Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kronstadt; Kronstaubfäden; Kronsyndikus; Kronthal, Bad; Kronthaler; Krönung

253

Kronstadt (Rußland) - Krönung.

eine Unterrealschule mit großen Bibliotheken, eine achtklassige evangelisch-sächsische Mädchenschule, mehrere sonstige Lehranstalten und viele Vereine. - K. wurde als Vorort des Burzenlandes 1211 von dem Deutschen Orden als Ansiedelungsgebiet übernommen und kolonisiert, demselben aber 1225 samt der Landschaft entzogen und 1422 der siebenbürgischen Sachsenprovinz eingefügt. In der Folge wiederholt von den Tataren zerstört und 1421 von den Türken erobert, erholte es sich immer wieder und wurde im 16. Jahrh. in den Tagen Honters ein Vorort des Protestantismus und seiner Litteraturthätigkeit. Unter Gabriel Báthori erfuhr es dieselben Drangsale wie Hermannstadt. 1611-12 wiederholt vergeblich belagert, ergab es sich, nachdem sein tapferer Bürgermeister Michael Weiß in der Schlacht bei Marienburg gefallen war. Bei der Übergabe Siebenbürgens an Österreich kamen über K. wiederholt große Drangsale. General Caraffa erzwang noch vor dem Abschluß des Abtretungsvertrags die Übergabe der Stadt und ließ alle Bürger hinrichten, die sich gegen sein Verlangen gestemmt hatten; die übrigen wurden bedrückt, beraubt und ausgeplündert. Im folgenden Jahr (1689) legten die raubgierigen Soldaten Feuer an und vernichteten die ganze Stadt. Ein fürchterlicher Sturm machte alle Löschanstalten vergebens und trug die Flammen selbst in die 1900 m entfernte walachische Vorstadt. Mitte Januar 1849 ward die Stadt von Bem besetzt, worauf nach einem Gefecht zwischen den Österreichern und Ungarn 1. Febr. 6000 Mann russischer Truppen sie in Besitz nahmen. Eine zweite Besetzung durch die Ungarn unter Bem erfolgte Ende März. Ende Juni kapitulierte K. mit dem russischen General Lüders, welcher es 12. Juli an die Österreicher übergab. Am 25. Juli fand ein zweites Gefecht zwischen den Österreichern und Ungarn hier statt. Vgl. Meltzl, Das alte und neue K. (Hermannst. 1885); Filtsch, Die Stadt K. und deren Umgebung (Wien 1886); "Quellen zur Geschichte der Stadt K. in Siebenbürgen" (Kronst. 1886 ff.).

Kronstadt, Stadt und Festung im russ. Gouvernement St. Petersburg, Kreis Oranienbaum, auf der Insel Kotlin im Finnischen Meerbusen, ist die Vormauer Petersburgs von der Seeseite und überhaupt die wichtigste Seefestung, der bedeutendste Kriegshafen des russischen Reichs sowie Station der Ostseeflotte. Die Stadt nimmt den südöstlichen Teil der Insel ein und wird von Schanzen, Ravelins und Gräben umgeben, welche sämtlich durch einen hohen Wall verbunden sind, hinter welchem eine Eisenbahn und eine Chaussee hinlaufen. Die ganze Befestigungslinie zwischen den beiden Ufern des Finnischen Meerbusens mißt 24 km. Die für Schiffe allein passierbare südliche Durchfahrt ist durch drei Linien von Forts und Batterien besonders stark befestigt. Die erste Linie bilden die Batterie Konstantin und der Eisenturm, die zweite die Granitforts Kaiser Alexander I. und Kaiser Paul, die dritte die Forts Peter I., Fürst Menschikow und Kronslot. Letzteres wurde schon 1703 von Peter d. Gr. auf der sogen. Oranienbaumer Sandbank angelegt; in diesem Fort befindet sich ein bedeckter Hafen für Ruderboote. Das nördliche seichte Fahrwasser ist durch eine ganze Reihe sich flankierender Batterien geschützt. K. hat drei Häfen: westlich liegt der Hafen für die Kauffahrteischiffe, welcher an 1000 Fahrzeuge faßt; darauf folgt der Mittelhafen für die Ausrüstung der Kriegsschiffe und auf der Südseite der stark befestigte Kriegshafen, der mit einem Molo umgeben ist und ein weit ins Meer hervortretendes Viereck bildet. Im Kauffahrerhafen von K. löschen die größern Seeschiffe und schicken ihre Ladung auf kleinern Fahrzeugen nach Petersburg. Zwischen dem Kauffahrerhafen und dem Mittelhafen tritt der Peterskanal mitten in die Stadt und erweitert sich zu einem Bassin, das nach Belieben gefüllt und geleert werden kann; ebenso steht der Katharinenkanal mit dem Kauffahrerhafen in Verbindung. K. hat schöne, gerade, regelmäßige Straßen, große Plätze (Paradeplatz) und viele schöne Gebäude, von denen etwa 130 der Regierung gehören; es wird in die Kommandanten- und Admiralitätsstadt eingeteilt, besitzt 9 griechisch-kath. Kirchen, eine lutherische, eine reformierte, eine römisch-kath. Kirche, eine Synagoge, eine mohammedan. Moschee, ein Gymnasium nebst 21 andern Lehranstalten, 7 Buchhandlungen, eine Kommerzbank, ein astronomisches Arsenal, eine Steuermannsschule (im Menschikowschen Palast), eine Matrosenschule, ein Seearsenal, eine Stückgießerei, ein Marinehospital, eine Admiralität, Kriegsvorratshäuser aller Art, Kasernen, Docks, Schiffswerften, einen Kaufhof, Taudrehereien, Maschinenfabriken, Sägemühlen, Zollgebäude, Leuchttürme und ohne die sehr bedeutende Garnison (1880) 48,276 Einw. Der Handelsverkehr Kronstadts ist von großer Wichtigkeit, obschon er seit Eröffnung der Baltischen Bahn (zwischen Petersburg, Reval und Baltisch-Port) nicht unerheblich verloren hat. Im Hafen von K.-St. Petersburg kamen 1886: 1892 Seeschiffe (darunter 1262 Dampfer) mit 1,015,596 Ton. an, außerdem 679 Küstenfahrer mit 113,050 Ton.; am lebhaftesten war der Verkehr mit Großbritannien, Deutschland, Dänemark und Schweden. Im Kronstädter Zollamt wurden 1886 für 1,262,000 Rubel Waren eingeführt und für 4,229,000 Rub. (die eingeführten Waren werden größtenteils erst in Petersburg verzollt) ausgeführt. Im Winter geschieht die Beförderung der Waren zwischen K. und Petersburg auf Schlitten, zu welchem Zweck eine besondere Bahn mit Stangen und Wachtfeuern auf dem Eis bezeichnet wird. Die von Reval, Helsingfors, Stockholm, Stettin, Lübeck und Havre kommenden Postdampfschiffe müssen stets hier anlegen. K. ist Sitz eines deutschen Konsuls. K. wurde 1710 von Peter d. Gr. auf der 1703 eroberten Insel Kotlin angelegt. Die im Mai 1855 vor K. erschienene englisch-französische Flotte unterließ nach mehrfacher Rekognoszierung vorsichtigerweise jeden Versuch einer Belagerung der Festung. S. den Plan von St. Petersburg.

Kronstaubfäden, s. Epipetal.

Kronsyndikus, Ratgeber der Krone; in Preußen Titel eines angesehenen Rechtsgelehrten, welcher aus besonderm Vertrauen des Monarchen berufen ist, wichtige Rechtsfragen zu begutachten und rechtliche Angelegenheiten des königlichen Hauses zu prüfen und zu erledigen. Die Kronsyndici sind nach der preußischen Verfassung (§ 3) lebenslänglich Mitglieder des Herrenhauses.

Kronthal, Bad, s. Kronberg.

Kronthaler, s. Kronenthaler.

Krönung, die feierliche Einsetzung eines Monarchen in die Regierung unter Zeremonien, deren wichtigste die öffentliche Aufsetzung der Krone (s. d.) ist. Das Vorbild der meisten spätern Krönungsweisen gaben die Israeliten, deren Könige vor ihrer Thronbesteigung feierlich gesalbt wurden. Seit Joas ward es Sitte, daß der Hohepriester dem König die Krone (Tiara) aufsetzte, den Herrscherstab (Zepter) in die Hand gab und das Schwert umgürtete. Bei den griechischen und römischen Königen und später