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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kulleh; Kullen; Kullmann; Kulluk; Kulm

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Kulleh - Kulm.

Kraft widmete bis 1855, wo er sich von den Genannten trennte, um die unter dem Namen "Neue Akademie der Tonkunst" bis zu seinem Tod geleitete Musikschule zu eröffnen. Das äußere Gedeihen dieser Anstalt, deren Schülerzahl in den letzten Jahren stets tausend überstieg, sowie die lange Reihe der aus ihr hervorgegangenen Künstler legen von der genialen pädagogischen Befähigung Kullaks vollgültiges Zeugnis ab. Zugleich aber dankt ihm die moderne Klaviertechnik, namentlich das Oktavenspiel, einen wesentlichen Teil ihrer Ausbildung und die Litteratur seines Instruments eine schätzbare Bereicherung nach seiten des klassischen wie des leichtern Salonstils. K. starb 1. März 1882 in Berlin. - Sein Bruder Adolf K., geb. 23. Febr. 1823 zu Meseritz, gest. 15. Dez. 1862 in Berlin, wirkte hauptsächlich als Musikschriftsteller und hat sich besonders durch seine "Ästhetik des Klavierspiels" (Berl. 1861, 2. Aufl. 1876) bekannt gemacht. - Sein Sohn Franz K., geb. 12. April 1844 zu Berlin, erhielt seine Ausbildung durch seinen Vater und hat sich sowohl als Lehrer wie namentlich als Herausgeber älterer klassischer Klavierwerke (z. B. der Beethovenschen Konzerte, der kleinen Klavierwerke von Seb. Bach) einen geachteten Namen erworben.

Kulleh (Kulla), Flüssigkeitsmaß in Algerien, = 16,66 Lit.

Kullen (Kullaberg), Berggruppe im schwed. Län Malmöhus, welche den sogen. Schonenschen Bergrücken fortsetzend den äußersten Teil der westlichsten, zwischen dem Öresund und der Skelder- oder Kullabucht vorspringenden Landspitze bildet. Der Rücken des K. ist uneben durch mehrere abgetrennte kleinere Höhen, deren höchster Gipfel 188 m über das Kattegat sich erhebt, aus rötlichem, gneisartigem Granit besteht und den Seefahrern weit sichtbar ist. Auf dem äußersten Felsen, der sich nordwestlich in das Meer erstreckt, ist ein Leuchtturm erbaut.

Kullmann, Eduard Franz Ludwig, bekannt durch sein Attentat auf den Fürsten Bismarck, geb. 14. Juli 1853 zu Neustadt-Magdeburg, ward Böttchergeselle, trat in Salzwedel in einen katholischen Gesellenverein, beschloß, roh und gewaltthätig, auch durch Flugblätter und Vorträge aufgereizt, Bismarck als Urheber des Kulturkampfes zu ermorden, und schoß 13. Juli 1874 in Kissingen mit einer Pistole nach ihm, verwundete ihn aber nur leicht. K. wurde zu 14 Jahren Zuchthaus und wegen Unbotmäßigkeit vor Ablauf dieser Strafe von neuem verurteilt.

Kulluk (türk.), Hauptwache, auch kleines Grenzfort.

Kulm, s. Steinkohlenformation.

Kulm (Kolm, v. ital. colmo), Berggipfel.

Kulm, Bistum in der preuß. Provinz Westpreußen, dessen Sprengel sich über das Gebiet zwischen Weichsel, Ossa und Drewenz erstreckte und zunächst dem Erzbistum Riga, seit 1466 dem von Gnesen unterstellt war. Der Bischofsitz war ursprünglich Kulmsee, später Löbau, jetzt Pelplin (im Kreise Stargard). Das Bistum wurde 1245 vom Papst Innocenz IV. gestiftet und besteht noch. Vgl. "Urkundenbuch des Bistums K.", bearbeitet von Wölky (Kulm 1884 ff.).

Kulm, 1) Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Aussig, an der Dux-Bodenbacher Bahn, 5 km nordöstlich von Teplitz, mit Schloß und Park, Bierbrauerei, Dampfmühle, ausgedehntem Braunkohlenbergbau und (1880) 1005 Einw., berühmt durch die hier 29. und 30. Aug. 1813 gelieferte Schlacht zwischen den Franzosen unter Vandamme und den verbündeten Preußen und Russen. Während auf die Nachricht von dem Vormarsch der böhmischen Armee auf Dresden Napoleon dorthin eilte, entsendete er Vandamme mit 40,000 Mann nach links, um bei Königstein die Elbe zu überschreiten und durch rasches Vordringen auf Teplitz dem Feinde den Rückzug abzuschneiden. Nach heftigem Gefecht gegen die Russen unter dem Prinzen Eugen von Württemberg (Ostermann war nur nomineller Oberbefehlshaber) erzwang Vandamme am 26. Aug. den Elbübergang, besetzte am 27. Pirna und drängte die Russen von der großen Straße über Berggießhübel und Peterswalde nach Teplitz ab, worauf Barclay dieselbe ganz preisgab und den Rückmarsch nach Böhmen über Dippoldiswalde befahl. Indes in Erkenntnis der großen Gefahr, welche der böhmischen Armee dadurch drohte, kehrte Prinz Eugen, durch die russischen Garden unter Yermolow auf 15,000 Mann verstärkt, am 28. auf die große Straße zurück und erreichte am Abend glücklich vor Vandamme Peterswalde. Hier wurden die Russen am 29. früh angegriffen und in den Teplitzer Thalkessel auf K. zurückgeworfen. Indes bei Priesten sammelten sie sich wieder, und durch einige österreichische Truppenteile verstärkt, behaupteten sie mit zähster Ausdauer und einem Verlust von 6000 Mann (dem Grafen Ostermann wurde ein Arm weggerissen) ihre Stellung gegen die heftigen Angriffe Vandammes. Dieser, im Glauben, daß, wie früher befohlen war, Mortier und Saint-Cyr mit ihren Korps ihm folgten, erneuerte mit großer Energie am 30. den Angriff auf die Verbündeten, die sich inzwischen durch russische und österreichische Truppen auf 45,000 Mann vermehrt hatten, und welche nun Barclay befehligte. Aber statt Mortiers und Saint-Cyrs erschien im Rücken der Franzosen das preußische Korps Kleists, dem der direkte Weg nach Teplitz versperrt, und das nun über den Kamm des Gebirges nach Nollendorf marschiert war. Gegen 10 Uhr vormittags griff es in den Kampf ein, als Vandammes Angriff auf Barclay abgeschlagen und seine linke Flanke bedroht wurde. Die Russen und Österreicher gingen nun vor, eroberten K. und brachten die Franzosen in gänzliche Verwirrung, während alle Versuche derselben, nach Peterswalde durchzubrechen, zuletzt auch ein verzweifelter Angriff der Reiterei von den Preußen zurückgeschlagen wurden. Um 3 Uhr war der Widerstand der Franzosen überwunden. Alles, was nicht niedergehauen wurde, geriet in Gefangenschaft; nur wenige entkamen in die Gebirge. Vandamme selbst nebst den Generalen Haxo und Guyot mußte sich mit 10,000 Mann den Siegern ergeben. 5000 Franzosen waren gefallen und 81 Kanonen, 2 Adler, 3 Fahnen und alle Bagage genommen. Dieser Sieg machte die Niederlage von Dresden wieder gut. Drei Denkmäler bei Arbesau, ein preußisches (1817), ein 1835 von den Österreichern und ein 1837 von den Russen errichtetes, erinnern an den Sieg von K. Vgl. Aster, Die Kriegsereignisse im August 1813 und die Schlacht bei K. (Dresd. 1845); Helldorf, Zur Geschichte der Schlacht bei K. (Berl. 1856); v. Helfert, Die Schlacht bei K. (Wien 1863); Uhlig v. Uhlenau, Das Kriegsjahr 1813 mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei K. (Dresd. 1863).

2) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, 2 km von der Weichsel, auf dem hohen Rande der Niederung und an der Linie Kornatowo-K. der Preußischen Staatsbahn, hat 2 katholische und eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein altertümliches Rathaus, ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, ein von Friedrich II. 1776 gegründetes Kadetteninstitut, ein Kloster der Barmherzigen Schwestern, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, Eisengießerei und