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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kumani; Kumanĭen; Kumarīn; Kumas; Kumassi; Kumaun; Kumbrisches Gebirge; Kumir; Kummel; Kümmel

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Kumani - Kümmel.

Da schritt Papst Nikolaus IV. ein, ließ 1287 das Kreuz gegen die K. predigen und zwang den König, sich von ihnen loszusagen und sie bekämpfen zu helfen. Die K. wehrten sich lange und rächten sich durch verheerende Raubzüge; Wladislaw wurde 1290 von ihnen ermordet. Erst in der Mitte des 14. Jahrh. wurden sie mit Gewalt zum Christentum und zur Annahme ungarischer Sitten gebracht. Ihre Nachkommen bewohnen das sogen. Groß- und Kleinkumanien, waren bis 1638 mit großen Vorrechten ausgestattet, sind aber jetzt ganz magyarisiert. Vgl. Blau, Über die Nationalität und Sprache der K. ("Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" 1876, Bd. 23).

Kumani, eine im Kaspischen Meer erschienene Insel, benannt nach ihrem Entdecker, welcher sie zuerst 7. Mai 1861 als fast 6 m hohes und gegen 1 km langes Stück Land bemerkte; später sank sie rasch und war schon im November d. J. wieder unter dem Wasserspiegel verschwunden. Vgl. Abich, Über eine im Kaspischen Meer erschienene Insel (in den "Memoires de l'Académie de St-Pétersbourg" 1863).

Kumanĭen, das von den Kumanen (s. d.) in Ungarn bewohnte Gebiet, bestand aus zwei selbständigen Distrikten und zwar aus Kleinkumanien, einigen getrennten Landstrichen zwischen Donau und Theiß, 2423 qkm (44 QM.) groß, mit dem Hauptort Kis-Kun-Félegyháza, und Großkumanien, zwischen Theiß und Berettyó, 1196 qkm (21,8 QM.) groß, mit dem Hauptort Karczag. Im J. 1876 wurde Kleinkumanien dem Komitat Pest-Pilis-Solt-Kis Kun, Großkumanien hingegen dem Komitat Jász-Nagy Kun-Szolnok einverleibt.

Kumarīn (Kumarsäureanhydrid, Tonkakampfer) C9H6O2 ^[C_{9}H_{6}O_{2}] findet sich in den Tonkabohnen (Dipteryx odorata Willd., 1,4 Proz.), im Waldmeister (Asperula odorata L.), im Steinklee (Melilotus officinalis L.), in mehreren Gräsern (Anthoxanthum odoratum L.), in den Fahamblättern (Angraecum fragrans Thouars), auch in der Gartenraute (Ruta graveolens L.), in Datteln etc. und entsteht, wenn man Salicylaldehydnatrium mit Essigsäureanhydrid behandelt. Zur Darstellung zieht man Tonkabohnen wiederholt mit warmem Alkohol aus, destilliert den Alkohol ab, mischt den Rückstand mit Wasser, filtriert siedend heiß durch ein nasses Filter und läßt kristallisieren. K. bildet farblose, seidenglänzende Kristalle, riecht sehr gewürzhaft (wie Tonkabohnen), beim Reiben zwischen den Fingern bittermandelartig, schmeckt bitter, warm und stechend, löst sich leicht in heißem Wasser, Alkohol und Äther, schmilzt bei 67°, siedet bei 291°, verflüchtigt sich aber schon bei viel niedrigerer Temperatur, reagiert neutral und gibt mit Kalilauge Kumarsäure C9H8O3 ^[C_{9}H_{8}O_{3}], welche sich auch im Steinklee und in den Fahamblättern findet, mit Natriumamalgam Melilotsäure C9H10O3 ^[C_{9}H_{10}O_{3}], welche ebenfalls im Steinklee vorkommt, mit schmelzendem Kalihydrat Essigsäure und Salicylsäure. Man kann das K., wie Waldmeister, zur Bereitung von Maitrank benutzen. In größern Dosen soll es narkotisch wirken.

Kumas, Konstantin Michail, neugriech. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 1777 zu Larissa in Thessalien, vollendete seine Studien in Wien, ward 1809 Rektor des Gymnasiums in Smyrna, 1814 Scholarch an der hohen Schule zu Kurutschesme, wo er Mathematik und Philosophie vortrug und die altgriechischen Schriftsteller erklärte, kehrte aber schon 1815 an das Gymnasium in Smyrna zurück. Der Ausbruch des griechischen Aufstandes 1821 führte ihn nach Triest, wo er 1834 die Leitung der griechischen Schule übernahm und im Mai 1836 starb. K. war ein Polyhistor, gleich vertraut mit Geschichte und Philologie wie mit Philosophie, Mathematik und den Naturwissenschaften, deren Kenntnis er teils durch eigne Schriften, noch mehr durch Bearbeitungen und Übersetzungen förderte. Als sein Hauptwerk gilt seine "Weltgeschichte" (1826-32, 12 Bde.).

Kumassi (Coomassi), Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Aschanti in Westafrika, 200 km nördlich von Cape Coast Castle, auf einem von Sumpf und Bach umgebenen Granitfelsen, zählt etwa 100,000 Einw. Die Stadt hat einen Umfang von 6 km; in ca. 1 km Entfernung liegen die heilige Vorstadt Bantama und der königliche Palast von Assafu, der von holländischen Baumeistern zweistöckig erbaut und nach europäischer Weise möbliert ist, zu dem aber die Schädel und Gerippe, welche der König bei feierlichen Gelegenheiten stets ausstellt, einen widerlichen Kontrast bilden. Die Straßen der Stadt sind breit, gut ausgelegt und mit Bäumen bepflanzt; im Mittelpunkt befindet sich der Marktplatz, auf welchem wöchentlich wichtige Märkte abgehalten werden, der aber auch zu Paraden, Hinrichtungen und als Börse dient. K. wurde 1874 von Wolseley zerstört, aber schnell wieder aufgebaut. Vgl. Reade, Coomassi (Lond. 1876).

Kumaun, ind. Landschaft, s. Kamaon.

Kumbrisches Gebirge, s. Cumbrian Mountains.

Kumir, Völkerschaft, s. Krumir.

Kummel, s. Schellfisch.

Kümmel (Karve, Carum carvi L.), Pflanze aus der Familie der Umbelliferen, zweijährig, mit spindelförmiger, etwas ästiger Wurzel, 0,3-1 m hohem, vom Grund an ästigem, kantig-gerieftem, kahlem Stengel, doppelt gefiederten Blättern, fiederteiligen Blättchen und schmal linealischen Läppchen, ohne Hüllen und Hüllchen, weißen Blüten und von der Seite her beträchtlich zusammengedrückten, 5 mm langen Früchten. Der K. findet sich im mittlern und nördlichen Europa bis zur Birkengrenze, in Südsibirien und im Elburzgebirge, wächst auf guten trocknen Wiesen und wird in Holland, bei Halle, Erfurt, Hamburg, Nürnberg, auch in Polen und Rußland kultiviert, weil der Wiesenkümmel, welcher beim Abmähen der Wiesen gesammelt wird, bei weitem für den Bedarf nicht ausreicht. Sein Anbau gehört zu den einträglichsten Kulturen. Er fordert mürben, etwas bindigen, kalkhaltigen, warmen, trocknen Boden und kann auf solchem nach jeder Frucht gebaut werden. Man säet ihn während der Baumblüte in 30 cm voneinander entfernten Reihen (10-14 kg auf einen Hektar) und behandelt ihn im übrigen wie Anis, sorgt aber dafür, daß die einzelnen Pflanzen in den Reihen 15 cm voneinander entfernt stehen. Man säet den K. aber auch auf Gartenbeeten und verpflanzt ihn im Juli bei trübem Wetter auf den Acker. Im Herbst schneidet man das Kraut bis zum Herzblatt ab und verbraucht es zur Fütterung. Im folgenden Jahr blüht der K. im Mai und muß geschnitten werden, sobald die oberste Dolde zu reifen Beginnt und die übrigen grüne, entwickelte Früchte haben. Man bindet ihn in kleine Bündel und trocknet diese auf dem Acker oder dem Hof. Der Ertrag ist im Durchschnitt 20-40 Ztr. von 1 Hektar. Man baut den K. auch zur Benutzung der Wurzeln, säet ihn dann stets auf den Acker, stellt die Pflanzen beim Jäten 20-25 cm voneinander und erntet die Wurzeln im Oktober, die dann ein der Pastinake ähnliches, aber nicht für jedermann angenehmes Gemüse geben. Der K. leidet durch Mäuse, Kaninchen, Engerlinge