Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krossen; Krotălon; Kröten; Krötenfrösche; Krötenmelde; Krötensteine

256

Krossen - Krötensteine.

Grunde gehen. Den Doppelsinn dieser Antwort übersehend und sie zu seinen gunsten deutend, überschritt er mit einer ansehnlichen Macht den Halys und lieferte den Persern bei Pteria 549 eine Schlacht. Allein dieselbe blieb unentschieden, und K. zog sich nach Sardes zurück, entließ seine Hilfstruppen und gedachte während des Winters neue Rüstungen zu machen. Plötzlich aber fiel Kyros in sein Reich ein und warf durch eine List K. samt seiner indischen Reiterei nach Sardes zurück. Nach 14tägiger Belagerung fiel die Stadt 548, und K. selbst wurde gefangen. Herodot erzählt: Zum Feuertod verurteilt, entsann sich K. auf dem Scheiterhaufen der warnenden Worte des griechischen Weisen und rief dreimal dessen Namen. Auf des Kyros Erkundigung, was er damit meine, erzählte er ihm den Grund und machte damit einen solchen Eindruck auf den Sieger, daß dieser ihn begnadigte. Da aber die Flamme nicht sogleich zu dämpfen war, so flehte K. Apollon um Rettung an, worauf ein heftiger Platzregen das Feuer löschte. Diese Erzählung indes sowie die des Ktesias, K. habe nach Eroberung der Stadt im Tempel des Apollon Rettung gesucht und sei dort durch dessen Hilfe dreimal aus den Händen der Perser befreit worden, und nachdem ihm der Gott in der königlichen Burg zum viertenmal Beistand geleistet, habe ihn Kyros als einen Schützling der Götter begnadigt, sind Sagen, mit denen die Griechen die merkwürdige Geschichte des K. ausgeschmückt haben. Kyros behandelte K., wie andre unterworfene Könige, mit Großmut und räumte ihm an seinem Hof eine ehrenvolle Stelle als Ratgeber ein, welche K. auch noch bei Kyros' Nachfolger Kambyses bekleidete und trotz der wilden Grausamkeit desselben durch seine Klugheit behauptete.

Krossen (Crossen), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, an der Mündung des Bober in die Oder und an der Linie Bentschen-Guben der Preußischen Staatsbahn, 39 m ü. M., hat regelmäßig und schön angelegte Straßen, eine 156 m lange Oderbrücke, 3 evangelische und eine kath. Kirche, ein altes Schloß, Wasser- und Gasleitung, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, ein Realprogymnasium, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, Messingwaren-, Tuch-, Tabak- und Öfenfabrikation, Färberei, Gerberei, Obst- und Weinbau, Wein- und Fischhandel, Schiffahrt und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 52) 6810 meist evang. Einwohner. -

K. erhielt 1232 deutsches Stadtrecht, war dann Hauptort eines niederschlesischen Fürstentums, das 1482 als Pfand und 1537 bleibend an Brandenburg kam, und wurde 1633 von kaiserlichen Truppen erobert und geplündert. Am 14. Mai 1886 wurde die Stadt von einem verheerenden Wirbelsturm arg heimgesucht.

Krotălon (griech., "Klapper"), ein schon den alten Ägyptern bekanntes Klapperinstrument, welches von den Griechen und Römern beim Tanz gebraucht wurde. Es bestand aus zwei Stücken gespaltenen Rohrs oder aus zwei Stücken Blech, die wie die Kastagnetten miteinander verbunden waren und geschlagen wurden.

Kröten (Bufonidae Gthr.), Amphibienfamilie aus der Ordnung der Frösche (Anura), plump gebaute Tiere mit warziger, drüsenreicher Haut, zahnlosen Kiefern, gleichlangen Beinen, vierzehigen Vorder- und fünfzehigen Hinterfüßen. Hinter dem oft verdeckten Trommelfell findet sich meist ein großer Drüsenwulst, der, wie die Haut, ein widriges Sekret absondert. Die K. finden sich in allen Erdteilen, leben nur während der Laichzeit im Wasser, verbergen sich am Tag an dunkeln, feuchten Orten und suchen nachts Würmer, Insekten, Schnecken, die größern Arten auch kleinere Wirbeltiere. Sie springen nicht weit, laufen aber oft recht hurtig, schwimmen indes schlecht. Bei der Begattung gehen die Eier meist in Schnüren ab. Die K. haben ein sehr zähes Leben und können es an einem feuchten Ort bei dürftiger Nahrung jahrelang fristen; sie halten auch bei völligem Abschluß von Nahrung und Luft monatelang aus, aber die Erzählungen von K., welche jahrhundertelang in Gestein eingeschlossen ihr Leben gefristet haben sollen, beruhen auf Täuschung oder Betrug. Die gemeine Kröte (Erdkröte, Feldkröte, Lork, Bufo vulgaris Laur.), 8-12 cm lang, mit halben Schwimmhäuten an den Hinterfüßen, ist düster rotgrau oder rotbraun, auch grünlich bis schwarz, dunkel gefleckt, auf der Unterseite hellgrau, beim Weibchen dunkel gefleckt, mit feuerroter Iris, findet sich in ganz Europa und Mittelasien im Gebüsch, auf Feldern, Wiesen, in Kellern, Höhlen etc., besonders auch unter Pflanzen (Salbei, Schierling); gräbt sich selbst eine Höhlung und überwintert vom Oktober bis März und April in trocknen Löchern. Sie fängt Insekten, Würmer, Schnecken und kleine Lurche durch geschicktes Herausschleudern ihrer klebrigen Zunge und ist sehr gefräßig. Zur Paarungszeit schreit das Männchen Tag und Nacht; die Vereinigung mit dem Weibchen dauert 8-10 Tage, und es werden 8-10 Eierschnüre mit vielen Hundert Eiern abgesetzt. Nach etwa 20 Tagen verlassen die Larven den Schleim, und Ende Juni steigen die jungen K. ans Land, werden aber erst im fünften Jahr fortpflanzungsfähig. Sie erreichen ein sehr hohes Alter. Die Häßlichkeit der K. hat ihnen viele Vorurteile erweckt, und sie werden verfolgt, obwohl sie sehr nützliche Tiere sind. Sie sind durchaus nicht giftig; das Sekret ihrer Drüsen verursacht nur auf Schleimhäuten Brennen, ohne sonst nachteilig zu wirken. Gärtner hegen K. in Gärten, weil sie viele schädliche Schnecken etc. vertilgen. Früher benutzte man die K. auch medizinisch. Die Kreuzkröte (Rohrkröte, B. calamita Laur., s. Tafel "Frösche"), 6-7 cm lang, ohne Schwimmhäute, olivengrün mit warzenlosem, hellgelbem Längsstreifen über die Rückenmitte, unten weißlichgrau, auf den Schenkeln und Bauchseiten dunkler gefleckt, mit rötlichen, in der Mitte weiß gepunkteten Warzen und grünlichgrauen Augen, findet sich in Europa, Asien, Nordafrika, führt dieselbe Lebensweise wie die vorige, ist aber geschickter, lebendiger und klettert an steilen Flächen in die Höhe. Nachts besucht sie besonders mit Rohr und Binsen bewachsene Bäche, daher der Name Rohrkröte. Das Männchen besitzt eine Schallblase und schreit bei einbrechender Dämmerung, besonders zur Paarungszeit. Angegriffen, scheidet sie aus ihren Drüsen eine weiße, schäumende, stinkende Flüssigkeit aus. Sie laicht im Mai oder Juni, die Larven kriechen am sechsten oder achten Tag aus und durchlaufen die Metamorphose in ca. elf Wochen. Im vierten oder fünften Jahr ist die Kreuzkröte fortpflanzungsfähig; sie erreicht ein hohes Alter und ist ebenso nützlich wie die vorige.

Krötenfrösche (Pelobatides), Familie aus der Ordnung der Frösche (s. d., S. 752).

Krötenmelde, s. Datura.

Krötensteine, versteinerte Terebrateln aus dem Muschelkalk, Arten von Productus und Strophomena aus dem Zechstein, Fischzähne von Plakoiden, auch Echinodermen, dann Gabbroblöcke mit gerunzelter, fleckiger Oberfläche. Der Krötenstein des Aberglaubens findet sich im Kopf der Kröte, wird aber nur erhalten, wenn man die Kröte im Ameisenhaufen zerfressen läßt; er heilt Wunden und zeigt Gift durch Schwitzen an.