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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kuschadassi - Kußmaul.

Sprache trat die einheimische, welche in besondern Hieroglyphen und in einer alphabetischen (wie jene bisher noch unentzifferten) Schrift geschrieben wurde. Der Priesterherrschaft machte Ergamenes in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr. ein gewaltsames Ende, seine Nachfolger aber hatten mit Rom um das nördliche Nubien zu kämpfen. Mehr und mehr verfallend, mußte das alte Reich endlich 600 n. Chr. einem christlichen Staat Platz machen.

Kuschadassi (Scala nuova), Hafenstadt im Wilajet Aïdin in Kleinasien, am Ägeischen Meer, Samos gegenüber, hat einen gegen Südstürme vollkommen geschützten guten Ankerplatz und gegen 10,000 Einw. K. vermittelt hauptsächlich den Verkehr zwischen Samos und dem Festland.

Kuschbegi (türk.), Name der Wesire in Zentralasien, wörtlich s. v. w. Jagdaufseher, von welcher Hofcharge dieser Titel auch entsprungen ist.

Kuschen (franz. coucher), auf Befehl sich legen und still verhalten (zunächst von Hunden, dann auch übertragen gebraucht).

Kuschiten, die Bewohner des Landes Kusch (s. d.); im weitern Sinne nach Lepsius' in seiner "Nubischen Grammatik" (Berl. 1880) aufgestellter, aber gegenwärtig verworfener Ansicht die ostafrikanischen, nichtsemitischen Völker, also die Galla, Somal, Bischarin u. a., sowie die Bewohner der arabischen Weihrauchländer, die Ureinwohner Babyloniens und Phönikiens. In der Genesis (Kap. 10) wird Nimrod ein Sohn Kusch', eines Sohns Hams, genannt.

Kusel, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, an der Linie Landstuhl-K. der Pfälzischen Nordbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Latein- und eine Präparandenschule, ein Amtsgericht, Fabriken für Draht, Drahtstifte, Ketten, Nägel und Strumpfwaren, mechanische Werkstätten, Bierbrauerei, Gerberei, Steinbrüche und (1885) 3004 meist evang. Einwohner. K. wurde 1677 und 1794 von den Franzosen niedergebrannt, das letztere Mal wegen Verdachts der Verfertigung falscher Assignaten.

Kuseler Schichten, s. Dyasformation.

Kusir, Nähseide, s. Seide.

Kuskokwim, Fluß im nordamerikan. Territorium Alaska, der nach einem Laufe von 700 km in die gleichnamige Bai des Beringsmeers mündet.

Kuskus, s. Andropogon.

Kuskuteen (Flachsseidenpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Tubifloren, den Konvolvulaceen am nächsten verwandt und als parasitische Seitenlinie derselben zu betrachten, nichtgrüne, auf andern Pflanzen schmarotzende Kräuter mit windenden, fadenartigen, gelblich oder rötlich gefärbten Stengeln, an denen die Blätter durch kleine, farblose, entfernt stehende Schüppchen vertreten sind, in deren Winkeln sich die dichasischen Blütenknäuel entwickeln. Die Blüten sind vier- oder fünfzählig, haben kleine Kelchzähne, eine in der Knospe kochleare, krugförmig gestaltete Blumenkrone, die am Grund innerhalb der Staubgefäße häufig mit gefransten Schuppen versehen ist, vier oder fünf in der Blumenkrone befestigte Staubgefäße und ein zweifächeriges Ovar mit zwei oder einem Griffel und mit zwei Samenknospen in jedem Fach. Die Kapsel springt mit einem Querriß deckelartig ab und enthält zwei Samen in jedem Fach; diese besitzen ein fleischiges Endosperm, um welches der Embryo spiralig gelagert ist, der hier einen einfach fadenförmigen Körper ohne Samenlappen, in einigen Fällen mit zwei verschieden hoch stehenden, rudimentären Blättchen, darstellt. Vgl. Engelmann, Systematical arrangement of the species of the genus Cuscuta (St. Louis 1859). Die K. entwickeln nur bei ihrer Keimung, welche auf der Bodenoberfläche erfolgt, ein wenig tief in den Boden dringendes Würzelchen; das fadenförmige Stengelchen sucht frühzeitig an eine Nährpflanze zu gelangen, um welche es sich windet, und mit welcher es verwächst. Jeder Stengel der K. erzeugt nämlich an allen Stellen, wo er den umwundenen fremden Pflanzenteil berührt, kurze, warzenförmige Gebilde, sogen. Saugwurzeln (Haustorien), deren innerer axialer Teil in das Gewebe der Nährpflanze eindringt und in demselben nach Art der Pilzmycelien wuchert, um die dort vorhandenen fremden Nährstoffe aufzusaugen und in den eignen Stengel überzuleiten. Wenn die Keimpflanze ihre ersten Saugwurzeln in den Wirt getrieben hat, stirbt das bei der Keimung entwickelte, in den Boden gegangene Würzelchen ab, und die Pflanze steht von nun an nicht mehr mit dem Boden in direkter Verbindung; sie bezieht ihren ganzen Nahrungsbedarf aus der befallenen Pflanze, weil sie kein Chlorophyll besitzt und nicht selbst aus Wasser und Kohlensäure organische Substanz herstellen kann. Den grünen Pflanzen, auf welchen die K. schmarotzen, sind sie daher nicht bloß mechanisch als Schlingpflanzen, sondern auch als Räuber von Nahrungsstoffen verderblich, und diejenigen Arten derselben, welche als Unkräuter die Kulturen heimsuchen, sind darum doppelt gefährlich. Die einzige hierher gehörige Gattung ist Cuscuta.

Kusnezk, 1) Kreisstadt im kleinruss. Gouvernement Saratow, am Trujew und an der Eisenbahn Morschansk-Sysran, mit 4 Kirchen, bedeutenden Gerbereien und (1880) 17,411 Einw. K. zeichnet sich durch seine Kleinindustrie aus; es zählt gegen 500 Werkstätten, in denen Handschuhe, Schuhmacherwaren, Holzsachen, irdene Töpfe, landwirtschaftliche Geräte etc. gefertigt werden, welche Gegenstände neben Talg, Leder und Wolle einen bedeutenden Ausfuhrartikel bilden. -

2) Kreisstadt im sibir. Gouvernement Tomsk, am Tom, mit (1884) 7309 Einw., in dem reichen Steinkohlenlager des Kusnezkischen Bassins, das aber ebenso wie die vorhandenen Lager von Eisen, Gold und Edelsteinen nur schwach ausgebeutet wird.

Kuß (lat. Osculum), das Aufdrücken der Lippen auf irgend einen Gegenstand als Zeichen der Freundschaft, Achtung und Liebe. Die Etikette hat auch für den K. bei jedem Volk eine Menge Zeremoniell eingeführt, und häufig ist der K. nur ein leerer Gebrauch (vgl. Begrüßungen). Bekannt ist der Pantoffelkuß als Bezeigung der Ehre gegen den Papst, während bei den Bischöfen der Fingerring geküßt wird. Im deutschen Mittelalter ward der K. auch zur Bekräftigung eines Vertrags und Versprechens angewendet, wie z. B. der Vasall den Lehnsherrn bei Übernahme eines Lehens zu küssen pflegte, und noch jetzt ist in mehreren Ländern der Verlobungskuß die Bestätigung des gegenseitigen Verlöbnisses. In der griechischen Kirche ist der sogen. Osterkuß üblich (vgl. Ostern), ein Überbleibsel des altchristlichen Friedenskusses (s. d.).

Kussala, s. Brayera.

Kussīn, s. Brayera.

Kußmaul, Adolf, Mediziner, geb. 22. Febr. 1822 zu Graben bei Karlsruhe, studierte in Heidelberg, ward Assistent bei Nägele und Pfeufer und schrieb: "Die Farbenerscheinungen im Grunde des menschlichen Auges" (Heidelb. 1845), die wichtigste aller Vorarbeiten zum Augenspiegel. 1847 lebte er in Wien und Prag, trat 1848 als Militärarzt bei der badischen Armee ein, machte den Feldzug in Holstein