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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kriehuber; Kriemhild; Kriewen; Krik; Krikelster; Krikente; Krikerhäuer; Krim

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Kriehuber - Krim.

meingefährlichen Verbrechen (Brandstiftung u. dgl.) die Todesstrafe an die Stelle lebenslänglicher Zuchthausstrafe; endlich treten für Militärpersonen die Kriegsgesetze oder Kriegsartikel (s. d.) in Kraft. S. Einführungsgesetz zum Reichsstrafgesetzbuch, § 4; Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872, § 9.

Kriehuber, Joseph, Maler und Lithograph, geb. 14. Dez. 1800 zu Wien, kam, 13 Jahre alt, an die kaiserliche Akademie, begleitete 1818 den Fürsten Sangusko nach Polen, wo er dessen Söhnen Zeichenunterricht erteilte, besuchte nach seiner Rückkehr 1821 die Akademie wieder und widmete sich schließlich dem Porträtzeichnen und -Lithographieren. Die geschmackvolle und treue Art seiner Bildnisse gewann dem Künstler reichen Beifall bis in die höchsten Kreise, so daß er über 7000 Nummern lithographieren konnte, welche nicht nur als Kunstwerke vortrefflich, sondern auch von hohem kulturgeschichtlichen Wert sind. Er verstand es, in seinen Lithographien eine kräftige, malerische Wirkung zu erreichen. Später malte er auch Porträte in Wasserfarben und verschiedene Landschaften (aus Oberösterreich, den Alpen, Oberitalien u. dem Wiener Prater), denen gleichfalls sorgfältiges Studium zu Grunde liegt. Er starb 30. Mai 1876.

Kriemhild ("Kämpferin mit dem Helm"), die hervorragendste Frauengestalt der deutschen Heldensage, am bedeutendsten im Nibelungenlied (s. d.), wo sie, die Schwester des Burgunderkönigs Gunther zu Worms und von diesem dem Siegfried vermählt, als unversöhnliche Rächerin ihres erschlagenen Gemahls gegen Hagen und Gunther auftritt. Sie selbst wird von dem alten Hildebrand, einem Dienstmann des Dietrich von Bern, getötet.

Kriewen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Kosten, an der Orla, hat (1885) 1598 kathol. Einwohner.

Krik (Creeks), zum appalachischen Volksstamm gehöriger Indianerstamm in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wohnte früher in Georgia, Alabama und Tennessee, wurde aber 1836-38 in das Indianerterritorium westlich vom Mississippi versetzt. Ursprünglich wollen die K. aus einem Land jenseit des Ozeans von Westen her eingewandert sein. Dann sind sie durch Mexiko bis an die Küsten des Atlantischen Ozeans gezogen, wo sie die Utschi unterjochten, von denen Reste mit eigner Sprache noch jetzt unter ihnen leben. Sie schieden sich früher in zwei Abteilungen: eine nördliche, die Muskogie, und eine südliche, die Seminolen ("Wegweiser"). Sie waren früher weit zahlreicher; 1840 zählte man noch 25,000, 1883 belief sich ihre Zahl auf nur 14,000 Seelen. Doch sind die K. bereits in der Kultur nicht unbedeutend vorgeschritten; sie sind zum Christentum bekehrt, es leben unter ihnen 15 Missionäre, sie besitzen 45 Kirchen, ihre Kinder besuchen die Schulen, zu deren Erhaltung religiöse Gesellschaften jährlich 4400 Doll. beitragen. Sie tragen sämtlich europäische Kleidung, und der größte Teil bedient sich des Englischen als Umgangssprache. Ihr Gebiet, welches durch den Canadian River von dem der Tschokta getrennt wird, hat einen Umfang von 1,286,198 Hektar; doch sind nur 640,000 Hektar davon kulturfähig, und wirklich angebaut durch die 3000 Familien, welche sich mit Ackerbau beschäftigen, sind erst 36,000 Hektar und zwar mit Weizen, Mais, Gerste u. a. Auch betreiben sie nicht unbedeutende Viehzucht; sie besitzen 110,000 Rinder, 40,000 Schweine, 26,000 Pferde, 15,000 Maultiere und 10,000 Schafe. Doch halten sich auch auf ihrem Land an 500 Weiße ungesetzlicherweise auf. Sie haben eine geschriebene Verfassung und wählen ihre Häuptlinge und Repräsentanten, welch letztere als Großer Rat (Grand Council) ihre gesetzgebende Versammlung bilden. Besonderes Ansehen gewannen die K. durch ihren Häuptling Macgillivray, der einen Bund zwischen den südlichen Indianern stiftete und 1813 das Fort Minas stürmte, von General Jackson aber so vollständig aufs Haupt geschlagen ward, daß sich die meisten Stämme der Union unterwarfen.

Krikelster, s. Würger.

Krikente, s. Enten, S. 671.

Krikerhäuer (auch Häudörfler oder Handerburzen), ca. 35,000 Deutsche in den ungar. Komitaten Neutra, Bars, Thurócz und Hont, namentlich in Krikerhäu (Handlova), Deutsch-Proben (Német-Próna), Gajdel, Stuben und vielen auf "Häu" (Rodung) endigenden Orten. Sie stammen von thüringisch-schlesischen Kolonisten (12.-14. Jahrh.) ab, sprechen einen dem Deutsch-Lombardischen ähnlichen Dialekt und beschäftigen sich mit Holzarbeiten, Korbflechterei und Weberei. Vgl. Schröer, Deutsche Mundarten des ungarischen Berglandes (Wien 1864); Derselbe, Haus und Bewohner aus Gajdel (Preßb. 1873).

Krim (russ. Krym, franz. la Crimée), Halbinsel im südlichen Rußland, zum Gouvernement Taurien gehörig und daher auch Taurische Halbinsel genannt, bildet eine 25,700 qkm (466,7 QM.) große Landmasse, die nur durch die schmale, 5-7 km breite Landenge von Perekop zwischen dem Schwarzen und Asowschen Meer mit dem russischen Festland zusammenhängt (s. Karte). Die Küsten bilden eine Menge von Buchten und mehr oder weniger brauchbaren Häfen. Neben der Landenge von Perekop liegt westlich der Karkinitische Busen oder das Tote Meer, östlich der Siwasch oder das Faule Meer. Die K. zerfällt physisch in zwei Abteilungen: eine monotone Ebene (Krimsche Steppe), die, eine Fortsetzung der großen südpontischen Steppe, sich über drei Viertel der ganzen Halbinsel erstreckt und unzählige Viehherden ernährt, sonst aber fast gar nichts erzeugt, und eine Bergregion, welche den südlichen Teil einnimmt und die großartigsten und schönsten Landschaftsbilder darbietet. Südlich von Simferopol nimmt das Land mit den ansteigenden Höhen allmählich einen reichern Charakter an; herrliche Wiesen wechseln mit Feldern, Gärten und Wäldern ab. Jüngeres Kalkgebirge steigt in Hügeln und Bergzügen auf und bildet die Vorstufe zu dem isolierten System des Taurischen Gebirges (s. d.). Die beträchtlichsten Gewässer sind: der Salghir mit dem Karasu, die Alma, Katscha, der Belbek und die Tschernaja Reetschka, die sämtlich auf der Nordseite des ältern Gebirges entspringen, in ihrem Oberlauf in zahllosen Kaskaden durch enge, üppig bewaldete Schluchten sprudeln, dann durch die geräumigen Thäler des Gebirgsvorlandes an zahllosen Dörfern vorbeifließen und endlich das jüngere Kalkgebirge durchbrechen, um in weit ausgewaschenen Thalniederungen langsam durch die Steppe dem Meer zuzufließen. Das Gebirge hält die erstarrenden Winterwinde aus N. und NO. ab und macht auf diese Weise bei dem vorzüglichen Klima den schmalen Küstensaum mit den malerisch steilen Bergabhängen zwischen Neusudak und Balaklawa zu einer paradiesischen Region, die bei subtropischer Vegetation den mannigfachsten Wechsel von prächtigen Villen, Festen und Ruinen der Vorzeit, Klöstern und tatarischen Moscheen, schönen Gärten, Weinbergen und herrlichen Olivenhainen darbietet und längst ein Lieblings-^[folgende Seite]