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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kunstwolle; Kún-Szent-Márton; Kún-Szent-Miklós; Kunth; Kunto; Kuntz; Kuntze

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Kunstwolle - Kuntze.

den Boden für eine wissenschaftliche Behandlung der niederländischen Kunstgeschichte bereiteten, deren Resultate in mehreren Fachzeitschriften niedergelegt wurden. In Frankreich reicht die Geschichte der K. in das 17. Jahrh. zurück, wo unter andern Félibien und Roger de Piles thätig waren. Aus dem 18. Jahrh. ist besonders Mariette zu nennen; doch nahm die litterarische Beschäftigung mit der Kunstgeschichte bald eine belletristische Färbung an und hat dieselbe bis auf die Gegenwart behalten. Eine große Anzahl gewandter Schriftsteller ist bestrebt, die Ergebnisse kunstwissenschaftlicher Forschungen dem Publikum in populären, meist reich illustrierten Büchern mundgerecht zu machen. Clément, P. Mantz, Chesneau, Guiffrey, Havard, Gonse, Clarétie, Ch. Blanc sind besonders zu nennen. Am wertvollsten durch wissenschaftliche Methode sind die Arbeiten von E. Müntz. Die Zentralorgane der französischen Kunstschriftsteller sind die "Gazette des beaux-arts" und die Zeitschrift "L'Art". Von englischen Kunstgelehrten sind Ch. Perkins und J. A. ^[Joseph Archer] Crowe zu nennen.

Nähere Angaben zur Kunstlitteratur findet man bei den Artikeln über die einzelnen Zweige der Kunst (Baukunst, Bildhauerkunst, Malerei, Kupferstecher- und Holzschneidekunst, Kunstgewerbe etc.). Hier erwähnen wir nur noch außer H. Riegels "Grundriß der bildenden Künste" (3. Ausg., Leipz. 1875) und der "Einführung in das Studium der neuern Kunstgeschichte" von A. Schultz (Prag u. Leipz. 1886 ff.) die allgemein orientierenden Werke über Kunst in lexikalischer Form, außer den bereits genannten Künstlerlexika von Nagler und Meyer: A. Seubert, Allgemeines Künstlerlexikon (Stuttg. 1878-79, 3 Bde.); Müller und Mothes, Illustriertes archäologisches Wörterbuch (Leipz. 1878); Müller, Biographisches Künstlerlexikon der Gegenwart (das. 1882); Derselbe, Lexikon der bildenden Künste (das. 1883); Bucher, Reallexikon der Kunstgewerbe (Wien 1883); das "Dictionnaire de l'académie des beaux-arts" (Par., seit 1858); Siret, Dictionnaire historique et raisonné des peintres (3. Aufl., Brüssel 1883, 2 Bde.); Bellier de la Chavignerie u. Auvray, Dictionnaire général des artistes de l'école française (Par. 1882-85, 2 Bde.; Supplement 1887); Redgrave, Dictionary of artists of the English school (2. Aufl., Lond. 1878); Bosc, Dictionnaire de l'art, de la curiosité et du bibelot (Par. 1883); Mollett, An illustrated dictionary of words used in art and archaeology (Lond. 1883); Adeline, Lexique des termes d'art (Par. 1884).

Kunstwolle, s. Shoddy.

Kún-Szent-Márton (spr. -ssent-), Stadt im ungar. Komitat Jász-N.-Kun-Szolnok, am linken Ufer der Körös, Endstation der Zweiglinie Szolnok-K. der Ungarischen Staatsbahn, mit schöner kath. Kirche, (1881) 11,155 ungar. und römisch-kath. Einwohnern, Viehzucht, ergiebigem Feldbau und Bezirksgericht.

Kún-Szent-Miklós (spr. -ssent-miklōsch), Markt im ungar. Komitat Pest, an der Budapest-Semliner Bahnlinie, mit (1881) 7447 ungar. Einwohnern (reformierte und römisch-katholische), Ackerbau, reformiertem Gymnasium und Bezirksgericht.

Kunth, Karl Sigismund, Botaniker, geb. 18. Juni 1788 zu Leipzig, kam als Registraturassistent bei der Seehandlung nach Berlin, wandte sich aber unter dem Einfluß Humboldts bald ausschließlich dem Studium der Botanik zu, setzte nach Willdenows Tode die von demselben begonnene Ordnung und Beschreibung der von Humboldt und Bonpland auf ihrer amerikanischen Reise gesammelten Pflanzenschätze fort und siedelte zu diesem Zweck 1813 nach Paris über. Hier erschienen seine "Synopsis" der von Humboldt und Bonpland gesammelten Pflanzen (Par. 1822-25, 4 Bde.), seine "Mimoses et autres plantes légumineuses du Nouveau Continent, recueillies par Humboldt et Bonpland" (das. 1819-24, mit 60 kolorierten Tafeln), "Distribution méthodique de la famille des graminées" (das. 1835, 2 Bde. mit 220 Tafeln) sowie die von ihm und Humboldt herausgegebenen "Nova genera et species plantarum" der Humboldtschen Reise (das. 1815-28, 7 Bde. mit 700 Kupfertafeln). Daneben legte er ein Herbarium an, welches gegen 30,000 Arten enthält. Nachdem er England und die Schweiz bereist, kehrte er 1819 nach Berlin zurück und wurde daselbst zum Professor an der Universität und zum Vizedirektor des botanischen Gartens ernannt. Er starb hier 22. März 1850. K. schrieb noch: "Enumeratio plantarum omnium hucusque cognitarum secundum familias naturales disposita" (Stuttg. 1833-50, 5 Bde.), welche den größten Teil der Monokotyledonen behandelt.

Kunto, Name dreier großer Seen im russ. Gouvernement Archangel, welche untereinander durch kurze, über 1 km breite Wasserstraßen verbunden sind und durch den Kem in das Weiße Meer abfließen. Der obere K. ist 291 qkm (5,28 QM.), der mittlere K. 493 qkm (8,95 QM.) und der untere K. 237 qkm (4,31 QM.) groß.

Kuntz, 1) Karl, Maler, geb. 28. Juli 1770 zu Mannheim, ward Schüler von Jakob Rönger und Quaglio, bildete sich hierauf in Oberitalien in der Landschafts- und Tiermalerei weiter aus und besuchte nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch längere Zeit die Galerien in Dresden, München und Berlin, in denen er sich vornehmlich dem Studium Potters widmete, nach welchem er treffliche Kopien anfertigte. 1805 ward er Hofmaler und 1829 Galeriedirektor zu Karlsruhe, wo er 8. Sept. 1830 starb. Er verband mit richtiger Zeichnung eine glückliche Auffassungsgabe und eine feine koloristische Durchführung. Von seinen Aquatintablättern sind zu nennen: die pissende Kuh, nach Potter; Hirtenfamilie mit ruhendem Vieh, nach J. G. Roos; die Verstoßung Hagars, nach Claude Lorrain; die Ansichten von Mannheim, Baden-Baden, Heidelberg und dem Heidelberger Schloß; der Rheinfall bei Schaffhausen.

2) Rudolf, Maler, Kupferstecher und Lithograph, Sohn des vorigen, geb. 10. Sept. 1798 zu Mannheim, war Schüler seines Vaters und wurde 1830 badischer Hofmaler. Er starb 8. Mai 1848 in Karlsruhe. K. malte vorzugsweise Landschaften mit Pferden. Er gab heraus: "Abbildungen der württembergischen Gestütspferde" (Stuttg. 1823-26), "Abbildungen sämtlicher Pferderassen" (4 Hefte, Karlsr. 1827 bis 1832) und malte für den Speisesaal des Schlößchens Stutensee bei Karlsruhe zwölf Bilder von englischen Gestütspferden.

3) Ludwig, Maler und Lithograph, Bruder des vorigen, geb. 22. Juli 1810 zu Karlsruhe, bildete sich unter seinem Vater, dann unter E. Fries in Karlsruhe und seit 1835 zu München. Er gab 24 Blätter Tierstudien (Karlsr. 1832) und die italienischen Skizzen seines Lehrers Fries (das. 1834) heraus.

Kuntze, Johannes Emil, sächs. Jurist, geb. 25. Nov. 1824 zu Grimma, besuchte 1843-47 die Universität Leipzig, war 1847-50 in der juristischen Praxis thätig, habilitierte sich 1851 zu Leipzig als Privatdozent, wurde 1856 außerordentlicher, 1869