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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kirnberger; Kirner; Kirnhalden; Kirnik; Kirriemuir; Kirrweiler; Kirsanow; Kirschäther; Kirschbaum

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Kirnberger - Kirschbaum.

brück-Neunkirchen der Preußischen Staatsbahn, 187 m ü. M., hat eine Simultankirche, ein neues Rathaus, bedeutende Feinlederfabrikation (jährlicher Umsatz etwa 12 Mill. Mk.), Bierbrauerei, Tuch- und Strickgarnfabriken und (1885) 4852 meist evang. Einwohner. In der Nähe mehrere Burgruinen.

Kirnberger, Johann Philipp, Komponist und Musiktheoretiker, geb. 24. April 1721 zu Saalfeld in Thüringen, genoß von 1739 bis 1741 in Leipzig den Unterricht Sebastian Bachs, lebte dann zehn Jahre in Polen als Musikdirektor an den Kapellen mehrerer Magnaten, kam 1751 nach Dresden, dann nach Berlin, wo er erst Violinist in der Kapelle des Königs, 1754 aber Kammermusikus der Prinzessin Amalie von Preußen wurde und 27. Juli 1783 starb. Als schaffender Künstler hat sich K. durch gediegene Kompositionen aller Gattungen bewährt; noch ungleich wertvoller aber sind seine musikwissenschaftlichen Arbeiten: "Die Konstruktion der gleichschwebenden Temperatur" (Berl. 1760); "Die Kunst des reinen Satzes" (das. 1771-79, 2 Bde.); "Grundsätze des Generalbasses" (das. 1781; 2. Aufl., Wien 1805); "Gedanken über die verschiedenen Lehrarten der Komposition" (Berl. 1782); "Anleitung zur Singekomposition" (das. 1782). Auch ist er der Autor der meisten musikalischen Artikel in dem 1. Band von Sulzers "Theorie der schönen Künste".

Kirner, Johann Baptist, Maler, geb. 24. Juni 1806 zu Furtwangen in Baden, bildete sich auf der Augsburger Kunstschule und der Akademie in München, versuchte sich dort zuerst in religiösen Kompositionen, wendete sich aber bald dem Genre zu. Damals entstanden die Bilder zu Hebels Gedichten: der Statthalter von Schopfheim, der Karfunkel und der Schmelzofen. Sein köstlicher Humor erwarb ihm rasch zahlreiche Freunde; besondern Beifall fanden der Nasenwirt und der Schweizergardist, der in seiner Heimat von der Julirevolution erzählt. Während eines fünfjährigen Aufenthalts in Rom (1832-37) entstanden: Raffael in der Michelangelo-Kneipe, Ave Maria und der Improvisator. 1837 ging K. in die Heimat, wo er den Empfang der Preisträger vom landwirtschaftlichen Fest in Karlsruhe (dortige Galerie) malte. 1842 siedelte er, zum Hofmaler ernannt, nach Karlsruhe über und blieb dort bis 1844, meist mit Porträtmalen beschäftigt. Die Jahre 1847 und 1848 gaben ihm den Stoff zu den Jesuiten auf der Flucht und den versprengten Freischärlern in den Bergen des Schwarzwaldes (Neue Pinakothek zu München) sowie zu der köstlichen Guardia civica. Sein letztes bedeutendes Bild zeigte einen Bahnwärter, der vom eintreffenden Zug beim Rasieren überrascht wird. K. starb 19. Nov. 1866 in Furtwangen.

Kirnhalden, Mineralbad, s. Kenzingen.

Kirnik, berühmter goldhaltiger Berg bei Verespatak (s. d.) im ungarischen Komitat Unter-Weißenburg (Siebenbürgen). Der über 200 m hohe Abhang des kahlen, zackigen Bergrückens ist fast ganz von Berghalden bedeckt, wird seit Jahrhunderten durch primitive Bergbaue maulwurfartig durchwühlt und wurde auch schon von den Römern ausgebeutet. Die vielen kraterförmigen Aushöhlungen von 30 m Tiefe sehen mit ihren zackigen Felsrändern alten Burgruinen ähnlich und werden vom Volk Csetate mare und Csetate mike (große und kleine Burg) genannt. Es sind dies die alten römischen Grubenbaue, welche zahlreiche Altertümer enthalten, darunter auch die kulturgeschichtlich hochinteressanten Wachstäfelchen (Cerat-Tafeln), worin Verträge, Rechnungen etc. eingeritzt sind (s. Inschriften, S. 973).

Kirriemuir (spr. kírrimjuhr), Stadt in Forfarshire (Schottland), 7 km von Forfar, mit Fabrikation brauner Leinwand und (1881) 4390 Einw.

Kirrweiler, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Landau, an der Linie Neustadt-Weißenburg der Pfälzischen Eisenbahn, mit (1880) 1097 Einw.; bekannt durch das siegreiche Gefecht vom 23. Mai 1794, durch welches Blücher mit preußischen Husaren die Franzosen unter Desaix zurückwarf.

Kirsanow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tambow, an der Worona und der Eisenbahn Tambow-Saratow, mit 5 Kirchen, einem Nonnenkloster, zahlreichen Talg- und Wachsfabriken und (1880) 7203 Einw.

Kirschäther, Fruchtäther vom Geruch der Kirschen, besteht aus 1 Teil Chloroform, 3 Teilen Essigsäureäthyläther, 3 Teilen Benzoesäureäthyläther und 150 Teilen Weingeist. Man benutzt K. in der Konditorei und zur Darstellung von Likören.

Kirschbaum (Cerasus Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume oder Sträucher mit ganzen, elliptischen, gesägten Blättern, kurz vor oder mit diesen sich entwickelnden, in zwei- oder mehrblütigen Dolden von Laubblättern gestützt oder ohne solche stehenden, langgestielten Blüten, rundlichen, nicht bereiften Früchten ohne Längsfurche und glatten, rundlichen Steinen. Der Süßkirschenbaum (Holz-, Wald-, Bauern-, Haferkirsche, Zwiesel, Prunus avium L., C. nigra Mill.) ist ein ziemlich hoher Baum mit gedrängt stehenden, steifen, aufrechten Ästen, ziemlich lang gestielten, schlaffen, länglich-spitzen, gesägten, hell- und mattgrünen, auf der Unterfläche behaarten Blattern, meist zwei Drüsen am Blattstiel, stets aus zweijährigem Holz kommenden Blüten, süßer Frucht und rundem Stein ohne scharfe Kante. Dieser in unsern Wäldern vorkommende, im Gebirge bis in die obere Fichtenregion vordringende, vielleicht in Europa heimische oder in vorgeschichtlicher Zeit aus Vorderasien eingeführte Baum erreicht einen Stammdurchmesser von 1-1,25 m, trägt kleine, rote oder schwarze, süße Früchte und wird in vielen Varietäten, auch mit bunten Blättern und gefüllten Blüten, in Europa überall bis Norwegen, im südlichen Sibirien, in Nordamerika und Australien, selbst in Japan kultiviert. Hierher gehören die Herzkirsche (Maikirsche, C. juliana Dec.), mit herzförmiger, roter, gelblicher oder schwarzer, weichfleischiger Frucht, und die hartfleischige Knorpelkirsche (C. duracina Dec.) Ehrhardt nennt die Varietäten mit dunkelm Fleisch Prunus nigricans, die mit hellem P. varia (P. rubicunda Bechst.). Der Forstmann sieht den Vogelkirschbaum in den Mittelwaldbeständen gern, thut aber in der Regel nichts für seine Vermehrung, da sich der Baum durch Vermittelung der Vögel sehr leicht selbst ansäet. Die aus Samen erzogenen Stämmchen dienen zur Unterlage von Edelreisern. Zur Erzielung kräftiger Wildlinge säet man die vollkommen reifen Früchte mit dem Fleisch und bedeckt sie nur sehr wenig. Die Baumweichsel (Sauerkirschbaum, P. Cerasus L., C. vulgaris Mill., C. acida Gärtn.), ein Baum von geringen Dimensionen und minderer Dauer als der vorige, mit mehr zerstreut stehenden, steifen, aufrechten Ästen, steif abstehenden, länglich-spitzen oder elliptischen, dunkeln, glänzenden, fast doppelt gesägten, unbehaarten Blättern, nur ausnahmsweise mit Drüsen am Blattstiel, kürzer gestielten, oft auf einem gemeinschaftlichen Stiel mit kleinen Blättern stehenden Blüten, sauren Früchten und runden Steinen ohne scharfe Kanten, stammt aus Vorderasien, wächst so gut wie wild in der Krim, in Bithynien und Make-^[folgende Seite]