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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kolinski - Kollaps.

Friedrich, der Dauns und seines Heers Tüchtigkeit weit unterschätzte, befahl seinem Heer, den Marsch auf der Kaiserstraße nach K. so lange fortzusetzen, bis seine Spitzen den rechten österreichischen Flügel umfassen könnten. Dann sollte Zieten die Reiterei auf diesem Flügel werfen, Hülsen mit dem Fußvolk der Avantgarde Kretschor nehmen und, wenn dies geschehen, Prinz Moritz von Dessau mit dem linken Flügel angreifen, der rechte Flügel aber nördlich der Kaiserstraße für weitere Verwendung stehen bleiben. Um 2 Uhr begann die Schlacht. Zieten schlug die feindliche Reiterei unter Nadásdy, Hülsen eroberte Kretschor und die dortigen Batterien; da er aber versäumte, den etwas weiter links liegenden Eichbusch zu nehmen, kam das Gefecht hier zum Stehen, die erschöpften Bataillone gerieten durch Angriffe der Österreicher in Bedrängnis und bedurften dringend der Hilfe durch das Eingreifen des Prinzen Moritz. Dieser wandte sich jedoch infolge eines Mißverständnisses zu weit rechts gegen Dauns Hauptfronte, so daß Friedrich, um die Lücke zwischen Moritz und Hülsen auszufüllen, die Reserve des zweiten Treffens heranziehen mußte. Gleichzeitig begann General Manstein aus dem rechten Flügel bei Chotzenitz gegen die Kroaten, welche ihn belästigten, wider den strengen Befehl des Königs ein Gefecht, in welches schließlich seine ganze Infanterie verwickelt wurde. Daun war bereits im Begriff gewesen, die Schlacht abzubrechen, und hatte die Zurückführung des schweren Geschützes und den Abmarsch einiger Regimenter nach Suchdol befohlen, als er in anbetracht seiner numerischen Überlegenheit doch auszuharren beschloß. In der That war es den Preußen, die kein frisches Bataillon mehr hatten, nicht möglich, in dem furchtbaren Geschützfeuer des Feindes die errungenen Vorteile zu behaupten. Überdies versäumte Zieten, mit der Reiterei rechtzeitig der Infanterie zu Hilfe zu kommen. Um 4 Uhr nachmittags machte zuerst Oberstleutnant v. Benkendorf mit einem sächsischen Dragonerregiment einen Angriff auf das erschütterte preußische Fußvolk. Er gelang, und seinem Beispiel folgten noch zwei sächsische sowie mehrere österreichische Reiterregimenter. Sie umfaßten die Bataillone Hülsens und des Prinzen Moritz von allen Seiten und zerschmetterten sie Stoß auf Stoß. Der König sammelte von den Flüchtigen 400 Mann und führte sie gegen eine Batterie, aber auch sie verliefen sich. Als er sich allein sah, kehrte er um und befahl den Rückzug, der unter Zietens Schutz unbelästigt vollführt wurde. Aber nur 6000 Mann waren noch beisammen, 14,000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen, 29 Fahnen, 43 Geschütze waren verloren; der Verlust der Österreicher betrug 8000 Mann. Die Aufhebung der Belagerung von Prag und die Räumung Böhmens war die nächste Folge dieses ersten Siegs Dauns. Maria Theresia datierte die Stiftung des nach ihr benannten Ordens von diesem denkwürdigen 18. Juni. Friedrich verlor an diesem Tag den bisher genossenen Ruf der Unüberwindlichkeit. Vgl. Kutzen, Über die vermeintliche Schuld Friedrichs an dem Verlust der Schlacht von K. ("Abhandl. der Schlesischen Gesellschaft", Bresl. 1862); Derselbe, Der Tag von K. (2. Ausg. das. 1860); M. Duncker, Die Schlacht bei K. (in den "Abhandlungen zur preußischen Geschichte", Leipz. 1876).

Kolinski, s. Marderfelle.

Kolisch, Ignaz von, berühmter Schachspieler, geb. 6. April 1837 zu Preßburg, nach einem wechselvollen Leben seit 1871 Bankier in Paris; bekannt durch seinen Sieg im internationalen Pariser Turnier 1867 und seinen frühern (unentschiedenen) großen Wettkampf mit Louis Paulsen.

Kolitis (griech.), Dickdarmkatarrh.

Kolitz, Louis, Maler, geb. 5. April 1845 zu Tilsit studierte anfangs auf der Berliner Akademie, dann in Düsseldorf, wo er von 1864 an Schüler von Oswald Achenbach war. Er machte den Krieg von 1866 mit und trat dann mit Bildern auf, die, Landschaft mit Architektur und Staffage vereinigend, von guter Beleuchtung und Färbung waren. Nachdem er auch am Feldzug gegen Frankreich als Landwehroffizier teilgenommen und namentlich die Kämpfe um Metz und bei Orléans mitgemacht, wurde er mehr zum landschaftlichen Militärgenre hingeführt, worin seine Zeichnung zwar nicht immer korrekt, aber die Gestalten sehr naturwahr, die Landschaft von trefflicher Stimmung und das Kolorit von glänzender Wirkung sind. Seine besten Bilder dieser Art sind: nach dem Friedensschluß in Tours, Eroberung einer französischen Batterie, Ulanenvedette, aus der Schlacht bei Mars la Tour, eine Szene aus der Schlacht bei Gravelotte (1875), französische Infanteriekolonne vor Metz u. a. Weniger glücklich ist er im Bildnis. Seit 1878 ist er Direktor der Kunstakademie zu Kassel.

Koliutschinbai, tief eindringende Bai der Nordostspitze Sibiriens, unter dem Polarkreis und etwa 175° westl. L. v. Gr. Sie trennt, indem sie nach der Metschigmebai hinüberzieht, den östlichsten Teil der Tschuktschenhalbinsel von dem Hauptkörper derselben. Ihr vorgelagert ist die Insel Koliutschin. Das Nordende der K. wurde von Wrangell während seiner Reise (1821-23) erreicht; vorher hatten Billings und Gilew Teile der Bai berührt. Hier befand sich vom 28. Sept. 1878 bis 18. Juli 1879 bei dem Tschuktschendorf Pitlekai das Winterquartier der schwedischen Vega-Expedition.

Koljno, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Lomsha, mit (1880) 5000 Einw.

Koljuschen, Volk, s. Koloschen.

Kolkothar, s. Caput mortuum.

Kolkrabe, s. Rabe.

Kollaboration (lat.), das Zusammenarbeiten.

Kollaborator (lat., "Mitarbeiter"), früher Titel für Hilfsgeistliche und Hilfslehrer an höhern Schulen; Kollaboratur, das Amt eines Kollaborators.

Kollagene, s. Leimgebende Materien.

Kollaps (lat. collapsus, das "Zusammenfallen"), Verfall. Man gebraucht in der Medizin den Ausdruck K. einmal vom Zusammenfallen elastischer Teile, z. B. der Lungen, wenn diese durch Eindringen von Luft in den Brustraum aus ihrer Spannung gelöst werden; zweitens, um das plötzliche "Zusammenklappen", den plötzlichen Kräfteverfall, z. B. nach großen Blutverlusten, schweren Fiebern, bei der Cholera etc., zu bezeichnen. Der K. äußert sich dadurch, daß die Kranken eingefallen und bleich aussehen, daß ihre Gesichtszüge entstellt, ihre Augen tief liegend, ausdruckslos, fast wie gebrochen sind. Die Haut ist dabei bald trocken, bald mit starkem, oft kaltem Schweiß bedeckt. Das Antlitz, die Hände und Füße fühlen sich leichenkalt an; die Temperatur des Rumpfes dagegen ist bald vermindert, bald erhöht, so daß die Haut daselbst brennend heiß anzufühlen ist. Der Puls ist klein, kaum fühlbar, sehr frequent, zuweilen aussetzend. Der Herzstoß ist schwach, die Atmung oberflächlich, oft kaum merklich, manchmal allerdings auch beschleunigt. Die Stimme ist schwach und klanglos; die Kranken liegen ruhig da, alle ihre Bewegungen sind äußerst kraftlos. Das Bewußtsein ist bald