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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kobaltoxydul - Kobdo.

Kobaltoxydul CoO entsteht bei gelindem Erhitzen von Kobalthydroxydul CoOHO, welches als rosenroter Niederschlag gefällt wird, wenn man gekochte Kobaltoxydulsalzlösung in siedende Kalilauge tröpfelt. K. ist hellbraun oder grünlichbraun, luftbeständig, gibt beim Erhitzen an der Luft Kobaltoxyduloxyd, färbt Glasflüsse schön blau, bildet mit Säuren die Kobaltoxydulsalze (s. d.) und dient zur Darstellung zarter Farben. Erhitzt man Thonerdehydrat mit Kobalthydroxydul, oder Thonerde mit salpetersaurem K., so entsteht Kobaltaluminat CoAl2O4 ^[CoAl{2}O{4}], das Kobaltblau (s. d.). Eine ähnliche Verbindung mit Zinkoxyd bildet das Kobaltgrün (s. d.).

Kobaltoxydulsalze finden sich zum Teil in der Natur in mehreren Mineralien und werden durch Lösen von Kobaltoxydul und kohlensaurem Kobaltoxydul in Säuren oder, soweit sie unlöslich sind, durch Wechselzersetzung erhalten. Sie sind im wasserfreien Zustand meist blau, im wasserhaltigen rot. Aus der roten Lösung fällt Ammoniak blaues basisches Salz, welches an der Luft grün und blaugrau, beim Erhitzen schmutzig blaßrot wird und sich in überschüssigem Ammoniak mit brauner Farbe löst; diese Lösung wird an der Luft dunkler und endlich schön rot. Schwefelwasserstoff fällt saure Lösungen nicht, Schwefelammonium fällt braunschwarzes Schwefelkobalt, Oxalsäure fällt rosenrotes kristallinisches Oxalat. Schwefelsaures Kobaltoxydul CoSO4 ^[CoSO_{4}] findet sich als Kobaltvitriol oder Bieberit, entsteht beim Lösen von Kobaltoxydul in Schwefelsäure, wird auch bei der Entsilberung nickel- und kobalthaltigen Schwarzkupfers mit Schwefelsäure gewonnen, bildet karmesinrote, luftbeständige Kristalle mit 7 Molekülen Kristallwasser, schmeckt schwach stechend, metallisch, löst sich leicht in Wasser, nicht in Alkohol, dient zur Darstellung andrer Kobaltpräparate und zum Überziehen andrer Metalle mit Kobalt. Salpetersaures Kobaltoxydul Co(NO3)2+6H2O ^[Co(NO_{3})_{2}+6H_{2}O] ist zerfließlich, dient zur Darstellung von Kobaltfarben und als Kobaltsolution in der chemischen Analyse. Phosphorsaures Kobaltoxydul Co3(PO4)2 ^[Co_{3}(PO_{4})_{2}] wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch phosphorsaures Natron gefällt, ist rot, wird beim Erhitzen rotviolett bis violettblau. Es bildet das Kobaltrosa (s. d.). Arsensaures Kobaltoxydul Co3(AsO4)2+8H2O ^[Co_{3}(AsO_{4})_{2}+8H_{2}O] findet sich als Kobaltblüte, wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch arsensaures Kali rot gefällt, entsteht auch als Chaux métallique, wenn man durch Schmelzen von Kobalterzen mit Quarz und Pottasche eisenfreies Arsenkobalt erzeugt und dies röstet, und dient zur Darstellung von Kobaltfarben. Vgl. Kobaltrosa. Der Zaffer (Kobaltsafflor) ist unreines basisches arsensaures Kobaltoxydul. Kieselsaures Kobaltoxydul findet sich in den mit Kobalt blau gefärbten Gläsern, also besonders in der Schmalte, wird aus Kobaltoxydulsalzlösungen durch kieselsaures Kali gefällt und in der Porzellanmalerei sowie zur Darstellung sehr reiner Schmalte benutzt; man stellt es in Schweden im großen dar.

Kobaltrosa (Kobaltrot, Kobaltviolett), rote Farbe, besteht aus phosphorsaurem Kobaltoxydul Co3(PO4)2 ^[Co_{3}(PO_{4})_{2}], wird aus einer Lösung von Kobaltchlorür oder schwefelsaurem Kobaltoxydul durch phosphorsaures Natron gefällt, ist nach dem Trocknen rosa, wird aber beim Erhitzen rotviolett, violett bis blau. Man benutzt es in der Kattun- und Tapetendruckerei, auch als Ölfarbe, das gewöhnliche phosphorsaure Kobaltoxydul des Handels (PKO) aber zum Färben von Glas und in der Porzellanmalerei. Eine Verbindung des Salzes mit Ammoniak bildet die Kobaltbronze. Ein andres K. besteht aus arsensaurem Kobaltoxydul Co(AsO4)2 ^[Co(AsO_{4})_{2}] und wird erhalten, indem man die arsenhaltigen Erze mit Pottasche und etwas Quarzsand schmelzt und das erhaltene Arsenkobalt durch Erhitzen an der Luft oxydiert. Dies Präparat geht im Handel als rotes Kobaltoxyd (AKO) und dient in der Porzellan- und Glasmalerei. In England benutzt man ein ziemlich reines, schön rotes arsensaures Kobaltoxydul unter dem Namen Chaux métallique als Malerfarbe.

Kobaltsafflor, s. Kobaltoxydulsalze.

Kobaltschwärze, s. v. w. Kobaltmanganerz.

Kobaltsolution, s. Kobaltoxydulsalze.

Kobaltultramarin, s. v. w. Kobaltblau.

Kobaltviolett, s. Kobaltrosa.

Kobaltvitriol (Bieberit), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, kristallisiert monoklinisch, findet sich meist stalaktitisch, als Effloreszenz, blaß rosenrot, besteht aus schwefelsaurem Kobaltoxydul CoSO4+7H2O ^[CoSO_{4}+7H_{2}O] mit ca. 4 Proz. Magnesia; findet sich bei Bieber und Siegen.

Koban (Kobang, Rio), früher (bis 1871) Goldmünze in Japan, vor Eröffnung der Häfen à 4 Itzibu (Gold: Silber = 4,6:1), dann = 14 Itzibu. 1860 wurden neue Kobans, dem allgemeinen Gold- und Silberverhältnis entsprechend, ausgegeben. Die verschiedenen Arten des K. schwankten im Wert zwischen 43,15 und 14,63 Mk.

Kobbe, Theodor Christoph August von, Dichter und Schriftsteller, geb. 8. Juni 1798 zu Glückstadt, studierte in Heidelberg und Kiel, ward 1820 Assessor bei einem holsteinischen Landgericht, später Jagdjunker am Hof in Oldenburg, wo er 22. Febr. 1845 starb. K. besaß ein großes gesellschaftliches Talent, das auch in seinen Schriften zu Tage tritt, war reich an witzigen Einfällen und hatte einen kecken, doch nie verletzenden Humor. Wir erwähnen von seinen meist höchst launigen und ergötzlichen Schriften nur: "Des Burschen Erdenwallen" (Brem. 1820); den Roman "Die Schweden im Kloster zu Ütersen" (das. 1830); "Humoristische Skizzen und Bilder" (das. 1831); "Neue Novellen" (Oldenb. 1833, 2 Bde.); "Humoristische Erinnerungen aus meinem akademischen Leben" (Brem. 1840, 2 Bde.) und "Humoresken aus dem Philisterleben" (das. 1841, 2 Bde.). Vgl. Stahr, Theodor v. K. (Oldenb. 1845).

Kobdo (mongol. Chommo, "Festung"), Hauptstadt des gleichnamigen chines. Gouvernements in der westlichen Mongolei, westlich vom Karausy-See, am Bujantufluß, in einem weiten, größtenteils von Lehm- und Salzsteppen bedeckten Thal, besteht wie alle chinesischen Grenzstädte aus einer Soldaten- und einer Handelsstadt. Die viereckige Festung wird von hohen, aber zerfallenden Mauern umgeben, enthält die Wohnung des Gouverneurs, hat eine Besatzung von 500 Mann, eine Menge Höfe und viele kleine Gebäude; ein dichter Baumwald verleiht ihr den Charakter eines großen Gartens. Die Handelsstadt besteht aus zwei Längsstraßen und einer Querstraße, von denen die eine Längsstraße mit Pappeln eingefaßt ist und 60-70 Höfe der großen Kaufhäuser enthält, wogegen in der andern nur Läden sind. An den Enden der Stadt befinden sich drei Tempel. Auch jenseit des Flusses liegt ein großer, von Mauern umgebener, prächtiger Tempel mit Wohnungen zahlreicher Lamas. Die Handelsstadt hat etwa 1100 chines. Einwohner. Um sie herum ziehen sich die Zelte nomadisierender Kalmücken. Rußland unterhält in K. einen Konsul und hat große Anstrengungen gemacht, seine Handelsbeziehungen mit K. zu er-^[folgende Seite]