet 1880); "Karte von Kleinasien" (das. 1854); "Karte der Kaukasusländer" (das. 1854); "Atlas antiquus" (12 Karten zur alten Geschichte, in zahlreichen Auflagen; auch in einer amerikan., engl., franz., holländ., ital. und russ. Ausgabe erschienen); "Neuer Handatlas über alle Teile der Erde" in 45 Karten (das. 1855 ff., 2. Aufl. 1867-71); "Wandkarte von Palästina in 8 Blättern" (das. 1857, neue Bearbeitung 1875); "Karte von Armenien, Kurdistan etc." (das. 1858, 4 Blatt); weitere Spezialkarten über Mexiko, Zentralamerika, Europa, Deutschland, Elsaß-Lothringen, Mittel- und Unteritalien etc., zahlreiche Karten im "Corpus inscriptionum latinarum", in der "Zeitschrift für allgemeine Erdkunde" und der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde"; Schulwandkarten und Schulatlanten zur alten und modernen Geographie in deutscher, lateinischer, neugriechischer Sprache sowie vorzügliche Erdgloben in verschiedenen Formaten. Auch veröffentlichte K. viele wissenschaftliche Abhandlungen, namentlich über altorientalische Geographie, in den Berichten der Akademie der Wissenschaften, welcher er seit 1853 als Mitglied angehört. Endlich gab er ein "Lehrbuch der alten Geographie" (Berl. 1879) heraus, dem der "Leitfaden der alten Geographie" (das. 1879, 1881 ins Englische übersetzt) folgte.

2) Richard, gleichfalls Kartograph, Sohn u. Schüler des vorigen, geb. 13. Sept. 1846 zu Weimar, studierte in Berlin und Heidelberg Geschichte und Geographie, bereiste 1870 den Orient, nahm am Krieg 1870/71 teil und lebt seit 1871 als Privatgelehrter in Berlin. Er arbeitete 1874-77 an v. Richthofens Atlas von China, redigiert seit 1875 den "Globus. Illustrierte