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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Klirrtöne - Kloakentiere.

zeugen von scharfer Urteilskraft und einer hervorragenden praktischen Kenntnis der Waldwirtschaft.

Klirrtöne, s. Schall.

Klischieren (franz., Abklatschen), das von dem aus Nürnberg gebürtigen Formschneider Selzam zu Leipzig um 1780 erfundene Verfahren, Holzschnitte etc. zu vervielfältigen. Man drückt dabei die Holzschnitte mit der Bildfläche in geschmolzenes, jedoch bereits etwas abgekühltes Letternmetall oder in eine ähnliche Legierung, bestreut die auf diese Art erhaltene, das Bild verkehrt wiedergebende Matrize mit pulverisiertem Rötel oder Graphit und befestigt sie dann auf einem mit einem Handgriff versehenen Brettchen, um sie gefahrlos in geschmolzenes Letternmetall drücken oder schlagen zu können. Hierdurch erhält man einen zum Druck geeigneten erhabenen Abklatsch (Klischee), den man nun entweder auf Holzklötzchen befestigt, oder mit so viel Letternmetall hintergießt, daß er die Höhe der Drucklettern erlangt. Bei Anwendung der (von Pfnor in Darmstadt erfundenen) Klischiermaschine wird die Matrize in ein aus stellbaren Eisenwinkeln gebildetes Kästchen gelegt, dieses mit flüssigem Schriftmetall gefüllt, welches sodann durch das plötzliche Niederschlagen einer über dem Kästchen befindlichen, mit Metallgewicht beschwerten und unten mit einem Kolben (Bär) versehenen Stange in die Mater und den für den Fuß der Typen bestimmten Raum scharf hineingetrieben wird. Es kommen diese Maschinen zunächst bei Herstellung mittelgroßer Typen etc. hier und da noch heute zu Verwendung, obwohl man dieselben infolge der Vervollkommnung der Schriftgießmaschine jetzt auch auf dieser zu gießen vermag, während ganz große Typen für Plakate, Klischees von Holzschnitten etc. meist auf dem Weg des Stereotypierens hergestellt werden. Auch Guttapercha und in neuester Zeit das Celluloid werden zu Klischees benutzt. Die mittels der Galvanoplastik erzeugten, für den Buchdruck bestimmten und mit Schriftmetall hintergossenen Klischees nennt man auch Elektros oder Galvanos. Die Papierstereotypie (s. Stereotypie) hat das alte Klischierverfahren jetzt fast ganz verdrängt.

Klisiometer (griech.), Beckenmesser, s. Becken.

Klissura, Stromenge in der Donau (s. d., S. 54).

Klisthenes, s. Kleisthenes.

Kliszow (Klissow), Dorf im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, an der Nida (zur Weichsel), nördlich von Pinczow. Hier 19. Juli 1702 Sieg Karls XII. über die Polen und Sachsen.

Klitomachos, s. Kleitomachos.

Klitometer (griech.), s. Meßinstrumente.

Klitor, Stadt, s. Kleitor.

Klitorie, s. Clitoria.

Klitoris (Clitoris, Kitzler), bei den weiblichen Säugetieren das der Rute des Männchens entsprechende Organ. Sie erhebt sich vor der Mündung der Scheide in die äußere Scham aus der Wand der letztern, ist mit zwei Schwellkörpern (s. Rute) ausgestattet und dadurch fähig, bei Blutzufluß anzuschwellen und sich zu erheben. Gleich der Rute ist sie mit einer Eichel und der sich über sie hinziehenden Vorhaut ausgestattet, schließt aber nicht die Harnröhre in sich ein. Bei einigen Affen ist sie sehr groß. Beim menschlichen Weibe liegt sie vor der Harnröhrenmündung und ragt im unerregten Zustand kaum aus den Schamlippen hervor.

Klitos, s. Kleitos.

Kljäsma, linker Nebenfluß der Oka in Rußland, entspringt aus den Sümpfen bei Onsänikow im Gouvernement Moskau und hat eine Länge von 630 km. Sie ist von Pokrow für kleine, von Kowrow für größere Fahrzeuge schiffbar. Der Fall ist sehr stark und beträgt stellenweise ½ m auf 1 km. Die K. friert Mitte November zu und geht in der ersten Hälfte des Aprils auf. Sie wurde 1882 von 87 Schiffen und 212 Holzflößen befahren, welche für ca. 1½ Mill. Rubel Waren transportierten. Der frühere Fischreichtum ist stark gesunken.

Kljucznik (russ., spr. kluschnik), Beschließer, Schlüsselbewahrer; in alter Zeit eine russische Hofcharge, Titel für die Beamten, welche die Vorräte des Hofs unter sich hatten. Kljuczniza, Beschließerin.

Kljutschew, der höchste und größte Vulkan auf der Halbinsel Kamtschatka, 4804 m hoch.

Kloake (lat.), Abzugskanal zum Hinwegschwemmen der Exkremente und Abfälle aller Art aus den Straßen und aus den Städten. Die Kloaken bestehen aus gemauerten unterirdischen Kanälen und bilden in einer Stadt ein zusammenhängendes System mit einem oder einigen Ausgängen zur Entleerung des Inhalts in einen Fluß oder in das Meer (s. Kanalisation). Die ersten und musterhaftesten Werke dieser Art sind die Kloaken Roms, von welchen die sogen. Cloaca maxima (s. Tafel "Baukunst V", Fig. 5) die berühmteste ist. - In der Zoologie versteht man unter K. diejenige Höhlung im Tierkörper, in welche zugleich mit dem Darm die Harn- und auch die Geschlechtsorgane münden. Sie findet sich bei manchen niedern Tieren und ist allgemein bei den Haifischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln verbreitet. Unter den Säugetieren haben nur die Schnabeltiere zeitlebens, alle übrigen aber wenigstens im Embryonalzustand eine K., wie denn auch bei den meisten der Raum zwischen After und Harnröhrenmündung (der sogen. Damm) sehr schmal bleibt. S. Darm. - In der Chirurgie nennt man K. einen unregelmäßigen geschwürigen Gang, welcher den Eiter und die Jauche, die sich bei Knochenkrankheiten, namentlich bei Nekrose der Knochen, bilden, aus der Tiefe wegführt. Diese Kloaken oder Knochenfisteln sind teils blind, d. h. sie endigen in den die Knochen umgebenden Weichteilen, oder offen, d. h. sie durchbohren die äußere Haut und ergießen ihren Inhalt nach außen.

Kloakentiere (Monotremata, hierzu Tafel "Kloakentiere"), die niederste Ordnung der Säugetiere, mit schnabelartig verlängerten Kiefern, haben in manchen Eigentümlichkeiten ihres Baues Ähnlichkeit mit den Vögeln. In der Art ihrer Entwickelung stehen sie den Beuteltieren sehr nahe, auch besitzen sie über den Schambeinen die sogen. Beutelknochen, welche sogar beim Weibchen von Echidna einen Beutel tragen; sie unterscheiden sich aber von ihnen besonders durch das Vorhandensein einer wahren Kloake, indem das erweiterte Ende des Mastdarms, wie bei den Vögeln, die Mündungen der Geschlechts- und Harnwege aufnimmt. Echte Zähne fehlen; das Schnabeltier hat aber jederseits zwei Hornzähne in seinen wie ein Entenschnabel gestalteten Kiefern. Die Füße sind fünfzehig und mit starken Krallen versehen. Das sehr kleine Gehirn ist wenig ausgebildet; ein äußeres Ohr fehlt, die Augen sind klein, die Nasenöffnungen liegen vorn an der Schnauze. Die Blutwärme beträgt beim Schnabeltier nur 25° C., also erheblich weniger als bei den höhern Säugetieren. Das Männchen trägt an den Hinterfüßen einen durchbohrten Sporn, der bei der Begattung zum Festklammern an das Weibchen Verwendung findet. Wie bei den Vögeln ist der linke Eierstock verkümmert.