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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Klosterbeere - Klosterneuburg.

Diese erwähnten Bestimmungen sind aber so gut wie rückgängig gemacht durch das Gesetz vom 19. April 1887, welches alle Orden wieder zuläßt, die sich der Seelsorge oder der Übung christlicher Nächstenliebe oder einem beschaulichen Leben widmen.

Ein ähnlicher Schlag wie in Italien und Deutschland hat die Klöster in Frankreich durch die Dekrete vom 19. März 1880 betroffen; die Zahl der nicht autorisierten, durch die Dekrete verurteilten Anstalten beträgt 384 mit 7444 Mönchen und wieder 602 Anstalten mit 14,003 Nonnen. Vorher gab es etwa 250,000 Mönche und Nonnen in Frankreich. In der Schweiz befanden sich 1882 noch 88 Klöster, 546 Mönche, 2020 Nonnen mit einem Vermögen von 22 Mill. Frank.

Klöster in antikem Stil trifft man im Orient; dort bestehen sie noch, zwar meist leer an Geist und Gesinnung, aber in unveränderten Formen festhaltend an der Gewohnheit des Daseins und wohlthätig wirkend durch Gastfreundschaft und Pflege heiliger Stätten. Die in Europa fast allein unangetastet gebliebenen Athosklöster (s. Athos) sind die merkwürdigste Reliquie dieser Art. Zählt man die verschiedenen Orden und Kongregationen zusammen, so erhält man die Summe von 504, von denen manche allerdings auf wenige Klöster beschränkt geblieben sind, andre dagegen zu einer und derselben Zeit mehrere Tausend Klöster gezählt haben. Vgl. Weber, Die Möncherei oder geschichtliche Darstellung der Klosterwelt (2. Aufl., Stuttg. 1834, 3 Bde.); Biedenfeld, Ursprung sämtlicher Mönchs- und Klosterfrauenorden (Weim. 1837, 2 Bde.; Supplement 1840); Fehr, Geschichte der Mönchsorden (Tübing. 1845); Montalembert, Les moines d'Occident (5. Aufl., Par. 1874-78, 7 Bde.); Hinschius, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Preußen (Berl. 1874); Dürrschmidt, Die klösterlichen Genossenschaften in Bayern (Nördling. 1875); E. Keller, Les congrégations religieuses en France (Par. 1880); Marchand, Moines et nonnes; histoire, constitution, etc. (das. 1882); A. Harnack, Das Mönchtum, seine Ideale und seine Geschichte (2. Aufl., Gießen 1882).

Klosterbeere, s. Stachelbeere. ^[richtig: Stachelbeerstrauch.]

Klosterberge, ehemals berühmtes Benediktinerkloster, auf dem heutigen Gebiet der Stadt Magdeburg, dicht bei Buckau, von Kaiser Otto I. 937 gestiftet, ward nach der Reformation (1565) in ein protestantisches Stift mit einer Schule verwandelt, die zu großem Ruf gelangte. 1577 wurde daselbst die Konkordienformel (s. d.) entworfen, die deshalb auch das Bergische Buch heißt. Das Stift wurde 1812 aufgehoben, der Fonds der Universität Halle überwiesen, Gebäude und Umgebung in den Friedrich-Wilhelmsgarten umgewandelt. An der Stelle des Klosters steht gegenwärtig ein Gesellschaftshaus. Vgl. die von Holstein herausgegebenen Quellenwerke: "Gesta abbatum Bergensium 936-1495" (Leipz. 1871) und "Urkundenbuch des Klosters Berge" (Halle 1878); Holstein, Geschichte der ehemaligen Schule zu K. (Leipz. 1886).

Klosterbilder, dünne Bilder von Hausenblase, welche zuerst in Klöstern verfertigt wurden. Zu ihrer Darstellung gießt man eine konzentrierte farblose oder gefärbte Lösung von Hausenblase dünn auf metallene Formen, in welche Bilder gestochen sind. Nach dem Trocknen kann die Hausenblase wie ein Papier abgenommen werden und zeigt die feinsten Züge der Form.

Klosterbrüder, s. v. w. Laienbrüder.

Klosterebrach, Marktflecken, s. Ebrach.

Klosterfrau, s. v. w. Nonne.

Klosterfräulein, ein im Kloster oder in einem Damenstift erzogenes Fräulein, das noch nicht Profeß gethan hat, daher noch in die Welt zurücktreten kann.

Klosterfräulein, Vogel, s. v. w. Bachstelze.

Klostergelübde, s. Kloster.

Klostergrab, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Teplitz, am Erzgebirge und der Prag-Duxer Bahn (Linie Brüx-Moldau), hat eine Kirche mit schönen Gemälden, eine Glas- und eine Wirkwarenfabrik, Braunkohlengruben und (1880) 1660 Einw.; ist bekannt durch die Zerstörung der protestantischen Kirche im J. 1618 (vgl. Braunau).

Klosterkinder, s. Oblaten.

Klösterle, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Kaaden, an der Eger und der Prag-Egerer Bahn, mit gräflich Thunschem Schloß und Porzellanfabrik, Spitzenklöppelei und (1880) 1937 Einw.

Klosterleinwand, feine westfäl. Leinwand, welche vor der Revolution besonders aus Wahrendorf in großer Menge nach Frankreich ging.

Klösterli, s. Rigi.

Klostermann, 1) Rudolf, Rechtsgelehrter, geb. 17. Nov. 1828 zu Wengern in Westfalen, studierte 1846-49 zu Halle, Bonn und Berlin, wurde nach verschiedenen Anstellungen 1857 als Hilfsarbeiter in das Handelsministerium und 1866 nach Bonn als Oberbergrat berufen. Er habilitierte sich daselbst, nach seiner 1868 erfolgten Ernennung zum Ehrendoktor, 1869 in der juristischen Fakultät und ward 1871 zum außerordentlichen Professor ernannt. K. war bei der Redaktion des preußischen Berggesetzes sowie bei den Bewegungen um das Reichspatentgesetz besonders thätig. Er starb 10. März 1886. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen Obertribunals" (Berl. 1861-64); "Das allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten" (das. 1866, 4. Aufl. 1885); "Das geistige Eigentum" (das. 1867) und als 2. Band dazu: "Die Patentgesetzgebung aller Länder, nebst den Gesetzen über Musterschutz und Markenschutz" (das. 1869, 2. Aufl. 1876); "Lehrbuch des preußischen Bergrechts" (das. 1871); "Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken" (das. 1876); "Das Patentgesetz für das Deutsche Reich vom 25. Mai 1877" (das. 1877); "Das englische Patent-, Muster- u. Markenschutzgesetz vom 25. Aug. 1883" (Jena 1884).

2) August, protest. Theolog, geb. 16. Mai 1837 zu Steinhude (Schaumburg-Lippe), studierte 1855-58 in Erlangen und Berlin, war seit 1859 Lehrer zu Bückeburg, wurde 1864 Repetent, darauf Privatdozent der Theologie zu Göttingen und 1868 ordentlicher Professor in Kiel. Er schrieb: "Das Markus-Evangelium nach seinem Quellenwert für die evangelische Geschichte" (Götting. 1867); "Untersuchungen zur alttestamentlichen Theologie" (Gotha 1868); "Korrekturen zur bisherigen Erklärung des Römerbriefs" (das. 1881); "Probleme im Aposteltext, neu erörtert" (das. 1883).

Klostermeyer, Matthias, bekannt unter dem Namen bayrischer Hiesel, geb. 1738 zu Kissing bei Augsburg, ward, herangewachsen, Wildschütz, später Räuber und endlich Hauptmann einer großen Bande. Nach einer Reihe der gräßlichsten Unthaten wurde er 1771 trotz hartnäckiger Gegenwehr mit einem Teil seiner Bande gefangen genommen und in Dillingen erdrosselt und sodann gerädert. Vgl. "Neuer Pitaval", neue Serie, Bd. 6 (Leipz. 1871).

Klosterneuburg, Stadt in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Hernals, an der Donau, 9 km ober-^[folgende Seite]