Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kobold; Koboldmaki; Kobrin; Koburg

898

Kobold - Koburg.

Andernach, Boppard, Kastellaun, Kirchberg am Hunsrück, K., Kochem, Kreuznach, Mayen, Meisenheim, Münstermaifeld, St. Goar, Simmern, Sinzig, Sobernheim, Stromberg, Trarbach und Zell.

Geschichte. Schon um 58 v. Chr. war die Umgegend von K. mit Gallien in dem Besitz der Römer. Julius Cäsar schlug in der Nähe, wahrscheinlich beim jetzigen Ort Engers, eine Schiffbrücke über den Rhein, und unter Drusus ward dieser Punkt (um 9 v. Chr.) zur Anlage eines Kastells benutzt, welches von der Vereinigung der Flüsse Mosel und Rhein den Namen Confluentes erhielt, woraus in der Folge Covelenz (Cobelenz) ward. Mit der Eroberung Galliens durch die Franken kam 486 auch K. unter deren Herrschaft. Den fränkischen Königen diente K. später bisweilen zum Aufenthalt, und 860 fand hier eine Versöhnung der Söhne Ludwigs des Frommen statt. Bis hierher erstreckten sich 882 die Verheerungen der Normannen. Kaiser Heinrich II. übergab die Stadt 1018 dem Erzstift Trier, bei welchem sie bis zum Ende des 18. Jahrh. verblieben ist. 1105 veranlaßte hier Heinrich V. eine Zusammenkunft mit seinem kaiserlichen Vater, um diesen in seine Gewalt zu bringen. 1138 wurde Konrad II. in St. Kastor zu K. zum Kaiser gewählt, und 1146 predigte hier Bernhard von Clairvaux den zweiten Kreuzzug. Hier suchte Eduard III. von England Kaiser Ludwig 1338 zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen. Während des Dreißigjährigen Kriegs nahm die Stadt 1632 eine kaiserliche Besatzung auf, wurde aber von den Schweden genommen, dann von Franzosen besetzt und 1636 von den Kaiserlichen erstürmt. 1688 belagerten und beschossen die Franzosen unter dem Marschall v. Boufflers die Stadt, vermochten jedoch nur den ältesten Teil derselben zu zerstören. Im Lauf des 18. Jahrh. wurde K. mehrfach erweitert, und noch mehr geschah für die Hebung derselben, als der Kurfürst Klemens Wenzeslaus seine Residenz 1786 von Ehrenbreitstein hierher verlegte. Bald darauf gewann K. an Regsamkeit des Lebens, indem es in seinen Mauern den emigrierten Adel Frankreichs vereinigte. Die nachmaligen Könige Ludwig XVIII. und Karl X. hielten sich am kurfürstlichen Hof und in dem kurfürstlichen Schlosse Schönbornslust auf, und hier wurden die Restaurationspläne vorbereitet; von hier erließ der Herzog von Braunschweig 25. Juli 1792 das unglückliche Koblenzer Manifest. Aber schon 1794 sah sich der Kurfürst genötigt, bei Annäherung der französischen Armee unter Marceau die Stadt zu verlassen, und diese fiel in die Hände der Franzosen. Die Befestigungswerke wurden demoliert und die Klöster aufgehoben, und K. wurde 1798 Hauptstadt des Rhein- und Mofeldepartements. Am 1. Jan. 1814 nahmen die Verbündeten die Stadt in Besitz, die im darauf folgenden Jahr unter die Krone Preußens kam, Hauptstadt eines Regierungsbezirks und 1822 Sitz der höchsten Behörden für die Rheinprovinz wurde. Vgl. Günther, Geschichte der Stadt K. (Kobl. 1815); Ch. v. Stramberg, K., die Stadt, historisch und topographisch (das. 1854, 3 Bde.); Wegeler, K. in seiner Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten (das. 1875); Derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt K. (2. Aufl., das. 1882); Baumgarten, K. nebst Ausflügen (das. 1884); Becker, Das königliche Schloß zu K. (das. 1886). Der Regierungsbezirk K. (s. Karte "Rheinprovinz") umfaßt 6202 qkm (112,64 QM.), hat (1885) 616,554 (1880: 604,052) Einw., darunter 209,139 Evangelische, 396,388 Katholiken und 9268 Juden, und besteht aus den 13 Kreisen:

^[Leerzeile]

Kreise QKilometer QMeilen Einwohner 1885 Einw. auf 1 QKil.

Adenau 549 9,98 21515 39

Ahrweiler 371 6,74 37571 101

Altenkirchen 638 11,59 60601 95

Koblenz 274 4,98 86424 315

Kochem 502 9,12 37815 75

Kreuznach 557 10,11 69090 124

Mayen 576 10,46 60687 106

Meisenheim 176 3,19 13607 77

Neuwied 620 11,26 74620 120

St. Goar 465 8,44 38973 84

Simmern 571 10,37 35601 62

Wetzlar 531 9,64 49789 94

Zell 372 6,76 30281 81

Kobold, Benennung der Hausgeister (s. d.), besonders wenn sie den Menschen Streiche spielen, sie necken und schrecken (daher die Redensart: lachen wie ein K.). Je nach dem Geräusch, das sie im Haus verursachen, oder nach der Vermummung, die sie annehmen, führen sie die Namen Poltergeist, Klopfer, Hämmerlein, Popelchen, Mummanz, Heinzelmännchen u. a. Im Neuhochdeutschen ist der Name mehr auf den Begriff des die Bergleute neckenden Grubengeistes beschränkt. Das Wort K. wird gewöhnlich vom griechischen kóbâlos ("Schalk") abgeleitet; mittellateinisch hieß der K. gobelinus, woraus das französische gobelin gebildet ist.

Koboldmaki (Gespensttier, Tarsius spectrum, s. Tafel "Halbaffen"), Halbaffe aus der Familie der Fußwurzeltiere (Tarsidae), 16 cm lang, mit großem, rundem, dicht auf den Schultern sitzendem Kopfe, froschartigem Gesicht, ungemein weiter Mundspalte, sehr großen Augen (1,5 cm Durchmesser), großen Ohren, sehr kurzen Vordergliedern und langen Hintergliedern, an welchen die Fußwurzeln auffallend dünn und ganz schwach behaart sind. In der Handfläche und an den Fingerenden finden sich große, polsterartige Ballen. Der Schwanz ist 24 cm lang, am Ende lang, fast buschig behaart. Der Pelz ist gelbbraungrau, am Kopf und Rücken dunkler, am Bauch weißlich. Er findet sich auf allen malaiischen Inseln, westlich bis Malakka, aber nirgends häufig, lebt einzeln oder paarweise in dichten Wäldern, bewegt sich nach Art des Laubfrosches und ist am Tag, wo er sich meist an dunkeln, feuchten Orten verborgen hält, auffallend wenig scheu. Er nährt sich von Insekten, Eidechsen und andern Tieren und soll auch Früchte fressen. In der Gefangenschaft erwies er sich gefräßig, sehr reinlich und wurde bald ungemein zutraulich. Die auffallende Erscheinung des Tiers gab den Eingebornen Veranlassung zu vielen Fabeleien.

Kobrin (Kobryn), Kreisstadt im russ. Gouvernement Grodno, am Muchawetz und an der Eisenbahn Shabinka-Homel, mit 4 Kirchen, Getreide- und Viehhandel und (1880) 8832 Einw. Hier mußte sich 27. Juli 1812 der sächsische General Klengel nach tapferer Verteidigung der Stadt mit 3000 Mann dem an Kräften ihm überlegenen russischen General Tormassow ergeben.

Koburg, große, auf der Nordseite tief eingeschnittene Halbinsel im nördlichsten Australien und zum Nordterritorium der Kolonie Südaustralien gehörig. Mit der Melvilleinsel, von welcher sie die Dundasstraße trennt, schließt sie den Vandiemengolf ein. Ansiedelungen wurden zu Port Essington und Port Raffles (s. d.) angelegt. Die zugleich eingeführten Büffel haben sich zu großen Herden vermehrt, welche jetzt von südaustralischen Viehzüchtern verwertet werden. S. Karte "Australien".