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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kranz; Kranzahl; Kranzgesims; Kranznaht; Krapf; Krapfen; Krapina; Krapiwna; Krapotkin; Krapp

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Kranz - Krapp.

kleine geschlossene Gesellschaft. In der Technik heißt K. bei Glocken derjenige Teil, an welchen der Klöppel beim Läuten schlägt, an Rädern der äußere Teil (Felgenkranz, Zahnkranz), an Wasserrädern die beiden Reifen, zwischen welchen die Schaufeln eingeschoben sind; in der Baukunst s. v. w. Kranzgesims (s. d.)

Kranz, Dorf und besuchtes Seebad im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Fischhausen, an der Ostsee und dem Anfang der Kurischen Nehrung, in geschützter Lage und an der Linie Königsbergs der Preußischen Staatsbahn, hat bedeutende Lachsfischerei und -Räucherei und (1885) 1300 Einw. Die Zahl der Badegäste belief sich 1886 auf 5306 Personen. Vgl. Thomas, Das königliche Ostseebad K. (2. Aufl., Königsb. 1884).

Kranzahl, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Annaberg, an der Linie Annaberg-Weipert der Sächsischen Staatsbahn, 620 m ü. M., hat Papierstoff-, Spitzen- und Posamentierwarenfabrikation, Dampfsägemühlen, Flachsbau und (1885) 1611 meist evang. Einwohner.

Kranzgesims (griech. Geisón), ein von der griech. Architektur ausgebildetes, ein Gebäude nach oben abschließendes Glied, welches aus einem stark vorspringenden Balken oder einer Platte besteht und in der griechisch-römischen Architektur, namentlich im Tempelbau, den Giebel des Daches trägt, in der Renaissance aber selbständig als Abschluß fungiert. Das K. nahm in dem ionischen, besonders aber im korinthischen Stil eine reichere Profilierung und eine immer mehr sich ausdehnende Verzierung mit vegetabilischen Ornamenten an (s. Figur). Um das Schwebende der ausladenden Hängeplatte zu charakterisieren, trat der Zahnschnitt (Fig. a) oder Gesimsfuß hinzu, welcher aus einer Reihe von viereckigen, durch kurze Zwischenräume getrennten Ausschnitten der Hängeplatte besteht. In der Renaissance war das K. des Palastes Strozzi in Florenz wegen seines mustergültigen Verhältnisses zu den übrigen Teilen der Fassade berühmt.

^[Abb.: Korinthisches Kranzgesims (von Titusbogen in Rom).]

Kranznaht, s. Schädel.

Krapf, Johann Ludwig, Missionär und Afrikareisender, geb. 11. Jan. 1810 zu Derendingen bei Tübingen, ging 1837 im Dienste der Londoner Church Missionary Society als Missionär nach Abessinien, wo er bis 1842 in Ankober thätig war, und dann nach Mombas an der ostafrikanischen Küste, von wo aus er mit seinen Genossen Erhardt und Rebmann mehrere Missionsreisen in das Binnenland unternahm, so namentlich zwei in das Königreich Usambara (1848 und 1852) und zwei in das Königreich Ukambani (1849 und 1851), durch welche zugleich die Existenz eines großen Binnensees und das Vorhandensein der Schneeberge Kilima Ndscharo und Kenia ziemlich unter dem Äquator festgestellt wurden. Nach kurzem Aufenthalt in London kehrte er 1854 nach Abessinien zurück, ward aber vom König Theodor alsbald des Landes verwiesen. Seitdem lebte K. in seiner Heimat bis 1867, in welchem Jahr er die englische Expedition nach Abessinien begleitete. Er starb 26. Nov. 1881 in Kornthal. Seine Reisen beschrieb er in dem Werk "Reisen in Ostafrika von 1837 bis 1853" (Kornthal 1858, 2 Bde.; englisch als "Travels, researches and missionary labours in Eastern Africa", Lond. 1860, 2. Aufl. 1867). Von seinen linguistischen Arbeiten verdienen Erwähnung: "Vocabulary of six East African languages" und "Outline of the elements of the Kisuáhili language" (Tüb. 1850), "Dictionary of the Suahili language" (Lond. 1882) sowie Übersetzungen biblischer Schriftstücke in die Galla-, Kinika-, Suaheli- und Wakuasisprache, wodurch er zur Erkenntnis des Zusammenhanges der ostafrikanischen Küstensprachen mit denen der Kaffern-, Betschuana- und Bantuvölker wesentlich beigetragen hat. Vgl. Claus, Dr. Ludwig K. (Basel 1882).

Krapfen, ein namentlich in Süddeutschland und Österreich verbreitetes Gebäck aus Weizenmehl, Butter, Ei und Milch, auch gefüllt mit Obstmarmelade, Mandeln, Chaudeau etc. (besonders Fastengebäck).

Krapina (K.-Töplitz), berühmter Badeort im kroat. Komitat Warasdin, mit schon den Römern bekannten, bei Gicht und Rheuma besonders heilkräftigen Akratothermen (Aquae Jasae) von 43,1° C. Vgl. Bancalari, Der Kurort K.-Töplitz (Wien 1868); Rak, Das Mineralbad K. (das. 1876). - Der nahe Markt K., Station der im Bau begriffenen Zagorianer Bahn (Csakathurn-Zapresitz), hat (1881) 1335 kroat. Einwohner.

Krapiwna, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Plawa, unfern ihrer Mündung in die Upa, mit 5 Kirchen, einer Stadtbank und (1881) 2575 Einw. Im Kreis bei Kolina sind Eisenbergwerke.

Krapotkin, Peter, Fürst, russ. Nihilist, stammt aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Rußlands, ward im Pagenkorps erzogen und war einige Jahre Offizier. 1865 begann er in Petersburg Geographie und Geologie zu studieren, machte Reisen nach Sibirien und China, ward Sekretär der Geographischen Gesellschaft in Petersburg und Kammerherr der Kaiserin. Nachdem er auf einer Reise in Belgien und der Schweiz die Lehren des internationalen Sozialismus kennen gelernt, wirkte er seit 1872 in Rußland im geheimen unter den Arbeitern für dieselben, ward 1873 verraten und verhaftet, entfloh aber 1876 aus der Citadelle in Petersburg und begab sich nach Genf, wo er an der Spitze der sozialistischen und nihilistischen Agitation stand. 1881 deshalb aus Genf ausgewiesen, begab er sich nach Frankreich, wurde hier 1883 wegen anarchistischer Hetzerei zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, 1886 aber begnadigt und begab sich nach London. Er schrieb: "Paroles d'un révolté" (Par. 1885) und "In Russian and French prisons" (Lond. 1887).

Krapp, die Wurzel mehrerer Arten der Gattung Rubia L. Der europäische K. stammt größtenteils von der in Südeuropa heimischen Färberröte (R. tinctorum L., s. Tafel "Farbepflanzen") ab, welche auch in Nordamerika und Australien kultiviert wird; R. peregrina L. liefert den levantischen K. und den K. der Provence, R. munjista Roxb. den ostindischen, andre Arten werden in Westindien, Südamerika etc.