Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

819

Kupferschmiedearbeit – Kupferstechkunst

Kupferschmiedearbeit, die mit der Herstellung kupferner Gefäße verbundene Arbeit. Die erforderlichen Werkzeuge sind Hämmer und Ambosse. Letztere sind teils gewöhnliche Schmiedeambosse, teils Liegeambosse, ferner der Stockamboß, auf dem die runden Böden der Kessel und anderer Gefäße ausgehämmert werden, und das Sperrhorn. (S. Amboß.) Die Hämmer sind aus Holz oder verstähltem Eisen und von verschiedener Form. Massive Gegenstände können aus glühendem Kupfer auf dieselbe Weise wie aus Eisen geschmiedet werden. Da jedoch das Kupfer sich nicht schweißen läßt, muß die Vereinigung mehrerer Stücke durch Löten, Nieten oder Falzen hergestellt werden. Für die meisten, besonders größere Hohlgefäße, wird dem Kupferschmied die Vorarbeit von den Kupferhämmern geliefert, d. h. er erhält das Kupfer zu roh geformten, kesselartigen, flachen Gefäßen (sog. Schalen) oder mindestens zu kreisförmigen, in der Mitte etwas dickern Platten (Scheiben oder Böden) ausgeschmiedet, die er durch Schlagen mit Hämmern (Treiben) zu der verlangten Gestalt weiter ausbildet. Das Treiben geschieht größtenteils auf kaltem Wege; wenn dasselbe (z. B. bei beträchtlicher Tiefe oder komplizierter Form der Gefäße) so lange fortgesetzt werden muß, daß das Metall spröde werden und Risse erhalten könnte, ist ein öfteres Ausglühen notwendig. Manche Gegenstände, z. B. Kessel für Zuckerfabriken, Braupfannen u. s. w., die sich ihrer Form und Größe wegen nicht aus dem Ganzen schlagen lassen, werden aus Blech gebogen oder aus mehrern Teilen durch Falzen, Löten oder kupferne Nieten verbunden.

Viele kupferne Gefäße werden, um beim Gebrauch die Oxydation des Kupfers zu vermeiden, inwendig verzinnt; manche bleiben äußerlich ganz roh, d. h. mit dem aus Kupferoxydul bestehenden braunroten Überzug versehen, der durch das Glühen entstanden ist und den man öfters durch Einreiben mit gepulvertem Rötel zu verschönern sucht, während andernfalls diese Glühspandecke durch Ablöschen der glühenden Gegenstände in Wasser abgesprengt wird. Solche Stücke, die Glanz haben müssen, werden mit verdünnter Schwefelsäure abgebeizt, mit polierten Hämmern auf gleichfalls polierten Ambossen blank gehämmert, zuweilen auch noch mit Bimsstein und Wasser, dann mit Holzkohle und Wasser geschliffen, endlich mit dem Polierstahl oder Tripel poliert. Andere Kupferwaren werden bronziert oder braun gemacht und erhalten den gewünschten Glanz durch Blankhämmern und Abreiben mit auf Leder aufgetragenem Kolkothar und Graphit.-Vgl. «Kupferschmied-Kalender», hg. von Pataky.

Kupferschmiedeschulen, Anstalten, die junge Leute in der Kupferschmiederei theoretisch ausbilden. Bis jetzt besteht nur eine solche Schule in Hannover seit Michaelis 1893 als Abteilung der städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule mit zweijährigem Lehrgang; sie ist auf Betreiben des Vereins der Kupferschmiedereien Deutschlands entstanden und wird von demselben sowie aus Staats- und Gemeindemitteln unterstützt. Aufnahmebedingungen sind: ein Alter von mindestens 17 Jahren, eine wenigstens dreijährige praktische Thätigkeit in der Kupferschmiederei. Das Schulgeld beträgt pro Halbjahr 30 M. Der Unterricht erstreckt sich auf Arithmetik, Geometrie, Physik, Chemie, Mechanik, mechan. und chem. Technologie, Maschinen- und Apparatenzeichnen, Maschinen- und Apparatenbau, Maschinen- und Apparatenlehre, Buchführung und Deutsch.

Kupferschwärze, ein amorphes erdiges Erz von bräunlichschwarzer und bläulichschwarzer matter Farbe, sehr weich bis zerreiblich, das traubige, nierenförmige Massen und Überzüge bildet, die sich in Salzsäure leicht lösen. K. ist wahrscheinlich bloß ein Gemenge der wasserhaltigen Oxyde von Mangan, Kupfer und Eisen und ist bekannt aus der Gegend von Freiberg und Siegen, von Lauterberg am Harz, von Oravicza im Banat.

Kupfersilberglanz, Silberkupferglanz oder Stromeyerit, ein rhombisches Erz, völlig isomorph mit Kupferglanz, gewöhnlich indessen nur in derben Massen als Platten ausgebildet; die Analysen ergeben 53,1 Proz. Silber, 31,2 Kupfer, 15,7 Schwefel, welche Zusammensetzung auf die Formel Ag₂S+Cu₂S führt. Es ist stark glänzend, schwärzlichbleigrau und sehr milde. Es findet sich bei Rudelstadt in Schlesien, in Chile, Peru und Argentinien.

Kupfersmaragd, Mineral, s. Dioptas.

Kupferspecht (Colaptes mexicanus Audub.), der westliche, Nordamerika entlang der am Stillen Ocean gelegenen Länder vom Felsengebirge bis zum südl. Mexiko bewohnende Vertreter der Goldspechte (s. d.), dem gemeinen Goldspecht nahe verwandt.

Kupferspeise, s. Kupfer (S. 812 b).

Kupferstahldraht (engl. compound telegraph wire), ein mit einem Überzuge von Kupfer bekleideter Stahldraht, dessen Kern große Dauerhaftigkeit und dessen Umhüllung große elektrische Leitungsfähigkeit bewirkt. Derselbe wird vielfach für Telegraphenleitungen verwandt.

Kupferstecher, s. Kupferstechkunst. – K. (Bostrichus chalcographus L.) heißt auch ein höchst schädlicher, die Gipfel und Astspitzen der Fichten anfallender Borkenkäfer (s. d.).

Kupferstechkunst, Chalkographie, die Kunst, Zeichnungen in eine geglättete und polierte Kupferplatte so einzugravieren, daß sie, mit Druckerschwärze eingerieben, durch die Presse vervielfältigt werden können. Je nach dem Verfahren, mit denen die vertiefte Zeichnung in das Metall hergestellt wird, unterscheidet man verschiedene Arten der K., die jedoch im Princip des Druckverfahrens sowohl unter sich als auch mit dem Stahlstich (s. d.) darin übereinstimmen, daß, im Gegensatz zum Letternsatz und zum Holzschnitt, beim Druck nicht die erhabenen Stellen auf das Papier abgedruckt, sondern dieses in die mit Farbe ausgefüllten vertieften Stellen eingedrückt wird. Geschieht das Eingravieren der Zeichnung mit dem Grabstichel, einem Stahlstift mit dreieckig schräg abgeschliffener Spitze, so heißt dies Verfahren Grabstichelmanier oder Linienmanier; der Abdruck ist der reine Kupferstich oder Linienstich (frz. gravure au burin). Zur Nachhilfe und auch als selbständige Manier (Kalte Nadelarbeit) wird die rund und scharf zugespitzte Nadel angewendet. Die durch die Arbeit mit dem Grabstichel und der Nadel entstehenden Ränder (Barbe, Grate) müssen mit dem Schaber, einem dreikantigen Instrumente, weggenommen werden. Während der Linienstich die Wiedergabe der farbigen Wirkung seiner Vorlage, insbesondere des Gemäldes, anstrebt, beschränkt sich der Kartonstich auf Angabe der Umrisse mit leichter Schattierung. Bei der Punktiermanier wird die Schattierung vorwiegend mit Grabstichelpunkten erzielt, bei dem Punzenstich mit der Punze gezeichnet. – Die Geschabte Manier oder Schwarzkunst (Mezzotinto) besteht darin, daß die Kupferplatte rauh gemacht und dann die Lichter

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]